«Ich fühle mich sehr, sehr wohl hier in Därwil»
09.01.2025 TherwilSeit dem gesundheitsbedingten Rücktritt von Gemeindepräsident Stefan Gschwind im November hat Vize-Gemeindepräsident René Saner das Amt ad interim übernommen. Wir sprachen mit ihm über sein neues Amt und die Herausforderungen, die in diesem Jahr auf Therwil zukommen.
BiBo: Herr Saner, Sie sind seit knapp zwei Monaten Gemeindepräsident ad interim. Haben Sie sich diese Aufgabe gewünscht?
René Saner: Diese Frage ist speziell. Ich kenne niemanden, welcher sich eine solche Funktion aufgrund eines Rücktrittes eines Kollegen aus gesundheitlichen Gründen wünscht.
Stefan Gschwind hatte mit Überlastungsproblemen zu kämpfen und musste kurzfristig von seinem Amt als Gemeindepräsident zurücktreten. Haben Sie keine Sorge, dass Ihnen das Amt über den Kopf wächst?
Ich bedaure sehr, dass mein Präsidiumskollege diesen Schritt gehen musste. Wir vermissen ihn sehr. Es gilt nach vorne zu schauen und die Herausforderungen im Gemeinderat im Kollegium anzugehen.
Im Februar sollen Wahlen stattfinden. Werden Sie danach weiterhin Gemeindepräsident sein?
Der Gemeinderat wird sich in neuer Zusammensetzung am Montag, 27. Januar, wenn die Einsprache- und Beschwerdefrist abgelaufen ist, konstituieren. Ob es eine Wahl geben wird, ist momentan noch offen. Eine mögliche Wahl des Präsidiums findet am 18. Mai 2025 statt.
(Und würden Sie es wollen?)
Ja. Mit der raschen Übernahme des Amtes habe ich gezeigt, dass ich motiviert bin, mein Engagement für Therwil noch auszubauen.
Sie stammen ursprünglich aus Aesch. Gibt Ihnen das bis zu einem gewissen Grad einen Blick von aussen auf die Gemeinde, und fühlen Sie sich dadurch freier in Ihrem politischen Handeln?
Ja, ich bin in Aesch aufgewachsen. Wir sind vor knapp 28 Jahren nach Therwil gezogen. Meine Kinder sind in Därwil aufgewachsen und waren und sind sehr aktiv in verschiedenen Vereinen, wie dem LC Therwil und der Jungwacht, engagiert. Ich fühle mich sehr, sehr wohl hier in Därwil. Das Wohl des Dorfes und die Entwicklung sind mir wichtig.
Sie vertreten das Ressort Bildung, Kinder, Jugend und Familie und haben somit einige Baustellen auf dem Schreibtisch. Zuoberst steht der Campus Mühleboden. Dieser ist durchaus umstritten. Ist er eine «Schuhnummer» zu gross für die Gemeinde?
Die Planungen für den Campus Mühleboden sind bereits im Jahr 2019 gestartet worden. Die Erwerbe der zusätzlichen Liegenschaften haben zu diesem Projekt geführt. Es ist eine grosse Aufgabe und die Finanzen werden wir äusserst genau im Blick behalten. Ich bin überzeugt, dass wir dies gemeinsam schaffen werden und somit auch die Investition in und für unsere Zukunft möglich sein wird.
Die äusserst klare Annahme des Planungskredits an der Gemeindeversammlung stimmt mich und meine Kolleginnen und Kollegen äusserst zuversichtlich.
Trotzdem: Die finanzielle Lage der Gemeinde spricht ja nicht gerade für solch ambitionierte Grossprojekte. Ist das auch ein Grund, warum Therwil Teil einer Gemeindeinitiative zum Finanzausgleichsgesetz ist?
Letztlich geht es bei den Gemeindefinanzen immer darum, einen ausgewogenen Weg zwischen Ausgabenkürzungen und damit Leistungsabbau und der Generierung von Mehreinnahmen zu finden. Die Gemeindeinitiative hilft uns, die finanzielle Belastung der Gemeindefinanzen auf der Ausgabenseite längerfristig leicht zu minimieren, ohne dabei an Attraktivität zu verlieren.
Ist das nicht ein Votum gegen die Solidarität gegenüber den Oberbaselbieter Gemeinden?
Nein, es geht bei der Gemeindeinitiative nicht darum, dieses solidarische System infrage zu stellen, sondern es gerechter zu gestalten. Die bereits begonnene Umsetzung eines Kompromisses zwischen Geber- und Empfängergemeinden sowie dem Kanton wurde vom letzterem einseitig und ohne nachvollziehbare Begründung sistiert. Schliesslich profitieren die Oberbaselbieter Gemeinden bei Annahme der Initiative auch im Bereich der Teuerungsanpassung, die seit rund einem Jahrzehnt nicht erfolgt ist.
Generell: Wo steht Therwil Ende 2025?
Es ist wichtig, dass wir einige grosse Projekte abschliessen können. Wir werden das Jahr auch nutzen, um strategische Entscheide zu treffen. Auch in Therwil werfen die finanzielle Situation, die Bereiche Alter und Asyl grosse Fragen auf, welche nachhaltige und tragfähige Antworten fordern. Ich bin zuversichtlich, dass es dem Gemeinderat gelingt, gemeinsam an diesen Themen zu arbeiten und einen Mehrwert für die Therwiler Bevölkerung zu schaffen.
Und wo steht René Saner Ende 2025?
Mein Engagement für Therwil entspringt meiner Verbundenheit mit dieser Gemeinde und seinen Einwohnern. Ich hoffe, dass ich Ende 2025 auf viele wertund sinnvoll erledigte Aufgaben und Begegnungen zurückblicken kann.
Stefan Fehlmann