PRO NATURA
30 Jahre Wolf in der Schweiz
24.04.2025
Forum
BiBo. Seit 30 Jahren ist der Wolf zurück in der Schweiz. Seit 13 Jahren kommen in Wolfshöhlen hierzulande jeden Frühling neue Welpen zur Welt. Doch der Wolf ist noch kein Tier wie jedes andere. Pro Natura sieht trotzdem gute Chancen für ein tragfähiges Nebeneinander von Wolf und Mensch.
2012 gab es am Churer Hausberg Calanda nach über 150 Jahren erstmals wieder Wolfsnachwuchs in der Schweiz. In der «wolfslosen» Zeit hatte sich die Schweiz von einem Agrarland in eine Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft verwandelt. Die übernutzten Wälder und Alpen haben sich mittlerweile erholt. Ganz oder fast ausgerottete Arten wie Hirsch, Reh, Gämse und Steinbock sind zurückgekehrt und weisen hohe Bestände auf. Ihnen folgte der Wolf, auf natürlichem Weg aus Italien und Frankreich kommend. Heute sucht sich eine wachsende Anzahl von Wolfsfamilien jeden Frühling Erdhöhlen, in denen die trächtigen Muttertiere eine neue Wolfsgeneration zur Welt bringen. Doch das Leben als Wolf in der Schweiz ist gefährlich: Im Winter 2024/25 wurde rund jeder dritte Wolf in der Schweiz geschossen. Auch die natürliche Sterblichkeit, Strassenunfälle und Wilderei fordern ihren Tribut.
Auch für Pro Natura ist der Umgang mit dem Wolf – bei aller Freude über die natürliche Rückkehr des einheimischen Wildtieres – ein Lernprozess. Die politische Zustimmung zum regelmässigen «proaktiven» Abschuss zahlreicher Jungwölfe fällt nicht leicht. Auch die Erkenntnis, dass Ängste nicht mit wissenschaftlichen Argumenten aus der Welt zu schaffen sind, muss in Naturschutzkreisen noch wachsen. Im Gegenzug fordert Pro Natura eine neue Normalität ein: Diese muss wirksamen Herdenschutz, sachliche Berichterstattung, notwendige und legitime Wolfsabschüsse, Aufklärung der Bevölkerung und richtiges Verhalten bei Wolfsbegegnungen umfassen. Pro Natura verlangt zudem, dass «unauffällige» Wolfsrudel in Ruhe gelassen werden. Der ökologische Beitrag des Wolfs an gesunde Wildhuftierbestände und (Schutz-) Wälder muss wertgeschätzt werden.