Bibliothek Therwil startet «Bibliotheksfahrplan»

  21.08.2025 Therwil

Die Bibliothek Therwil startet den «Bibliotheksfahrplan» für Kindergarten- und Primarschule. Entwickelt wurde das Programm von der Kantonsbibliothek Baselland und vom Amt für Volksschulen. Marietta Bolis von der Gemeindebibliothek und Susann Täschler von der Kantonsbibliothek beantworten BiBo-Fragen.

Warum gibt es den «Bibliotheksfahrplan»?
Täschler: Bis 2026 sollen alle Schulen ein Konzept zur Leseförderung vorlegen. Der von der Kantonsbibliothek in Liestal entwickelte «Bibliotheksfahrplan» kam daher zur richtigen Zeit. Weil sich die Workshops am Lehrplan der Volksschule Basellandschaft orientieren, eignen sie sich, um die Zusammenarbeit der Schulen und Bibliotheken zu stärken und das Lesen auch an einem ausserschulischen Ort zu fördern.
Bolis: Wir haben mit der Kantonsbibliothek Liestal unsere Gemeinde und die Schule überzeugt, mitzumachen. Im Anschluss haben wir den in Liestal vorbereiteten Fahrplan auf unsere Bibliothek angepasst.

Wie gross ist der Handlungsbedarf?
Bolis: Die Jungen lesen weniger, zu viele Dinge konkurrieren um ihre Aufmerksamkeit. Im Bildungsraum Nordwestschweiz gibt es die «Checks» an Primarund Sekundarschulen. Sie zeigen einen Rückgang der Lesefähigkeit und des Leseverständnisses. Das ist bedenklich, zumal die Texte bei diesen Tests nicht schwierig sind.
Täschler: Die Ergebnisse der schweizweiten «Überprüfung der Grundkompetenzen (ÜGK)» sind deutlich. Auch bei den Schülerinnen und Schülern der Region besteht Bedarf, die Lesekompetenzen zu stärken. Insbesondere sozial benachteiligten Jugendlichen fehlen beim Abschluss der Volksschule ausreichende Fähigkeiten, um einfache Texte zu verstehen und Informationen richtig einzuordnen.

Um was geht es beim «Bibliotheksfahrplan»?
Bolis: Jede Kindergarten- und Primarschulklasse kommt einmal pro Jahr zu uns in die Bibliothek. Wir haben massgeschneiderte Workshops für jedes Volksschuljahr erarbeitet, die sich an den Kompetenzen des «Lehrplans Volksschule Basel-Landschaft» orientieren.

Welche anderen Gemeinden haben den Fahrplan?
Täschler: Die erste Gemeinde war Birsfelden (2023). Es folgten Gelterkinden, Tenniken, Liestal, Bottmingen, Therwil, Sissach und Pratteln. Insgesamt wird der Bibliotheksfahrplan in rund 13 von 20 öffentlichen Bibliotheken des Kantons bereits umgesetzt oder ist in Planung. Neu dazu kommen in diesem Schuljahr Oberwil, Aesch, Reinach, Füllinsdorf und Binningen.

Wann geht es im Therwil los?
Bolis: Im September. Das Projekt ist für drei Jahre gesichert, so lange haben sich Gemeinde und Schule verpflichtet. Nachher hoffen wir, dass es weitergeführt wird.

Welche Workshops sind geplant?
Bolis: Im Kindergarten beginnt es einfach und spielerisch. Die Kinder erfahren, was eine Bibliothek ist, was es dort gibt und wie man mit den Medien umgeht. Erstklässlerinnen lernen mithilfe von Piktogrammen zu lesen und wir machen sie auf unseren Lesehund Boy aufmerksam (BiBo berichtete). Drittklässlern erklären wir die Systematik der Bibliothek. Sie machen eine Signaturen-Rallye und lernen, die Signaturen zu lesen, zu verstehen und Bücher zu finden. In der 5. Klasse, wenn die Kinder Medien und Informatik in der Schule haben, gibt es eine digitale Schnitzeljagd und in der 6. Klasse wird recherchiert, um online vertrauenswürdige Informationen zu finden.

Wie ist die Zusammenarbeit mit der Gemeinde?
Bolis: Das lief super, wir haben eine tolle Gemeinde, die schnell vom Projekt überzeugt war. Sie deckt unseren Zusatzaufwand – bei bis zu 40 Klassen aller Stufen, die einmal pro Jahr auf Besuch kommen, fällt viel Zusatzarbeit an. Wir können diese Besuche nur ausserhalb der Öffnungszeiten machen, sie dauern 1,5 Stunden, ausserdem rechnen wir für Vor- und Nachbereitung noch einmal mit 2,5 Stunden. Das ist ein erheblicher Aufwand, zumal wir das ursprüngliche Konzept der Kantonsbibliothek Liestal angepasst und eigene Konzepte erarbeitet haben.

Was sind die Herausforderungen rund um den Fahrplan?
Täschler: Wir haben im Kanton 86 Gemeinden und nur 20 öffentliche Bibliotheken. Wir arbeiten deshalb daran, den Bibliotheksfahrplan auch an den Schulbibliotheken der Primar- und Sekundarschulen einzuführen. So können wir den ganzen Kanton mit bibliothekarischen Leseförderungsangeboten versorgen. Unser Ziel ist: Jede Volksschülerin und jeder Volksschüler soll mindestens einmal pro Jahr von einem hochwertigen Bibliotheksangebot profitieren und dadurch die Bibliothek auch als attraktiven Lern- und Freizeitort für sich entdecken.

Gregor Szyndler


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