«95 Prozent der Leute sind diszipliniert»
30.05.2025 EttingenRevierförster Christoph Sütterlin sieht keine Zunahme betreffend liegen gelassenem Abfall im Ettinger Wald.
Es sind keine schönen Bilder: Dutzende leerer Dosen und Flaschen, dazu Chips-Packungen, Fondue-Kartons und sogar volle Kehrichtsäcke. Der Müll, den einige Benutzerinnen und Benutzer immer wieder an den Feuerstellen im Ettinger Wald hinterlassen, sorgt für Kopfschütteln und Unverständnis – auch bei Leserinnen und Lesern des BiBo, welche die Redaktion immer wieder auf dieses Problem aufmerksam machen.
Christoph Sütterlin kennt das Problem natürlich bestens. Seit 1992 ist der 64-Jährige bei der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) am Blauen, zu der neben Ettingen auch Bättwil, Hofstetten-Flüh, Metzerlen-Mariastein und Witterswil gehören. Der Revierförster und seine insgesamt sieben Forstwarte sind täglich im Wald, wo sie nach dem Rechten schauen. Eine von Sütterlins allerersten Amtshandlungen war übrigens, im Wald die Mistkübel zu entfernen. Eine Massnahme, die sich bewährt hat, weil sie die Eigenverantwortung der Leute geweckt hat. «Es hat sich ein Selbstverständnis entwickelt. Die Leute sehen eine saubere Feuerstelle und haben den Impuls, sie auch sauber zu verlassen», erklärt Sütterlin.
Geht es nach dem Revierförster, sind die Eigenverantwortlichen von damals, die ihren Müll auch wiedermitnahmen, nicht ausgestorben und haben Umweltsündern mit niedriger Hemmschwelle Platz gemacht – im Gegenteil. «95 Prozent der Leute sind diszipliniert», hält Sütterlin fest. An diesem Urteil hat sich während seiner über 30-jährigen Amtszeit nichts geändert, weshalb er auch nicht von einer Zunahme sprechen will. Sütterlin berichtet vielmehr von Anrufern, die sich nachträglich telefonisch bei ihm entschuldigten, weil sie von einem schlechten Gewissen geplagt wurden, und von Menschen, die am nächsten Tag mit einem Müllsack gekommen sind, um ihre «Hinterlassenschaften» zu entfernen.
Lange bleibt der Müll in den von der FBG am Blauen betreuten Wäldern allerdings nicht liegen. «Wenn wir etwas sehen, sammeln wir es ein», hält Christoph Sütterlin fest. Eine Verpflichtung dazu haben die Forstwarte übrigens nicht. «Für uns ist es Ehrensache!»
Vor dem Eingang zum Forstwerkhof an der Hofstettenstrasse 30 steht ein 800 Liter fassender Stahlcontainer, der fast voll ist. Der Inhalt besteht aus Abfällen, die in den letzten drei Wochen im Revier der FBG am Blauen eingesammelt wurden. Die übliche Menge für diesen Zeitraum, versichert der Revierförster. Den grösseren Teil machen allerdings Dinge aus, welche die Leute aus dem fahrenden Auto entlang der Strasse in den Wald werfen.
Die Zunahme an liegen gelassenem Kehricht an den rund 60 Feuerstellen, ein Viertel davon in Ettingen, nimmt in der Regel an Feiertagen und zum Ende der Schulzeit zu, wie Christoph Sütterlin aus Erfahrung weiss. Die Möglichkeit, zu bestimmten Zeiten den Wald zu kontrollieren, um die Umweltsünder aufzuschrecken, besteht natürlich. Doch Sütterlin sieht darin nicht viel Sinn, denn Bussen ausstellen dürfen die Forstwarte nicht. «Das dürfen nur Ranger.» Im Gegensatz zu anderen Wäldern wie in Allschwil oder Reinach gibt es in den Wäldern der FBG am Blauen niemanden, der diese Position bekleidet. «Das wäre vielleicht etwas für unser Revier», sagt der Förster, der auch schon eine Anfrage diesbezüglich gestellt hat.
Das Aufstellen von Mülleimern würde das Problem ebenfalls nicht lösen, ist der Fachmann überzeugt. «Zwei, drei Sachen liegen immer nebendran …» Aus serdem bestünde in diesem Falle die Pflicht, die Mistkübel zu leeren.
Das beste Mittel gegen Müll im Wald ist also immer noch, im Bewusstsein der Menschen zu verankern, dass sich so etwas einfach nicht gehört – sei es aus optischen oder aus Gründen des Umweltschutzes. Christoph Sütterlin ist jedenfalls sicher: «Die grosse Mehrheit hat es begriffen.»
Alan Heckel