Wenn jemand das Zepter weiterreicht

  13.11.2025

Übergaben sind selten laut und geschehen hinter den Kulissen – und doch bestimmen sie massgeblich die Zukunft unserer Gemeinden. In Bottmingen, Oberwil, Therwil und Ettingen zeigt sich diese Dynamik in vielen Facetten: mal formal und angekündigt, mal still und allmählich, aber immer als ein Akt der Verantwortung.

Im Burggartenkeller in Bottmingen ist der Wechsel sichtbar: Peter Marbet, der zwei Jahrzehnte lang im Vorstand war, übergibt das Präsidium an Lukas Keller. Es ist mehr als nur ein Namenswechsel auf der Liste – es ist die Zusage, eine Kulturstätte weiterzutragen, die Bühne für junge Talente bleibt und zugleich neue Impulse aufnimmt. Marbets Entscheidung zu gehen und Kellers Bereitschaft zu übernehmen, zeugen von Vertrauen und dem Mut, Verantwortung abzugeben bzw. zu übernehmen.

In Oberwil trafen sich die Vereinsverantwortlichen zum jährlichen Vereinstreffen. Im Fokus stand die «Arbeitsgruppe IG Vereine Oberwil», die künftig als Dachorganisation das Vereinsleben unterstützt, als Anlaufstelle dient und Veranstaltungen koordiniert. Beim anschliessenden Apéro nutzten die Teilnehmenden die Gelegenheit zum Austausch und diskutierten über Kooperationen, die Turnhalle und die Zukunft der Vereinsarbeit. Ziel der Initiative ist es, die über 100 Oberwiler Vereine gut zu vernetzen und nachhaltig aufzustellen.

Therwil zeigt, wie Nachfolge im Kleinen und im Wirkmächtigen funktioniert. Catharina und Philipp Schmid-Strähl investieren seit über 20 Jahren Zeit, Verlässlichkeit und Werte in den LC Therwil. Ihre Arbeit ist Vorbild, Ausbildung und Fundament zugleich. Dass sie sich wünschen, eines Tages loslassen zu können und trotzdem einen florierenden Verein zu hinterlassen, ist der Kern jeder nachhaltigen Übergabe: nicht abrupt abtreten, sondern Strukturen schaffen, die weiterbestehen.

In Ettingen offenbart die Ausstellung «Mixed Up» eine andere Form der Weitergabe: Erfahrene Künstlerinnen holen eine junge Begabung wie Noémi Binggeli ins Haus und teilen mit ihr nicht nur den Raum, sondern auch die Bühne, die Sichtbarkeit und die Erfahrung. Das Kuratieren, das gemeinsame Austarieren von Arbeiten und Räumen – all das ist Weitergabe in künstlerischer Form.

Gemeinsam zeigen diese Geschichten: Verantwortung weiterzugeben ist kein Verlust. Es bedeutet, Plätze freizumachen und zugleich den Fortbestand zu sichern. Vielleicht sollten wir öfter hinschauen, wenn das Zepter weitergereicht wird. Nicht nur, um den Abschied zu würdigen, sondern auch, um die Menschen, die übernehmen, zu begleiten – mit Interesse, mit Respekt und, wenn nötig, mit einem Angebot zur Unterstützung.

Viel Spass beim Lesen. Brooke Keller


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