Am Ende muss es einfach 157 ergeben

  17.04.2025 Oberwil

Einen Monat vor dem Qualifikationsturnier für den Donnschtig-Jass trafen sich Jassbegeisterte zum Plauschturnier im Rössli. Auch für die Organisatoren war es ein Warmlaufen.

«Mit dem Trumpf Ass null ansagen, kann ich nicht empfehlen.» Turnierleiter Reto Müller vom Eidgenössischen Differenzler Jass Verband (EDJV) hat vor Turnierstart und in den Pausen für die Teilnehmenden ein paar Tipps auf Lager. Die 32 Jasserinnen und Jasser nehmen sich Reto Müllers Tipps zu Herzen. Dass sie Erfolg bringen werden, ist aber überhaupt nicht garantiert. «Das ist ja das Spannende», meint Müller auf den Hinweis, dass man ja nie wisse, was die anderen am Tisch ausspielen. «Bei allen Tipps, die ich befolgt habe, ist das Gegenteil eingetroffen», ruft ein Teilnehmer lachend zurück.

Spätestens nach der ersten Runde ist der Ehrgeiz geweckt. Die Atmosphäre ist ausgelassen und fröhlich. Stimmen müssen die Zahlen bei aller Lockerheit trotzdem. Darauf achten die Schreiberinnen und Schreiber an den acht Tischen. Zur Not wird das Handy zum Rechnen zur Hilfe genommen. Am Ende muss es einfach 157 ergeben, erinnert Turnierleiter Reto Müller mehrfach.

Besonders gesucht: Jasserin und Jasser zwischen 10 und 18 Jahren
Mit dem von der Gemeinde organisierten Plauschturnier lanciert Oberwil sein «Jass-Jahr», das am 14. August mit der SRF-Sommersendung Donnschtig-Jass auf dem Eisweiher seinen Höhepunkt erleben soll. Dafür muss sich Oberwil zuerst gegen Binningen durchsetzen. Das Duell findet entweder in Eglisau oder Hüntwangen statt. Beide Gemeinden liegen im Kanton Zürich. Wer für Oberwil antreten wird, entscheidet sich beim offiziellen Qualifikationsturnier am 10. Mai.

Die Herausforderung für alle teilnehmenden Gemeinden liegt darin, eine Jasserin oder einen Jasser zu finden, der noch nicht erwachsen ist. Das ist die Vorgabe von SRF. Bei der Jugendarbeit und in der Primarschule der Gemeinde Oberwil steht deshalb das Jassen aktuell hoch im Kurs.

Auf einen Donnschtig-Jass in Oberwil würde sich auch Turnierteilnehmer Alfred Lauber freuen. Er überlege sich noch, ob er sich für das Qualifikationsturnier anmelden soll. «Ich jasse den Differenzler regelmässig online. Mal schauen, wie es hier heute Abend läuft.» Jassen sei ein tolles Spiel. Ehrgeiz sei gut, es dürfe aber nicht vergiftet werden, was beim Jassen leider ab und zu vorkomme. Hanspeter Brand jasste regelmässig als Wirt im Restaurant Alte Post in Oberwil. «Ich hatte strenge Lehrmeister. Zuerst mein Vater, dann meine Gäste.»

Menschliche Gegner besser als die App
Die Regeln vonseiten SRF und Jass Verband sind streng. Reto Müller achtet genau darauf, dass sie eingehalten werden. Er kontrolliert und visiert nach jeweils vier Runden – einer sogenannten Passe – die Resultate. «Wir wollen den Ablauf des offiziellen Qualifikationsturniers heute schon durchspielen. Das hilft den Teilnehmenden und uns als Organisatoren», erklärt Mireille Frabotta, bei der Gemeinde Oberwil verantwortlich für Anlässe, Vereine und Freizeit. Das lokale Organisationskomitee für den Donnschtig-Jass präsidiert Gemeindeverwalter André Schmassmann, der beim Plauschturnier kurzfristig als Spieler einspringen musste.

Mit Begeisterung und Ehrgeiz ist auch Ruedi Renold am Werk. Seine Ansagen notiert er jeweils schnell. «Ich brauche dafür nicht lange. Ich schaue, was ich für Trümpfe und potenzielle Böcke habe.» Er jasse öfters auf einer App. «In der ersten Runde musste ich aber feststellen, dass die App dümmer ist als meine Gegner hier am Tisch», lacht Ruedi Renold herzhaft. Man spürt bei Ruedi Renold die Routine und Erfahrung, die gemäss Turnierleiter Reto Müller beim Jassen helfen. Am Ende reichte es für Platz zehn. Den Sieg holte sich Alfons Matter aus Witterswil mit 84 Differenzpunkten in gesamthaft 16 einzelnen Runden. Dahinter folgten Roland Schläpfer und Jörg Gruber, beide aus Oberwil und beide mit 87 Differenzpunkten.

Grosse Chance für Oberwil
In der Turnierhalbzeit wird unter den 32 Teilnehmenden diskutiert und gefachsimpelt. Schlechte Karten und überraschend den letzten Stich und die fünf Zusatzpunkte bekommen, obwohl man die angesagte Differenz bereits perfekt hat – beim Jassen kann man sich köstlich freuen und aufregen. Mit dem Plauschturnier im Rössli wurde in Oberwil das Jassfieber entfacht. Am 10. Mai gilt es beim Qualifikationsturnier ernst. Die Austragung des Donnschtig-Jass ist für Gemeinden eine Chance, sich einem grossen Fernsehpublikum von ihrer besten Seite zu präsentieren. Dafür braucht Oberwil ein starkes Team. Am Plauschturnier hat sich schon mal gezeigt, dass es an hervorragenden Jasserinnen und Jassern nicht mangeln sollte. Tobias Gfeller

Anmelden für das Qualifikationsturnier: donnschtig-jass@oberwil.ch


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