Auf der Bühne statt im Gerichtssaal

  13.02.2025 Bottmingen

Sven Ivanic gab seinen Beruf als Jurist auf und steht nun als Stand-up-Komiker auf der Bühne. Letzten Freitag machte er in Bottmingen halt – und sorgte zusammen mit Milan Milanski und Mihajlo Spasic für einen amüsanten Abend.

Der Burggartenkeller ist bis auf den letzten Platz besetzt, das Licht gedimmt, die Atmosphäre gemütlich, fast schon intim. Ein Setting, das ihm richtig gut gefalle, meinte der Protagonist des vergangenen Freitagabends Sven Ivanic einleitend. Doch auch wenn die Location viel zum Gelingen eines Anlasses beitragen kann – ausschlaggebend war für ihn nur ein Kriterium: «Solange Sie lachen, ist alles gut.»

Das tat das Publikum am vom Verein Burggartenkeller organisierten Comedy-Abend – und wie. Noch vor dem eigentlichen Auftritt des serbokroatischen Komikers aus Zürich kamen die Zuschauerinnen und Zuschauer in den Genuss einer Pre-Show mit Milan Milanski, einem im Basler Gundeldinger Quartier aufgewachsenen Comedy-Newcomer ebenfalls mit Wurzeln im Balkan. Pointiert berichtete der 34-Jährige von seinem eigenen Leben, von kulturellen Besonderheiten seiner Heimat und von der Reaktion seiner Mutter auf sein Outing als Homosexueller. Auch der eine oder andere Seitenhieb fehlte nicht – durch den Kakao gezogen wurden unter anderem die Deutschen. Das finde er sowieso wunderbar, bemerkte Milanski verblüfft: «Indem man Deutsche fertig macht, bringt man ein Schweizer Publikum zum Lachen.»

Tomate versus Selecta-Automat
Anschliessend wurde die Bühne wieder frei für Sven Ivanic, seines Zeichens nebst Komiker auch Jurist, der an Sarkasmus und Selbstironie kaum zu übertreffen war: «Als Jurist war ich wohl nicht so erfolgreich, sonst würde ich jetzt nicht hier in einem Keller auf der Bühne stehen.» Mit Humor, immer aber auch der nötigen Portion Feingefühl, thematisierte er etwa Unterschiede in der Mentalität zwischen dem Balkan und der Schweiz: «Kinder aus der Schweiz haben zum Znüni eine halbe Cherrytomate und ein Darvida dabei, jene aus dem Balkan einen halben Selecta-Automat.» Vereinzelte Aussagen konnten auch als versteckte Kritik verstanden werden: «Warum erwähnt man in den Nachrichten die Nationalität der Täter und nicht zum Beispiel deren Hobby oder Sternzeichen?», fragte sich der Komiker.

Was besonders beeindruckte, war, wie Ivanic sein Publikum in die Show integrierte, sodass es regelrecht Teil davon wurde – auch Teil der Lieder übrigens, die er begleitet von Mihajlo Spasic an der Handharmonika zum Besten gab. Von «Mit dem Bus im Balkan» über «Eifach öpis» bis «Pascal, du geile Siech» war alles dabei. Pascal war übrigens ein Zuschauer im Publikum.

Spontan komponiertes Lied
Punkten konnte der 34-Jährige nicht zuletzt mit seiner Spontaneität: Er ging auf die einzelnen Zuschauer mit individuellen Fragen und Witzen ein und komponierte kurzerhand sogar ein Lied mit ihnen zusammen. Hierfür durfte jemand aus dem Publikum sein Lieblingstier am Mikrofon nachmachen – es war ausgerechnet ein Tiger. Keine zehn Sekunden später donnerte das fauchende Gebrüll in voller Lautstärke durch den Saal, während Ivanic mit seiner Gitarre kaum noch mithalten konnte. Das Publikum amüsierte sich bestens – das grölende Lachen liess diesbezüglich keine Zweifel offen.

Gerade letzteres Beispiel zeigt: Es handelte sich bei der Show unter dem Titel «Stilbruch» nicht um eine Komödie mit einer tieferen Botschaft – doch darum ging es dem Zürcher Komiker auch gar nicht. «Mir ist einfach wichtig, dass die Leute lachen und dass wir es als Gruppe miteinander lustig haben», erklärte er anschliessend im Gespräch mit dem BiBo. Inspirieren tue ihn für sein Programm «alles, was mich beschäftigt», vieles sei auch autobiografisch. Zu sehen ist Sven Ivanic hier in der Region wieder am 10. April (Theater Fauteuil, Basel) und am 3. Mai (Theater Palazzo, Liestal).

Suche war erfolgreich
Im Verein Burggartenkeller geht es nun weiter mit einem Discoabend am 29. März um 20 Uhr und mit einem Konzert mit Violinistin Rachel Kolly am 4. April ebenfalls um 20 Uhr. Und es werden nicht die letzten Veranstaltungen sein. Wie Vorstandsmitglied Simon Rüttimann dem BiBo nämlich mitteilte, sei die letztes Jahr gestartete Suche nach weiteren Vorstandsmitgliedern erfolgreich gewesen. Man darf sich also auf weitere kulturelle Leckerbissen im Burggartenkeller freuen.

Nathalie Reichel


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