Im Laufe der Rekrutenschule mit der ständigen Zwangsrasur war mein Bartwuchs bald so weit, dass er täglich unter die Klinge musste. Damals kannten wir den Ausdruck «After shave» kaum, es war die Rede von «Rasierwasser» und dabei wurde meistens die Marke «Pitralon» genannt. Ich benützte so etwas nicht, konnte mich allerdings für «Pino silvestre», das Duftwasser eines Militärkameraden, begeistern, aber 1 Franken Tagessold erlaubte mir solche Extravaganzen nicht.

Die duftlosen Tage nahmen ein Ende, als mir meine Schwester als Ferienmitbringsel aus Holland eine grosse Flasche «Old Spice After Shave» mitbrachte. Diese Marke war bei uns damals völlig unbekannt. Mit dem Wohlgeruch von old spices, also altbekannten Gewürzen, konnte ich bei meinen Studienkolleginnen punkten.

Mit der Zeit wurde ich bescheidener und gab mich mit einem unauffälligen Wässerlein zufrieden. Aber «After Shave» hiessen in der Zwischenzeit bald alle. Die Marke «Old Spice» verschwand dann für ein paar Jahre und tauchte erst später wieder auf. Für besondere Anlässe besorgte ich mir irgendwo ein Gütterlein davon und erfreute mit dem Duft auch meine Partnerin.

Dann wurde die Flasche leer. Ich suchte im Internet nach dem Angebot. Die Filiale einer Parfümeriekette pries die Marke an und ich fuhr mit dem Velo dorthin.

«Das ist nicht an Lager, aber ich kann es Ihnen portofrei nach Hause schicken lassen!»

Auf dieses Angebot ging ich ein. Da ich beim Zahlen die Kundenkarte meiner Partnerin gezeigt hatte, ging die Sendung zu ihr und musste mir erst noch nachgetragen werden.

In der Zwischenzeit hatte ich bemerkt, dass ich die Flasche zum gleichen Preis und ohne Umstände beim Grossverteiler hätte kaufen können.

Zum Trost für all das Hin und Her fand ich im Paket noch drei Gratismuster mit verschiedenen Duftwässerlein.
Immerhin!

Hansjörg Hänggi, freischaffender Autor in Therwil, bekannt durch seine Lieder- und Geschichten-Abende.