Dem Traum von einer Skikarriere näherkommen
21.11.2024 TherwilDer Therwiler Skirennläufer Loïc Spiegelberg fährt seine erste Saison als Profi und lanciert dafür ein Crowdfunding, um Geld für den teuren Skisport zu sammeln.
Loïc Spiegelberg gehört gemäss FIS-Punkten, der wichtigsten Wertung von Seiten Skiverband, zu den fünf besten Riesenslalomfahrern in seinem Jahrgang 2004 in der Schweiz. Diese gute Ausgangslage möchte der Therwiler nutzen, um in dieser Saison erstmals als Vollprofi anzugreifen. Nach der bestandenen Matura am Sportgymnasium in Davos ist der 20-Jährige endlich frei von Noten- und Prüfungsdruck.
Loïc Spiegelberg hat auch neben der Schulbank ereignisreiche Monate hinter sich. Nach zwei Jahren im Nationalen Leistungszentrum Ost wechselte er freiwillig zurück in den Ostschweizer Regionalverband. Seit Beginn seiner Skikarriere ist Spiegelberg mit der Ostschweiz verbunden, weil er mit der Familie jeweils in der Region in den Skiferien war. Grund für den Wechsel war unter anderem der Trainer beim Regionalverband, der optimal zu seinen Bedürfnissen passe.
Überstandene Hüftoperation
Loïc Spiegelberg wäre nicht der erste Sportler, der mit einem Schritt zurück mehrere Schritte vorwärts machen würde. Das Ziel bleibt trotz dem Wechsel das Gleiche: «In den nächsten zwei Jahren muss ich es in ein Swiss Ski-Kader schaffen. Sonst ist es zu spät.» Der 20-Jährige kennt seine sportliche Situation genau und kann diese präzise einschätzen. Mit dem Druck, den er sich vor allem selber macht, könne er gut umgehen. «Ich bin überzeugt, dass ich es schaffen kann.»
Nach einer Hüftoperation im Frühling, die aufgrund von Schmerzen und einer eingeschränkten Beweglichkeit schon lange notwendig war, fühlt sich Loïc Spiegelberg aktuell körperlich topfit. Nun steht seine erste Saison ohne Schulstress an. Er prophezeit: «Dieses Jahr wird meine ganze Karriere prägen.»
12’000 Franken als Wunsch
Was sportlich Vorteile bringt, ist finanziell eine grosse Herausforderung. Skisport ist teuer. Nur dank der Unterstützung der Eltern kann Loïc Spiegelberg für den Moment voll auf die Karte Sport setzen. Dafür ist er seinen Eltern enorm dankbar. Um auch selber etwas an die Ausgaben beisteuern zu können, hat der Therwiler unter dem Motto «Mein Weg an die Ski-Weltspitze» ein Crowdfunding auf der Plattform lokalhelden.ch lanciert. Der formulierte Mindestzielbetrag beträgt 4000 Franken, der Wunsch 12‘000 Franken. «Andere Skifahrer setzen sich bei Crowdfundings höhere Ziele», verrät der 20-Jährige. Bis am vergangenen Wochenende wurden knapp 3000 Franken versprochen.
Wer etwas spendet, erhält je nach Betrag Gegenleistungen. Von der persönlichen Grussbotschaft per Video, über Freundschaftsarmbänder, einem Skiservice bis hin zu einem Skitag mit dem Ski-Crack und Ausfahrten mit dem Velo bietet Loïc Spiegelberg tolle Gegenleistungen an. Über einen Kopfsponsor würde er sich speziell freuen.
Leben im Wohnwagen
Mit dem Leben im Unterland weit weg von Skiliften und Rennpisten muss der Therwiler mit einem erheblichen Nachteil auskommen. Loïc Spiegelberg sieht seinen Wohnort aber gar nicht als Problem, im Gegenteil. «Ich lebe sehr gerne hier im Leimental. Hier läuft etwas, die Natur und Menschen sind toll. In den Bergen, zum Beispiel in Davos, wäre es mir zum Wohnen zu eng.» In der Wintersaison hat der Skirennläufer seinen Zweitwohnsitz in einem Wohnwagen am Fusse des Arlbergs in der Gemeinde Klösterle in Österreich.
Mit dem Ort verbindet er wunderbare Ferienerinnerungen. Zudem war der SC Klostertal sein erster Skiclub, dem er heute noch dankbar ist. Von Klösterle aus sind die Wege in die Ostschweiz und an die Rennen in den Alpen deutlich kürzer.
Gleichzeitig zum Profitum hat sich Loïc Spiegelberg dazu entschlossen, sich auf den Slalom und Riesenslalom zu konzentrieren. Die Speeddisziplinen Abfahrt und Super-G seien zwar auch «cool», aber für ihn als Fahrer bieten die technischen Disziplinen mehr Action. «Speed kann ich auch später noch fahren, wenn ich älter bin und die Schnellkraft nicht mehr so da ist.»
Mit dem Fokus auf den Sport und auf zwei Disziplinen hat der Therwiler Skirennläufer die Weichen für die Zukunft gestellt. Nun hofft er auf finanzielle Unterstützung für seinen grossen Traum, einst im Weltcup um Punkte zu fahren.
Tobias Gfeller