LESERBRIEFE
08.05.2025 TherwilEin «Leuchtturmprojekt» auf Kosten der Therwiler
Seit Jahren hören wir von unseren Finanzverantwortlichen, dass rund 80 % der jährlichen Ausgaben nicht beeinflussbar sind. Dies wegen den Vorgaben des Kantons, angeblich nicht voraussehbaren Kosten für Soziales, Asyl, Gesundheit, Infrastruktur, Bildung (ca. 30 %), Finanzausgleich (ca. 10 %) etc. Vor rund 10 Jahren hatte unsere Gemeinde keine Verschuldung. Seit dem Bau des bereits jetzt schon zu grossen Wilmattschulhauses – aktuell stehen Klassenzimmer leer – und per Ende 2024 liegt die Fremdverschuldung gemäss Finanzplan 2025– 2029 bei Fr. 25,1 Mio. Demgemäss wird die Verschuldung per Ende 2029 bei Fr. 65,2 Mio. liegen. Rechnet man optimistisch mit einer linearen jährlichen Tilgung der Schulden von 1 Mio., ohne die Verschuldung zu erhöhen (was realistisch betrachtet nicht möglich sein wird), dauert es sagenhafte 65 Jahre, bis wir die Schulden zurückbezahlt haben. Konkret bedeutet dies, dass mindestens zwei Generationen diese wahnsinnige Verschuldung tilgen müssen. Das Lobbyieren der federführenden Gemeinderäte und Gemeindeverwaltung erweckt den Eindruck, dass ihnen diese Verschuldungsthematik völlig egal ist und sie sich auf Kosten der heutigen Kinder und zukünftigen Steuerzahler ein Denkmal setzen wollen, ohne sich auf die effektiven Bedürfnisse der Schule zu konzentrieren. Ich frage mich, ob sie sich ihrer Verantwortung gegenüber ihren Wählern und aktuellen und zukünftigen Steuerzahlern bewusst sind, wo es doch so einfach scheint, das Geld anderer Leute auszugeben. Obwohl diese Politik weltweit gerade im Trend liegt, bin ich überzeugt, dass wir unseren Kindern zuliebe so nicht weiter wirtschaften dürfen und bitte Sie, am 18. Mai Nein zu stimmen.
Thomas Brodbeck, Therwil
Für eine Zukunftsgerichtete Gemeinde – Ja zum Projektierungskredit für den Campus Mühleboden
Die Sanierung des Schulhauses Mühleboden ist überfällig und dringend, dies wird auch von den Gegnern nicht bestritten. Sie bestreiten vor allem die Kosten und die Grösse des Projektes. Deshalb möchte ich auf diesen Punkt eingehen.
Durch das explosionsartige Wachstum in den 60er- und 70er-Jahren hat Therwil leider etwas von seinem dörflichen Charakter verloren. Das können wir nicht mehr rückgängig machen. Was wir aber können, ist, dass wir bei der Weiterentwicklung der Gemeinde versuchen, diese Fehler der Vergangenheit zumindest ein Stück weit zu korrigieren. Dieses Projekt ist für mich eine Antwort darauf.
Mit dem Campus Mühleboden entsteht ein weiterer hochwertiger Kern der Gemeinde. Ein architektonisch und landschaftlich attraktives Gebiet, das Jung und Alt anziehen soll. Mit der Offenlegung des Mühlebachs, der Entsiegelung des Pausenplatzes und der Begrünung des Areals wird ein Stück Dorf renaturiert. Die Entwicklung dieses Gebietes bringt eine neue Vielfalt in unsere Gemeinde und schafft eine Oase der Ruhe in einem vom Verkehr geplagten Dorf. Das bedeutet mehr Lebensqualität für uns alle. Für zukunftsweisende Projekte braucht es Mut. Hätte man nur ängstlich ins Portemonnaie geschaut, wären viele wichtige Bauten auf der Welt nie entstanden. Therwil wird zwar nie ein Taj Mahal oder eine Champs-Élysées haben, aber wir werden eines Tages stolz sein auf unseren Campus Mühleboden, so wie wir heute stolz sind auf das Schulhaus Wilmatt.
Deshalb stimme ich Ja zum Projektierungskredit für den Campus Mühleboden!
Gzim Hasanaj, Landrat für das Pro-Komitee
Investition in die Zukunft statt kurzfristiges Sparen
Als engagierte Schulleiterin der Sek. Therwil möchte ich einige pädagogische Argumente für einen modernen Primarschulcampus anführen und zugleich das Argument der vermeintlichen Überteuerung für die Projektierung relativieren.
Bildung ist die wichtigste Ressource, die wir unseren Kindern mitgeben können, dazu ist es elementar, moderne pädagogische Konzepte umsetzen zu können. Hierbei geht es nicht nur um qualifizierten Unterricht, der Raum ist bekannterweise der dritte Pädagoge! Flexible Gruppenräume, digitale Infrastruktur und kompetenzorientierte Konzepte ermöglichen erst die durch die Integration umzusetzende und gewünschte Chancengleichheit und fördern die Kreativität, Selbstständigkeit und Teamfähigkeit der Schülerinnen und Schüler – Kompetenzen, die in der heutigen Arbeitswelt unabdingbar sind. Ein moderner Campus ist kein Hirngespinst. Momentan entstehen im Leimental einige Sanierungen der Bildungsstätten hin zur Campusform, (z. B. Sek. Binningen). Lassen Sie es uns nicht verpassen, ein attraktiver Wohnort für junge Familien zu bleiben und gleichzeitig qualifizierte Lehrpersonen zu gewinnen und zu halten, die zeitgemässe Arbeitsbedingungen schätzen. Ich bin überzeugt davon, dass das Argument der Überteuerung zu kurz greift. Eine Investition in einen nachhaltigen energieeffizienten Schulbau spart über Jahrzehnte hinweg Betriebskosten, Sanierungen auf Sparflamme führen oft zu Flickwerk. Eine übereilte und kleinliche Sanierung des Vorhandenen zementiert auf Jahrzehnte unzureichende Grundvoraussetzungen. Lassen Sie uns die Generation sein, die in die Zukunft investiert, und so ein starkes Zeichen setzen für die nächsten Generationen, und wir alle profitieren davon.
Barbara Felder, Therwil