Der Schachclub zeigt sein jugendliches Gesicht
12.06.2025 TherwilMit dem Jugend-Team-Turnier stellt der SC Therwil alljährlich eine Veranstaltung auf die Beine, die Ausstrahlung in die ganze Schweiz hat. 255 Kinder und Jugendliche spielten am Sonntag, 25. Mai, im Turniermodus. Um die Jugendarbeit im Verein steht es gut.
Bran hat Pech. Der Siebenjährige wird in wenigen Zügen von seinem Gegner des Basler Schachvereins Ladia schachmattgesetzt. Sein sechsjähriger Kamerad im Team «Therwil 7», Stepan, hat Glück im Unglück. Auch sein Gegner setzt ihn schachmatt; freundlich geht aber der Schiedsrichter dazwischen: Stepan hätte seinen letzten Zug gar nicht machen dürfen, weil sein König da schon von der gegnerischen Dame bedroht wurde. «U10-Spiele sind heikel», sagt Schiedsrichter Guido Moser: «Die Kinder haben wenig Erfahrung und spielen ihre Züge viel schneller.» Aber sie respektierten die Entscheidungen der Schiedsrichter.
255 Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 18 Jahren spielten am Sonntag in der Therwiler Mehrzweckhalle Schach. Obwohl es sich dabei um einen Sport im Sitzen handelt, war es in den Gängen zwischen den Tischen schwer, sich nicht auf die Füsse zu treten: Schiedsrichter, Trainer und Eltern drängen sich um die Spieler. «Unser Jugend-Team-Turnier ist eine Marke», sagt OK-Präsident Werner Müller vom Schachclub Therwil: «Trotz einer Konkurrenzveranstaltung in Zürich hatten wir 120 Mannschaftsmeldungen.» Die Halle sei bis zu Maximum gefüllt: 85 Mannschaften mit je drei Spielern aus der gesamten Schweiz, Südbaden und dem Elsass spielten am Sonntag beim 43. Jugendturnier des SC Therwil.
Rekord: sieben Therwiler Mannschaften
Die Therwiler selbst stellten heuer sieben Mannschaften: dreimal U10, dreimal U13 und einmal U18. «Wir hatten noch nie so viele Mannschaften», freut sich Ernst Mischler, Jugendschachtrainer des Vereins. 50 Kinder trainiert er in Jugendschachkursen: «Das rettet unseren Verein von unten. Corona hat uns personell hart getroffen.» Mit 16 Jahren werden die jungen Schachspieler Jugendmitglied im Verein und können an Turnieren gegen Erwachsene spielen.
Aniket ist 15 Jahre alt. Weil er und seine Kameraden Leonardo, Shreshth und Rastislav im Team «Therwil 1» zu viert sind, wechseln sie sich ab.
Aniket kam mit fünf Jahren zum SC Therwil; Mischler erinnert sich noch gut an seine Anfänge. Am Schachsport schätzt Aniket die Notwendigkeit, individuell zu denken. «Ich spiele heute langsamer und präziser», sagt Aniket, wenn er an die vergangenen zehn Jahre denkt. Mischler ergänzt: «Die Jugendlichen lernen zu kalkulieren, die gegnerischen Optionen anzusehen und einige Züge vorauszuberechnen.»
Jugend übernimmt Verantwortung
Als Eigengewächs will der 18-jährige Timo Schmidt Verantwortung im Vorstand übernehmen und stellt sich zur kommenden Wahl. «Im Verein sind Menschen, die mir etwas bedeuten. Deshalb will ich mich im Verein engagieren, damit es ihm gutgeht», sagt er. Die Konkurrenz um junge Schachspieler sei hart, erklärt Mischler, auch in der Region mit kommerziellen Schachschulen.
Der Kinderschachclub Basel etwa als Teil des schweizweiten Vereins «Die Schulschachprofis» habe in der Vergangenheit bis zu 20 Mannschaften gemeldet. «Wir mussten die Teilnahme auf zwölf Mannschaften beschränken, damit auch kleinere Vereine zum Zug kommen», sagt Müller. Er sieht die Konkurrenzsituation etwas lockerer: «Ich hoffe, dass alle von der Popularität des Sports profitieren können. Zu meiner Jugendzeit wäre so ein Turnier undenkbar gewesen.» Während der Corona-Zeit habe der Schachsport unter den Jugendlichen geboomt; sie hätten es vor allem online entdeckt.
Alle im Verein werden gleich behandelt
Müller ist es wichtig, dass der Verein dem Geist Peter Märkis treubleibt. «Er erfuhr als junger Spieler in der Basler Schachgesellschaft den Dünkel der älteren Spieler», erzählt Müller. Als Märki in der Euphorie nach dem «Jahrhundertkampf» 1972 zwischen Boris Spasskij und Bobby Fisher den SC Therwil mitgegründet habe, «setzte er sich zum Ziel, dass alle gleich behandelt würden». Deshalb gebe es auch einen kleinen Pokal für alle Teilnehmer: «Wir versuchen als Verein, alle gesellschaftlichen Gruppen zu integrieren, auch wenn Schach eher ein intellektuelles Spiel ist.»
Der SC Therwil stemmt das Jugend-Team-Turnier mit 30 Helfern. Müller und Mischler sind sehr dankbar für diese Unterstützung, vor allem bei Parallelveranstaltungen wie dem Therwiler Banntag. Das 44. Turnier soll am 7. Juni 2026 stattfinden.
Boris Burkhardt