Es war einmal ein Känguru … Es war einmal ein Kaugummi …

So oder ähnlich lautete der Beginn einiger Erzählungen, die letzten Freitagabend in der Wilmatt Aula zu hören waren. Brigitte Hirsig, welche schon als Kind liebend gerne erfunden und erzählt hatte, machte aus ihrer Leidenschaft ihren Beruf; sie ist eine professionelle Geschichtenerzählerin.

Sie erfindet alte Erzählungen neu und erdichtet neue Kreationen nach altem Muster. So kommt zum Beispiel die Geschichte von Adam und Eva in einer überraschenden Fassung frisch daher; oder es entpuppt sich der schöne Verführer – ein zeitgenössischer Prinz – als skrupelloser Macho. Man errät es: Die Geschichten haben etwas mit uns zu tun, mit unseren Beziehungen und unserer Gefühlswelt. Ob uns Brigitte Hirsig in einen Bazar in Turkmenistan, in einen Herrscherpalast, in eine unheimliche Schlucht oder in einen einfachen Hof auf dem Land mitnimmt – dies geschieht immer mit einem Augenzwinkern.

Das Verblüffendste an diesem Abend waren Brigitte Hirsigs freie Improvisationen: 20 Zettel, 20 vom Publikum aufgeschriebene disparate Wörter, und die Erzählung nimmt ihren Lauf, die verbrauchten Zettel landen auf dem Boden. Oder sie erzählt nach Multiple-Choice-Verfahren: Das Publikum unterbricht den Lauf einer Geschichte, die Künstlerin denkt kurz nach und schlägt drei Fortsetzungsvarianten vor, A, B oder C: eine skurril, eine gruselig, eine erfreulich, … und die Handlung nimmt überraschende und witzige Wendungen.

Durch das Talent von Brigitte Hirsig wurden die Anwesenden in eine teils reale, teils irreale Fantasiewelt entführt. Sie verdankten es der Künstlerin mit einem warmen Applaus.