BASELDYTSCHI BIHNI – «WIE WÄR S MIT TEE»
Eine feinsinnige Komödie mit Wortwitz und Charakter
12.12.2024
Regio
Die mit dem Prix schappo ausgezeichnete Baseldytschi Bihni steht mit der Dialektkomödie «Wie wär s mit Tee» in ihrer 132. Saison, die bis zum 17. Mai 2025 dauert.
Eine elegant gekleidete, leicht beschwipste und sichtlich gut gelaunte Dame (wunderbar schelmisch gespielt von Stephanie Stadler in ihrer zweiten Rolle nach ihrer letztjährigen Premiere) räkelt sich gemütlich auf dem Sofa einer Luxussuite eines der angesagtesten Basler Hotels und schaut sich am Fernsehen die TV-Sendung über ihr Idol an. Bei diesem handelt es sich um Star-Schauspieler Ruedi Amann (Michael Hug), der jeden Moment im Hotel als Gast erwartet wird. Alle sind aufgeregt. Allen voran die missmutige, strenge Hoteldirektorin Theres Bauer (Danila Dahinden) und der bis über beide Ohren verliebte und schwer begriffsstutzige Hotelpage Felix Hubacher (Philipp Borghesi), der als persönlicher Betreuer für den Schauspieler vorgesehen ist. Da sind auch Amanns Filmpartnerin Carmen Kaiser (Karin Kolb), die sämtlichen Männern, die ihr über den Weg laufen, den Kopf verdreht, und die junge, pflichtbewusste Assistentin Isabelle Steiner (Iris Heuss), zu deren Aufgaben es gehört, Ruedi Amann nicht mit Alkohol in Berührung kommen zu lassen und die mit Selbstbewusstsein nicht gerade gesegnet ist.
Wendungsreich und amüsant
Im Hotel soll ein Film gedreht werden – für die Hoteldirektorin die Chance, gute Presse und damit wieder mehr Gäste zu bekommen. Doch Ruedi Amanns Tage als glamouröser Schauspielstar sind gezählt. Das weiss er auch und deshalb gibt er sich entsprechend desillusioniert und lebensmüde. Welche Rolle da wohl ein Möchtegern-Russe aus Bettingen (Marc Gianola) und eine charmante Journalistin einer bekannten Illustrierten (Sabine Mack) dabei spielen mögen? Mehr sei an dieser Stelle über die wendungsreiche und höchst amüsante Handlung der neuesten Produktion der Baseldytsche Bihni nicht verraten, die noch bis zum 17. Mai 2025 im Kellertheater im Lohnhof zu sehen sein wird – mit der obligaten Pause im Februar/März, in welcher das Theater am Lohnhof für Gastspiele anderer Theater-Ensembles genutzt wird (Details siehe unter www.baseldytschibihni.ch).
Es ist ein charmantes Stück mit viel Wortwitz und Zweideutigkeiten, ein Stück, in welchem sich Charaktere wandeln, nicht immer alles so ist, wie es scheint, und das weniger auf Slapstick und Spektakel setzt als das letztjährige Stück «En eewige Gäldsääge». Das achtköpfige Ensemble wirkt sicher, gut eingespielt und ausgesprochen spielfreudig. Die Komödie «Wie wär s mit Tee», die Regisseur Tom Müller dieses Jahr gekonnt in Szene gesetzt hat, stammt aus der Feder von Enrico Maurer, der pro Jahr zwei bis drei Stücke selbst schreibt und seit 2016 Geschäftsführer des Breuninger Theaterverlags in Aarau ist. Das liebevoll gestaltete Bühnenbild stammt wie gewohnt von Hans «Dätt» Marti.
Schappo für Traditionstheater
Die Baseldytschi Bihni ist preisgekrönt in ihre neue Saison gestartet. «Der Basler Dialekt wird gepflegt und die Kleintheater-Kunst hochgelebt», schreibt Daniel Brunner als Mitglied der schappo Expertenkommission im Flyer zur Verleihung des 53. Prix schappo, und: «85 Aktivmitglieder engagieren sich ohne Entgelt, um dem lokalen Theater eine Bühne zu geben.» Die Preisübergabe fand am 6. November im Kellertheater im Lohnhof statt. Entstanden ist der Verein1892, als Gäste einer Hochzeitsfeier die «Dramatische Gesellschaft Basel» gründeten mit dem Zweck der «Pflege und Veredelung geselliger Unterhaltung», wie es damals hiess. Im Jahr 1925 erfolgte die Umbenennung in «Dialektgruppe Baseldytschi Bihni». Seit 1996 ist die Baseldytschi Bihni im Kellertheater des Lohnhofs zu Hause. Der Verein zählt heute rund 1000 Mitglieder, wovon sich die besagten 85 Aktiven auf, neben und hinter der Bühne engagieren, inkl. Bühnentechnik, Betreuung und Bewirtung der Gäste im Foyer sowie der Administration. «Wär uff dr Baseldytsche Bihni spiile mecht, muess e weeneli en Egge ab ha!», lässt sich Präsident Remo Gallacchi zitieren. Das spürt man und das macht Spass beim Zuschauen.
Rolf Spriessler