Trickfilmer mit Herz und Sinn für Humor
07.12.2023 EttingenStefan Minder (43) ist ein grosser Filmfan aus Ettingen. Von Beruf Online Content Manager & Creator und privat zweifacher Familienvater produziert er seit seiner Jugend Trickfilme mit Lego – sogenannte Brickfilme – mit Herz, Leidenschaft und viel Sinn für Humor. Wir sprachen mit dem Trickfilmer.
Wie kamen Sie auf die Idee, Lego-Animationen zu erstellen?
Stefan Minder: Ich war schon immer ein grosser Fan von Animationsfilmen. Lego gibt mir die Möglichkeit, diese Leidenschaft auszuleben und meine eigenen Geschichten zu erzählen.
WieundwohabenSiedasAnimieren gelernt?
Durch Eigenstudium und «learning by doing». Meine ersten Trickfilme waren im Vergleich zu den heutigen schrecklich. Aber mit jedem Film habe ich wieder etwas dazu gelernt. Ich habe viele Bücher zum Thema Animation gelesen und mich mit den Animationsprinzipien vertraut gemacht. Ausserdem versuche ich dauernd, mit Büchern und Podcasts über das Drehbuchschreiben meine Geschichtenerzähler-Fähigkeiten zu verbessern.
Wie entwickeln Sie Ihre genialen Filmideen?
Oftmals inspirieren mich Lego-Sets zu einer Geschichte. Manchmal habe ich aber auch Blitzideen, wenn ich nicht einschlafen kann, oder ich nutze Erlebnisse aus meinem eigenen Leben. Daraus entwickle ich dann eine Geschichte und schreibe schliesslich ein Drehbuch.
Welchen Part übernehmen Sie in Ihren Produktionen?
Ich arbeite alleine, deshalb übernehme ich in der Regel alle Aspekte der Filmproduktion: Ich schreibe, animiere, führe Regie, erstelle visuelle Effekte usw.
Sie schreiben auch die Filmmusik selbst.Wie gehen Sie dabei vor?
Ich versuche anhand der Handlung die richtige Musik zu finden. Meistens habe ich schon beim Schreiben des Drehbuchs eine Idee, wie diese sich anhören oder anfühlen soll.
Welche Botschaft möchten Sie durch ihre Geschichten vermitteln?
Das kommt auf den Film drauf an. Eine gute Botschaft, sei sie ernst oder satirisch, ist mir auf jeden Fall wichtig. Oft spielen Aussenseiter eine Hauptrolle. Am wichtigsten ist mir, dass meine Geschichten die Zuschauer so einnehmen, dass diese vergessen, dass sie gerade Legofiguren anschauen.
IhreProduktionenkommenmeistohne gesprochene Sprache aus. Warum ist das so?
Ursprünglich ist es entstanden, weil mir die richtigen Dialogsprecher fehlen. Unterdessen ist es ist mir wichtig, dass meine Filme universell sind und überall verstanden werden. Allerdings ist eine Geschichte ohne gesprochene Worte auch eine Herausforderung, da die Zuschauer die Geschichte aus der Handlung heraus verstehen müssen. Ich benutze zur Unterstützung oft Symbole und Schilder.
Planen Sie grössere Projekte?
Meine Filme sind selten länger als 6 bis 7 Minuten, da der Aufwand sehr gross ist. Aber ich liebe Filme wie «The Nightmare Before Christmas» und «Chicken Run» und würde mit Freude an solchen Projekten mitwirken. Auch die Möglichkeit, eine Produktion für Lego oder andere Unternehmungen umzusetzen, reizt mich.
Verdienen Sie mit Ihren Trickfilmen Geld?
Bis jetzt nicht. Da ich die Filme nur nebenbei mache und somit meistens nur einmal im Jahr einen Film veröffentlichen kann, ist es ist sehr schwierig, einen hohen Bekanntheitsgrad zu erreichen und entsprechend über YouTube Geld damit zu verdienen. Deshalb bin ich jemeinen YouTube-Kanal abonniert. Anfragen für Auftragsarbeiten o. Ä. hatte ich bis jetzt keine.
Was empfehlen Sie Neueinsteigern? Auf was sollten sie achten und was sollten sie mitbringen?
Ganz wichtig ist Geduld, denn es braucht viel davon. Lasst euch nicht von grossem und teurem Equipment blenden. Wichtig sind gute Geschichten. Wenn die Handlung stimmt, dann ist es auch nicht schlimm, wenn euer Film mit einer Webcam mit tiefer Auflösung aufgenommen wurde. Startet klein und mit Leidenschaft und seid bereit, immer dazuzulernen. Das Internet kann viel dabei helfen.
GibtesPersonen,dieSieinspirieren?
Nebst Steven Spielberg sind sicher John Lasseter (Regisseur und Autor von vielen Pixar-Produktionen wie z. B. «Toy Story» und «Cars») und Henry Selick (Regisseur u. a. von «The Nightmare Before Christmas») eine grosse Inspiration. Wer mich auch immer inspiriert, sind die Studios, die Stop Motion Filme machen, wie etwa Laika («Coraline», «Boxtrolls») oder Aardman Animations («Shaun the Sheep»).
Haben Sie noch weitere Anmerkungen oder Informationen, die Sie teilen möchten?
Ich bin nicht der grösste Lego-Bauer und habe immer Mühe, Sets so zu bauen, wie ich mir sie vorstelle. Falls also jemand ein «Masterbuilder» ist und Interesse daran hat, Sets für mich zu bauen oder zur Verfügung zu stellen, bin ich sehr interessiert.
ClaudiaVarese
Weitere Infos über Stefan Minder und seine Trickfilme finden Sie auf der Webseite https:// hirschundelch.ch oder auf seinem YouTube-Kanal https://youtube.com/@hirschundelch.