50 Stunden lang gefeiert
10.04.2025 BottmingenVor 50 Jahren eröffnete der von der Gemeinde Bottmingen finanziell mitgetragene Robinsonspielplatz «Daronga» in Binningen.
Bei manchen Kindern mehr Schokoladenaufstrich als Brot, gebratener Schinken, Spiegeleier und jede Menge Konfitüre, Kaffee und Orangensaft – der Brunch am Sonntagmorgen liess keine Wünsche unerfüllt. Während die einen noch das umfangreiche und köstliche Buffet genossen, sprangen nebenan schon wieder Kinder durch die einmalige Idylle zwischen Birsig und Rümelinsbach gleich neben der Tramhaltestelle Oberdorf. Sie kletterten auf die selber gebauten Hütten, schaukelten wo immer möglich, bauten Schiffe und liessen diese den Rümelinsbach hinuntergleiten und sprangen euphorisch am Ufer hinterher.
Diese Schiffswettfahrten haben wie so viele andere Gewohnheiten auf dem Robinsonspielplatz «Daronga» in Binningen Tradition. Seit 50 Jahren treffen sich Kinder und Jugendliche auf dem Robi zum Spielen, Verweilen, Basteln, Werken, sich auch mal Langweilen, Lernen und Freundschaften schliessen, die manchmal ein Leben lang halten. Das Jubiläum nahmen die Verantwortlichen vom Trägerverein und der operativen Leitung zum Anlass, den Robi von Freitag bis Sonntag während 50 Stunden permanent offen zu halten.
Das zweite Zuhause
50 Stunden Robi am Stück – was für ein Fest! Als die Kinder am Freitag um 13.30 Uhr vor verschlossenen Türen standen, war der Schock zuerst gross. «Kein Robi heute?», fragten sie sich. Denn eigentlich ist der Robi ausser sonntags an jedem Tag geöffnet. Doch die Kinder realisierten bald, dass heute etwas Besonderes passieren wird. Um 16 Uhr öffneten endlich die Tore. Es gab für einige kein Halten mehr. Jubelnd stürmten sie ihren Abenteuerspielplatz, der für viele Generationen in den letzten 50 Jahren zum zweiten Zuhause geworden ist.
Je zwölf Kinder übernachteten von Freitag auf Samstag und von Samstag auf Sonntag auf dem Robi. Gerade am Wochenende kamen viele unbekannte Gesichter, die noch nie auf dem Robi waren. «Das hat mich besonders gefreut. Es gab tolle Gespräche. Wir spürten grosses Interesse und Wertschätzung», betonte am Sonntagmorgen Co-Leiter Roger Schlumpf.
Seit 1992 ist Roger Schlumpf auf dem Robi «Daronga» aktiv. Das freie Spielen, wie es auf dem Robi seit 50 Jahren gelebt und praktiziert wird, sei heute eine Ausnahme. Umso wichtiger sei der Robi als «Oase der Freiheit», findet Co-Leiterin Susanne Rickhaus. Es herrsche aber keine Anarchie, stellt Roger Schlumpf klar. «Es gibt klare Regeln. Wir nehmen aber die Eigenverantwortung der Kinder ernst. Das ist nicht mehr selbstverständlich.»
Die Oase ist bedroht
Der Binninger Gemeinderat Marc Schinzel (FDP) sprach in seiner unterhaltsamen Rede von einem «Ort der konstruktiven Rebellion», von einem «Ort der Freiheit, der niemals fertiggebaut ist». Am offiziellen Jubiläumsakt mit Musik und Ansprachen waren auch Gründerinnen und Gründer von 1975 dabei. Vereinspräsident Beni Lösch erinnerte an die Anfangszeiten, als das das Bedürfnis nach Freiraum für Kinder und Jugendliche im wachsenden Leimental immer grösser wurde. Kamen 1992 noch 4000 Besucherinnen und Besucher pro Jahr auf den Robi, sind es heute rund 16‘000 pro Jahr.
Zu ihnen gehören Alena (9), Jasmina (9) und Isabella (12), die sich am Sonntag auf dem Robi vergnügten. «Ich mag es sehr, dass ich hier frei sein kann. Es wird nicht immer gesagt, was man tun soll und was nicht», schwärmte Alena. Sie sei oft gleich nach der Schule auf dem Robi, verrät Isabella aus Therwil. «Man muss nicht mit jemandem konkret abmachen. Meistens kennt man sowieso jemanden.»
Alena, Jasmina und Isabella wissen, dass die Idylle zwischen Birsig und Rü- melinsbach bedroht ist. Der Zoo Basel möchte sich auf Baselbieter Boden vergrössern. Damit müssten unter anderem der Robi und das Jugendhaus auf der Parzelle Schutzmatte weichen. Für die drei Mädchen ist ganz klar: «Der Robi muss hier bleiben. Der Zolli ist schon gross genug.» Das ist auch der Wunsch der Robi-Verantwortlichen.
Gemeinderat Marc Schinzel versicherte, dass der Gemeinderat voll und ganz hinter dem Robi steht. «Der Robi ist wichtiger denn je in Binningen. Wir müssen zum Robi Sorge tragen.» Eine konkrete Aussage zum Standort machte Schinzel aber nicht.
Tobias Gfeller