Das Herz des FFC Therwil schlägt auch während der EM
10.07.2025 TherwilBis am 27. Juli ist jede Partie der Women’s Euro im Clubhaus auf der Sportanlage Känelmatt zu sehen.
Seit rund einer Woche rollt bei der Women’s Euro 2025 in der Schweiz der Ball. Klar, dass die Spiele wie bei den Endrunden der Männer auch an Public Viewings übertragen werden. In Therwil ist dies auf der Sportanlage Känelmatt der Fall. Das überrascht nicht, schliesslich nahm der FFC Therwil hierzulande eine Vorreiterrolle im Frauenfussball ein und gehört immer noch zu den besten Adressen in der Region.
Am Mittwoch letzter Woche, als die Schweiz ihr Auftaktspiel gegen Norwegen bestreitet, sind rund 80 Frauen und Männer gekommen, um den Match gemeinsam mit Gleichgesinnten vor dem Clubhaus zu schauen. Die Motivation variiert allerdings ein wenig. «Ich bin wegen dem Bier hier», wiegelt Matze ab, während Esther gekommen ist, weil ihr Mann Training hat. «Sonst hätte ich den Match zu Hause geschaut.»
Ruedi Nohl kennt alle
Nach den Hymnen, einige erheben sich dazu, geht es schliesslich los. Die Schweiz ist sofort im Spiel und reisst auch die Therwilerinnen und Therwiler mit. «Penalty!», rufen einige, als bereits nach zwei Minuten der Ball einer Norwegerin im Strafraum an die Hand springt. Ansonsten ist es wie bei Länderspielen der Männer, man fiebert mit Rotweiss mit. Dass anstatt Xhaka und Akanji nun Maritz und Wälti in den Trikots stecken, spielt keine Rolle. Es gibt Applaus, als Goalie Livia Peng zum ersten Mal einen Ball aus der Luft pflückt und als Riola Xhemaili am gegnerischen Sechzehner einen Ball erobert. Am lautesten wird es natürlich beim 1:0, das Nadine Riesen nach 28 Minuten markiert. Da vergisst auch Matze für ein paar Augenblicke, dass er eigentlich wegen des Biers gekommen ist …
In der Pause tauscht man sich über die gesehenen 45 Minuten aus, Optimismus herrscht. «Ein Sieg wäre wichtig für den weiteren Verlauf. Dann kommen beim nächsten Match 300 Leute hierher», ist Ruedi Nohl überzeugt. Der Interimspräsident des FFC Therwil ist der «Dätschmeister» des Ganzen und führt das Public Viewing unter dem Patronat der Gemeinde durch. «Das Clubhaus ist das Herz des FFC Therwil, deshalb ist es wichtig, dass hier auch im Sommer etwas läuft.» Und das gelbschwarze Herz, es schlägt schon wie bei den letzten Endrunden der Männer ganz doll. Jede Partie bis und mit dem Finale am 27. Juni wird gezeigt. Ob das Publikum ein anderes ist als bei der EM 2024, will der BiBo-Reporter wissen. «Nicht wirklich», findet Nohl. «Ich kannte damals alle und ich kenne auch alle, die heute hier sind … ganz einfach, weil ich alle im Dorf kenne», lacht er und zeigt sich dennoch «positiv überrascht» vom Zuschaueraufkommen.
Was aber selbst denjenigen auffällt, die in Therwil nicht alle kennen: Es sind keine Spielerinnen des FFCT am Public Viewing. «Die sind alle im Stadion», informiert Ruedi Nohl. Die erste und zweite Frauenmannschaft sowie die U17-, U14und U11-Juniorinnen unterstützen die Nati vor Ort im Joggeli und leiden mit, weil die Equipe von Pia Sundhage nach wenigen Minuten der zweiten Halbzeit plötzlich 1:2 hinten liegt. «Wir hätten den Norwegerinnen nicht den Corner vor dem 1:1 schenken dürfen», ärgert sich Esther.
Objektives Publikum
Was auffällt: Die Therwilerinnen und Therwiler bleiben stets objektiv. Den Handspenalty, den die Norwegerinnen kriegen, halten alle im Känelmatt für gerechtfertigt, den Foulelfmeter, den die Schweiz am Ende doch nicht kriegt, hätte niemand am Public Viewing gegeben. «Lieber auf normale Art den Ausgleich machen», fordert einer, der besonders Géraldine Reuteler ein Tor gönnen würde. «Sie macht einen starken Match.»
Am Ende ist es ausgerechnet Reuteler, die die grosse Ausgleichschance vergibt. Die Schweiz verliert, «unverdient», wie alle finden. Der Sieg, den sich Ruedi Nohl gewünscht hat, kommt also nicht zustande. Doch die Leistung der Nati stimmt zuversichtlich, dass auch in Zukunft in stattlicher Zahl am Public Viewing mit den Teams mitgefiebert wird. «Es ist wie bei den Männern: Neben der Schweiz ziehen Italien, Portugal und die Niederlande die meisten Leute an», weiss Nohl.
Alan Heckel