Bundesfeier mit Herz und Humor

  07.08.2025 Therwil

Am 31. Juli fand die Bundesfeier auf dem Areal des Bahnhofschulhauses statt – mit kulinarischen und musikalischen Leckerbissen und einer Rede, die zum Nachdenken anregte.

Während das Tanzorchester Albatros die wunderbare Paul McCartney-Nummer «Hope of Deliverance» («Hoffnung auf Befreiung») spielte, knallten hinterm Schulhaus die ersten Böller. Kinder eilten mit grossen Feuerwerkpackungen ebenfalls dorthin. Später spielte Albatros den Klassiker «Have you Ever Seen The Rain» von Creedence Clearwater Revival. Nomen est omen: Von Regen keine Spur, der Abend zeigte sich von seiner schönsten Seite. An den Festbänken und -tischen herrschte grosses Hallo, die Leute prosteten einander zu und genossen die milde Sonne. Das Fest war sehr gut besucht, einzelne Plätze konnte man an den Bänken zwar finden, aber dann musste man sie schon suchen und sich dazwischen klemmen. Fürs leibliche Wohl war gesorgt. Feinste Grillsachen und verschiedene Salate kitzelten den Gaumen und eine Auswahl leckerer Kuchen verführte zum Dessert.

Aerodynamisch abgenagte Chirsi-Steine
Beliebt war auch die «Chirsi-Stei-Spuck-Wettbewerb»-Anlage. Um 20 Uhr war zu erfahren, dass seit Eröffnung des Fests um 18 Uhr zwar schon einige passable Distanzen gespuckt worden seien: «Noch kein Allzeitrekord, aber schon ganz gut. Der Abend ist ja noch lang!» Ein Grüppchen besorgte sich neue Chirsi und nagte sie ab, bis sie sich in aerodynamisch tadellose Flugapparate verwandelt hatten. Dann schritten sie zur Tat: Nahmen Anlauf, machten einen letzten sicheren Schritt auf die Spuckbahn zu und gaben dem Chirsi-Stein einen kleinen Impuls aus dem Nacken mit auf den Flugweg. Der eine oder andere Stein ging dabei aber auf die danebengelegene Bahn: «Sag einfach, dass du eigentlich hier rüberspucken wolltest», lachten die Zuschauer.

Die vier Stufen der Heimatbeziehung
Nach dem Platzkonzert der Musikgesellschaft Concordia brachte Fänhrich Jürg Schertenleib die Gemeindefahne auf die Bühne. Nun folgte die Festansprache des ehemaligen Lehrers, freischaffenden Autors und «BiBo»-Gastkommentators Hansjörg Hänggi. Er schlug den Bogen zu einem 1.-August-Fest, das er 1947 als «nüünjehrige Baslerbebbi in mym Heimetdorf Nunnige» erlebt hatte. Humorvoll hielt er sich mit Erinnerungen an die damalige 1.-August-Rede auf, die ebenfalls von einem Lehrer gehalten wurde. Hänggis Rede drehte sich um «vier abgstuefti Möglichkeite vo gfühlsbetonter Heimetbeziehig». Zur «Heimatliebe» gehöre es, sich «in däre Umgäbig, won y wohn, won y my wohlfühl, die nööcheri oder wytery Landschaft um mii ummen als e Deil vo mir sälber empfinde». Bei der «Vaterlandliebe» handle es sich um fast dasselbe: sie «het aber e stargg yygränzendi Syte. Sy hört bi de Landesgränzen uff, villicht sogar scho bi der Kantonsgränze.» Oder bei der Gemeindegrenze, wie er zur Erheiterung des Publikums hinzufügte. «Patriotismus» definierte er so: «Me fühlt sich syne Vorvätter sehr verbunde. Alli andere ussedra sind eim ehnder wurscht.» – Den «Nationalismus» schliesslich bezeichnete er als überzeichnete Form aller drei Formen: «Nationalismus isch [die] glychzytigy Überschetzig vom eigene landestypische Wäse.» Hänggi liess keinen Zweifel, welche der vier Formen ihm persönlich zusagt, und er schloss seine Rede mit den Worten: «Ich wunschti vo allne eifach Liebi und Danggbarkeit unserer Gschicht und unserer Heimet gegenüber. Das gniegt, wemmer die Haltig mit umfassender Menscheliebi verbinde.»

Gemeindefahne feiert 10. Geburtstag
Nach dem grossen Applaus, den Hänggi für diese Rede erhielt, ergriff Gemeindepräsident René Saner das Mikrofon. Er dankte Hänggi mit einem kulinarischen Geschenkkorb und kam dann auf das 10-Jahre-Jubiläum der Therwiler Gemeindefahne zu sprechen. Diese wurde 2015 präsentiert und steht für Identität, Gemeinschaft und gelebte Tradition: An nur ganz knapp weniger als 100, nämlich an 99 Anlässen sei die Fahne seither im Einsatz gewesen. Ob Dorffest, Banntag oder Gedenkfeiern, immer sei dieses stolze Stück Stoff dabei gewesen. Möglich wird das nur dank dem Einsatz von Fähnrich Jürg Schertenleib und dessen Vize Roland Imboden, die nun ihrerseits von Saner einen Geschenkkorb überreicht bekamen. Dann wurde die Nationalhymne gesungen und, wie es ein Besucher auf dem anschliessenden Gang zum Getränketresen lachend formulierte: «Jetzt wird weiter gefeiert.»

Gregor Szyndler


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