Der Wind kennt keine Kantonsgrenzen

  06.02.2025 Oberwil

Am 17. Februar um 19.30 Uhr findet in Oberwil in der Aula des Marchbachschulhauses die Gründungsversammlung von Pro Wind Nordwestschweiz statt. Sabine Mehring und Markus Stokar stellen sich für den Vorstand zur Wahl. Sie trafen den BiBo zum Kaffee.

In weniger als einem Monat wird Pro Wind Nordwestschweiz in Oberwil gegründet. Wie läuft die Vorbereitung?
Markus Stokar: Super! Wir haben eine provisorische Mitgliederliste mit circa 60 Namen, ganz viele tolle, engagierte Personen, die bereit sind, in den Vorstand zu gehen und wir haben unsere Ämtli verteilt. Sabine Mehring: Heute ist zudem unser Flyer aus der Druckerei gekommen, die Homepage ist so gut wie fertig – es kann also losgehen.

Wie ist die Idee zur Gründung von Pro Wind Nordwestschweiz entstanden?
Markus Stokar: Der Nukleus war der monatliche «Klimatreff Leimental», wo sich Interessierte zum Klimawandel ausgetauscht haben. Für mich zentral ist die Tatsache: Wenn wir im Winter nicht von Importstrom abhängig bleiben wollen, brauchen wir in der ganzen Schweiz rund tausend Windanlagen. Tausend tönt nach viel, doch sogar in Österreich gibt es über 1400. In der Schweiz haben wir Stand heute ganze 47.
Sabine Mehring: Uns hat die Erkenntnis zusammengebracht, dass das Thema Windenergie auf verschiedensten Ebenen für die Gemeinden und die Bevölkerung in Zukunft – und natürlich auch heute schon! – wichtig, spannend und relevant ist. Markus Stokar: Ein weiteres Anliegen ist: Wir wollen als Bürgerbewegung für Windkraft werben, die Notwendigkeit erklären, aber auch offen über Vor- und Nachteile diskutieren.

Welche Funktionen haben Sie persönlich bei Pro Wind?
Sabine Mehring: Wir stellen uns als Präsident und Vizepräsidentin zur Wahl. Markus Stokar: Wir ergänzen uns sehr gut. Sabine mit ihrer Erfahrung als Nachhaltigkeits- und Umweltberaterin und ich mit meinem Maschinenbau-, Industrie- und Ingenieurshintergrund.

Wie schwer oder einfach ist es, Leute fürs Thema Wind zu interessieren?
Sabine Mehring: Wir sind überrascht, wie gross das Interesse ist. Die Leute scheinen auf uns gewartet zu haben: Privatleute, die Gleichgesinnte suchen, Vertreterinnen und Vertreter aus Behörden, Politik und Energieunternehmen. Alle sind sie interessiert an Pro Wind Nordwestschweiz. Markus Stokar: Auch aus Nachbarkantonen ist Interesse da. Darum nennen wir uns «Pro Wind Nordwestschweiz» und nicht «Beider Basel». Wind kennt bekanntlich keine Kantonsgrenzen. Bei den Anfragen habe ich noch kaum eine Absage bekommen.

Was sind die Ziele von Pro Wind?
Sabine Mehring: Die Energiestrategie 2050 des Bundes verlangt von allen Kantonen den Ausbau von Windenergie. Mit Pro Wind wollen wir die Bevölkerung und die Gemeinden in den Prozess der Energiewende involvieren, damit diese profitieren.

Wie werden die Ziele verfolgt?
Markus Stokar: Wir wollen möglichst viele Leute über Windenergie informieren. Dann geht es aber auch darum, ganz gezielt Entscheidungsträger anzugehen. Sabine Mehring: Uns geht es darum, dass sich die Leute von Windenergie ein sachliches Bild machen können. Deshalb organisieren wir als erste Aktivität einen Ausflug zur Windanlage in St. Brais (JU).

Die IWB wollte auf dem Chall bei Röschenz, die EBL auf dem Liestaler Schleifenberg, Primeo in Liesberg und in Muttenz und die ADEV auf dem Sool Windanlagen bauen. Bisher wurde keins der Projekte umgesetzt. Ist die Region Basel die Ausnahme oder die Regel?
Sabine Mehring: Die Regel. Das ist überall so. Markus Stokar: Ich sage immer: Wenn wir damals unsere Eisenbahnen so zögerlich gebaut hätten, wie heute bei den Windenergieanlagen, wären wir heute nicht dort, wo wir mit unserem hervorragenden ÖV sind. Es braucht klar eine Beschleunigung der Bewilligungsverfahren. Das Klima wartet nicht.
Sabine Mehring: Der Schlüssel zum Erfolg ist, dass Menschen, die in Nähe solcher Anlagen leben, beteiligt werden. Dass sie einen Vorteil spüren, der aus der Windkraftanlage resultiert. Markus Stokar: Genau. Da haben wir Luft nach oben – sei es, dass die Anwohner eine Entschädigung bekommen, etwa von günstigem Strom profitieren oder Teilhaber der Anlagen werden können. Dänische Studien zeigen, wie vielversprechend solche Lösungen sind.

Sie setzen sich für einen regionalen Windpark ein.Denken Sie an konkrete Projekte?
Markus Stokar: Ganz am Anfang war eine Anlage auf dem Ettinger Blauen ein mögliches Projekt. Weil das Gebiet aber nicht im Richtplan ist, ist das eine Idee für die fernere Zukunft. Sabine Mehring: Wir versteifen uns nicht auf einzelne Projekte, sondern wollen mit den richtigen Leuten daran arbeiten, dass potenzielle Standorte im Richtplan ausgewiesen und realisiert werden können.

Was sollen Leserinnen und Leser tun, die jetzt neugierig geworden sind?
Sabine Mehring: An unsere Gründungsversammlung am 17. Februar in Oberwil gehen. Markus Stokar: Mitmachen. Mitglied werden. Wir befinden uns in einer Pionierphase, es ist vieles am Entstehen. Packen wir es an.

Gregor Szyndler


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