Biodiversität im Siedlungsraum
27.03.2025 EttingenAm Dienstagabend fand in der Aula der Schule Ettingen ein Fachreferat über Naturnahe Gartengestaltung statt. Im Foyer präsentierten sich die Biogärtnerei am Hirtenweg mit Pflanzenverkauf, die Primarschule Ettingen mit Praxisbeispielen aus der Schulhausumgebung, der Schürhof mit Hofladenprodukten und der Naturschutzverein Ettingen.
Dem Aufruf der Gemeinde Ettingen folgten etwa 100 interessierte Besucherinnen und Besucher. Benno Graber, als Vertreter der Gemeindebehörden, begrüsste die Anwesenden, bevor es losging. Begonnen hat der Abend mit einem interessanten Videobeitrag einer ehemaligen Primarschulklasse aus Ettingen, welche das ganze Elend unserer momentanen Klimageschichte wiedergab. Im Refrain hiess es immer wieder: «Es war einmal ein Eisbär, der hatte kein Eis mehr.» Dies war ein ganz besonderer und gelungener Einstieg in die Thematik.
Im Fachreferat von Konrad Gschwind wird sofort spürbar, dieser Mann ist mit Herzblut bei seiner Arbeit dabei. Nie hat man das Gefühl, er möchte einem etwas aufschwatzen. Und trotzdem sprudelt es aus ihm nur so heraus. Anhand von Bildern der Landschaft und der Gärten zeigt er auf, wie es aussieht, aber auch, wie es aussehen könnte. Er erklärt, welche Konsequenzen welches Landschaftsbild hat und haben könnte.
Aber warum pflanzen wir den Siedlungsraum mit exotischen Pflanzen voll? Der grüne, perfekte Rasen ist ein Statussymbol für Perfektion und Sauberkeitswahn geworden. Er repräsentiert gegen aussen das gute Image für Ordnung und Sauberkeit. Monotone Hecken zäunen unsere Grundstücke. Neophyten bedrohen immer wie mehr den Lebensraum unserer heimischen Flora, sowohl im Garten, im Offenland als auch im Wald. Eingeschleppt werden sie durch unsere Gartenkultur in die Hausgärten. Dem riesigen Angebot in manchen Baumärkten, auch ausserhalb unserer Landesgrenze, kann das Auge kaum widerstehen.
Koni Gschwind kann aber auch den mahnenden Finger heben und uns nachdenklich stimmen. Der Siedlungsraum frisst sich immer mehr ins Offenland und zerstört dadurch wertvolle Habitate. Es ist Zeit, dass die Bewirtschaftung unseres Siedlungsraumes angepasst wird und unsere Gärten, Friedhöfe, Schulhäuser, Gemeindezentren usw. naturnaher und pestizidfrei werden. Der Siedlungsraum der Schweiz umfasst beinahe 10 % der gesamten Fläche. Er hat das Potenzial, einen beachtlichen Beitrag gegen das Insektensterben und den zu hohen Verlust der Biodiversität zu leisten. Seine Rede: Holen wir doch die Natur zu uns in den Siedlungsraum zurück. Unzählige Gärten und der öffentliche Raum bieten viel Platz für Wildblumen, Wildhecken, Blumenwiesen und Ruderalflächen, also offene Flächen, in denen man nicht mit Rasenmähern und Mulchgeräten eingreift. Viele Strukturen in Form von Ast-, Laub-, Häcksel- und Steinhaufen können bedrohten Insekten, Reptilien, Vögeln und Kleinsäugetieren Lebensraum und Nahrung bieten. In naturnah gestalteten Gärten sind daher Dünger und Pestizide ein no-go. Er machte den Gemeinden Mut, sich Gedanken über freie Flächen oder Rabatten zu machen, wo man seine Vorstellungen von Biodiversität umsetzen könnte. Im Ebenrain-Zentrum für Landwirtschaft, Natur und Ernährung in Sissach werden solche Kurse für Werkhofmitarbeitende und Gartenbaugeschäfte angeboten. Er verwies auch auf die Firma Insektisumm, wo man sich Hilfe für seinen Garten suchen kann.
Zum Schluss wird er dann aber auch wieder poetisch. So erzählt er von schönen sonnigen Wochenenden, wo es alle in die Natur rauszieht. Bald fliegen wieder Schmetterlinge, brummen die Wildbienen, schweben die Schwebfliegen und haschen die Eidechsen schnell unter die Steine. Die Menschen brauchen Erholung und Abwechslung vom monotonen Alltag. Sie wollen in der Natur ihre Akkus aufladen, Tiere und Pflanzen entdecken und an einem lauschigen Ort die Füsse hochlagern. Daneben brennt ein kleines Feuer, wo man eine Wurst bräteln könnte. Bei dieser Art der Erzählung hört man nicht nur zu, sondern sieht und riecht auch alles, was man hört.
Im Anschluss an dieses Referat bedankte sich Anja Constien (Energie und Umwelt), welche den Abend organisierte, für das zahlreiche Erscheinen und es blieb noch genügend Zeit, sich bei einem Glas Most die von Konrad Gschwind mitgebrachten Bücher und Prospekte zu durchstöbern und sich an den Ständen zu informieren.
Brigitte und Werner Stöcklin