Der Wein, der nach dem zweiten Schluck verlangt

  10.07.2025 Bottmingen

Der Riesling-Sylvaner 2024 der Rebzunft Bottmingen wurde zum Staatswein 2025 gekürt.

Es ist heiss an diesem Mittwochnachmittag im Juni. Bei den Frauen und Männern, die sich kurz vor 18 Uhr beim Räbhüsli eingefunden haben, ist aber von sommerlicher Trägheit nichts zu spüren. Im Gegenteil: Die Rebzünftler scherzen und freuen sich darauf, sich um die Trauben zu kümmern. Als ein Flugzeug zu hören ist, witzelt Zunftmeister Franz Wunderer in Richtung des BiBo-Reporters: «Wir befinden uns hier in einer Flugschneise. Das abgelassene Kerosin verleiht unserem Wein eine unverwechselbare Note!» Doch Spass beiseite, der gute Bottminger Wein ist tatsächlich der Grund für den Besuch. Denn der edle Tropfen war Ende Mai zum Staatswein 2025 gekürt worden – zur Überraschung der Rebzunft Bottmingen. «Wir hatten nicht damit gerechnet», gesteht Arthur Doppler. Lange hatten sich die Bottminger geziert, ihre Weine für den Wettbewerb einzureichen. Die Kelterei Jauslin aus Muttenz, die seit den 80er-Jahren die Bottminger Trauben zu Wein macht, hatte immer wieder diesbezüglich nachgebohrt. «Fünf Jahre lang haben wir uns gewehrt, weil wir dachten, dass wir keine Chance haben. Dann haben wir nachgegeben», so Doppler.

Zusammenarbeit mit Jauslin
Wunderer und Doppler sind seit 1988 bei der Rebzunft Bottmingen, Stephan Hirschi, der ebenfalls dem BiBo Rede und Antwort steht, seit 2019. Sie alle sind aus unterschiedlichen Gründen dereinst hier gelandet. «Ich habe ein Hobby gesucht, das ich mit meiner Frau ausüben kann», erzählt Hirschi, der zuvor seine Freizeit mit der Tätigkeit als Fussballtrainer ausfüllte. Doppler hingegen wurde praktisch von seinem späteren Schwiegervater dazu gezwungen. Dieser war Hermi Sutter, der die Rebzunft 1975 gegründet hatte. «Eines der damaligen Gründungsmitglieder, Ernst Peterli, ist immer noch hier», sagt Wunderer.

Sutter war es wichtig gewesen, dass man eigenen Wein produzierte. «Was drauf steht, sollte auch drin sein», so Arthur Doppler. Weil der erste Kelterer der Bottminger nicht nur die Trauben aus dem eigenen Rebberg verwendete, sondern sie mit anderen mischte, wechselte die Rebzunft Bottmingen, nachdem sie davon erfahren hatte, den Partner. Seither arbeitet man mit Jauslin zusammen und ist mehr als zufrieden. Die Leimentaler schreiben den Muttenzern jedenfalls einen grossen Anteil für die Qualität ihrer Weine zu. Franz Wunderer veranschaulicht die Rolle Jauslins mit einem Beispiel aus der Formel 1: «Du kannst der beste Fahrer sein, aber ohne ein gutes Auto gewinnst du kein Rennen. Jauslin ist unser Spitzenfahrzeug.»

Im Nu vergriffen
Die Kürung zum Staatswein beider Basel ist die Kirsche auf der Torte der guten Zusammenarbeit. Staatsweine werden jeweils in vier Kategorien gekürt, der Siegerwein wird dann von den Basler Regierungen bei offiziellen Anlässen serviert. Eine Fachjury hatte eine Vorauswahl getroffen, der Riesling-Sylvaner 2024 aus Bottmingen schaffte es in der Kategorie «Leichte Weissweine» ins Finale. Dort wurden sie im Schloss Ebenrain in Sissach Ende Regierungsmitgliedern und Prominenten präsentiert. «Am Ende war es ihr Bauchgefühl, das den Ausschlag zu unseren Gunsten gab», verrät Wunderer. Es waren also die Gaumen von Stephanie Eymann, Dani von Wattenwyl und Co., denen der Bottminger Wein ein Mü besser mundete als die Weine der Konkurrenz. Doch was macht den Bottminger Riesling-Sylvaner so besonders? «Es ist ein Wein, der nach einem zweiten Schluck verlangt, wenn man ihn mal probiert hat», findet Doppler. Der Überraschungserfolg stellte die Rebzünftler allerdings vor ein neues Problem: 600 Flaschen gingen an die Regierungen beider Basel und der Rest – 1290 Flaschen – war im Nu vergriffen.

Dabei produziert die Rebzunft Bottmingen nicht nur Riesling-Sylvaner, sondern auch Charmont und Blauburgunder, die sich sehen respektive trinken lassen können. So schaffte es der Blauburgunder vom Schönenberg Barrique 2023 in der Kategorie «Reinsortige Pinot Noirs» heuer ebenfalls ins Finale der Staatswein-Kürung. «Obwohl es nur ein Hobby von uns ist, haben wir einen hohen Qualitätsanspruch», hält Franz Wunderer fest. Die Chancen, dass die Bottminger auch in Zukunft, den einen oder anderen Staatswein produzieren, sind also mehr als intakt.

Alan Heckel

 


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