Altoberwil.ch wird 10 Jahre alt

  10.07.2025 Oberwil

Altoberwil.ch feiert 10 Jahre Bestehen: Seit 2015 dokumentiert die vom gleichnamigen Verein herausgegebene Webpage das Oberwil früherer Zeiten. Der BiBo hat Initiator Pascal Ryf zum Gespräch getroffen.

Als Altoberwil.ch 2012 online ging, war die Arbeit von Lokalhistoriker Eugen A. Meyer ein Vorbild. Im Jahr 2013 fand die Veranstaltung «z’Oberwil underwäggs» statt, die zu einer Publikation mit Fotos abgerissener Gebäude führte. 2015 wurde die Chronikkommission Oberwil gestrichen: Die Arbeit habe zwar historischen Wert, sie sei aber keine notwendige Leistung, wurde argumentiert. Pascal Ryf schlug an der Gemeindeversammlung vor, die Chronik ehrenamtlich zu führen. Seit 2015 politisiert Ryf im Landrat und seit 2022 ist er Gemeinderat in Oberwil, zuständig für Bauten und Raumplanung.

Oberwil besucht Oberwil
Das grosse Interesse an Altoberwil.ch führte dazu, dass ein Buch publiziert wurde. Dafür gründeten Pascal Ryf, Hanspeter Ryser und Karl Schenk-Hügin 2015 den Verein Altoberwil.ch. Dieser hat das Ziel, «die Erinnerung an die Geschichte Oberwils zu erhalten, die ortsgeschichtliche Forschung zu fördern sowie kulturelle und historische Gegenstände und Dokumente der Gemeinde Oberwil zu sammeln und zu archivieren». Diesen Juni fand die Jubiläums-Generalversammlung des Vereins statt: «Es war sehr schön, wir hatten musikalische Begleitung und Musikpublizist Sigfried Schibli hielt ein spannendes Referat zum Musikleben im Baselbiet.»

Im September plant Altoberwil.ch zur Feier des Jubiläums einen Ausflug nach Oberwil im Simmental und Oberwil bei Büren im Berner Mitteland.

Weit zurückreichende Faszination
Pascal Ryfs Faszination für Geschichte geht weit zurück. Schon seine Primarlehrerin Hübner habe dieses Interesse in ihm geweckt – das Fossiliensuchen in Diegten habe ihn aber genauso gefesselt. «Archäologe zu werden war einmal ein Thema», lacht er. «Aber es erwies sich am Ende dann doch als zu brotlos.» Er fing 1996 an, alte Bauernhöfe, die vor dem Abbruch standen, zu fotografieren. Alte Fotos aus den Jahren vor 1960 hatte Ryf damals noch fast keine, also wollte er die neueren Veränderungen dokumentieren. «Man kann sich die Änderungen fast nicht mehr vorstellen, die hier eingetreten sind.»

Langer Atem und gute Nerven gefordert
Das Betreiben einer Plattform wie Altoberwil.ch über eine so lange Zeit erfordert einen langen Atem. Und gute Nerven, wie eine Anekdote zeigt: Eines Tages sei Pascal Ryf mit der Harddisk aus dem Haus gegangen, auf der die Sicherheitskopien der Fotos gespeichert waren. «Wir stiegen in Bern ins Auto, unterhielten uns, ich legte das Laptop beim Einsteigen aufs Dach.» Das sei ihm aber erst auf der Autobahn aufgefallen. «Ich meldete den Verlust beim Fundbüro und bei der Polizei.» Nach zwei Wochen habe er das überfahrene Laptop wieder gehabt. Zu 70 Prozent sei die Datenrettung erfolgreich gewesen. «Seither sind alle Daten auch in der Cloud gespeichert», lacht er.

Blick in Vergangenheit und Gegenwart
Im Gespräch mit Pascal Ryf tritt ein ebenso starkes Interesse an der Vergangenheit wie an Gegenwart und Zukunft zutage: Er sitzt einem wie die Verkörperung von Goethes Diktum «Eine Chronik schreibt nur derjenige, dem die Gegenwart wichtig ist» gegenüber.

Wer Nostalgie hinter Altoberwil.ch vermutet, täuscht sich. Verklärend sei sein Blick zurück nicht. «Schon die Geschichte meiner Urgrossmutter verhindert es, dass ich die Vergangenheit verkläre. Nach dem Tod von Albert Ryf-Seiler im Jahr 1924 stand sie als Witwe mit fünf Kindern alleine da und musste, da es noch keine Witwenrente gab, im Dorf betteln gehen.» Bei Altoberwil.ch geht es nicht ums «Hängen am Vergangenen», sondern ums «fröhliche, teils staunende Zurückblicken auf eine verstrichene Zeit».

Auf Unterstützung angewiesen
Möglich ist Altoberwil.ch nur mit viel Unterstützung – Spenden, Fotografien oder Geschichten aus der Dorfgeschichte. Unterstützung kommt aber auch von der Gemeinde für die alle zwei Jahre publizierte, gedruckte Chronik. Ebenso wichtig ist die Unterstützung durch interessierte Oberwilerinnnen und Oberwiler. Weitere Unterstützung kommt vom Staatsarchiv Basel-Landschaft, etwa die «Erlaubnis, historische Katasterpläne auf der Homepage veröffentlichen zu dürfen». Auf 2025 hin erschien erstmals ein Kalender, der sehr gut ankam: «Wir mussten ihn zweimal nachbestellen», so Ryf. Noch sei es aber noch nicht geklärt, ob 2026 wieder ein Kalender erscheint. Sicher ist: Das 2023 bei Reinhardt erschienene, von Pascal Ryf initiierte «Wimmelbuch Oberwil» erfreut sich nach wie vor grosser Beliebtheit.

Gregor Szyndler


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