Deutschlands beste Bäckerin ist eine Bottmingerin
16.10.2025 BottmingenJacqueline Schweizer-Heer gewann die aktuelle Staffel von «Das grosse Backen.»
Es ist bezeichnend, dass das Gespräch in der Küche stattfindet. «Meine kleine Oase», sagt Jacqueline Schneider-Heer. Hier sind zahlreiche Leckereien entstanden, welche die Baselbieterin nicht nur in ihrem Freundeskreis als ausgezeichnete Bäckerin bekannt gemacht haben. Seit die 37-Jährige in der aktuellen Staffel der Sat.1-Sendung «Das grosse Backen» zu sehen war, kennt man sie sogar über die Landesgrenzen hinaus.
Die Faszination fürs Backen entstand in ihrer Kindheit. «Mein Vater hat immer einen Geburtstagskuchen gemacht, meine Mutter hat ihn anschliessend verziert», erinnert sich die Bottmingerin, die mit drei jüngeren Brüdern aufwuchs und pro Jahr entsprechend viele Geburtstagskuchen zu Gesicht bekam. «Während andere Kinder ‹Hänsel und Gretel› lasen, las ich ‹Betty Bossy›», lacht sie.
Die Leidenschaft wuchs von Jahr zu Jahr, der Berufswunsch Confiseurin war eine reelle Option. «Erst mal die Matur machen, hiess es. Und als ich sie bestanden hatte, war klar, dass man dann etwas anderes macht», erzählt die leidenschaftliche Basketballerin, die beim BC Arlesheim in der NLB als Center spielt. Sie ging ein Jahr nach Wien, um Kunst zu studieren, gefolgt von einem Jahr Sport in Basel. Grafik-Design wäre auch eine Option gewesen, doch am Ende wurde Jacqueline Schweizer-Heer Kindergärtnerin, «weil ich dort Sport und Kreativität sehr gut verbinden kann».
Sport- und musikbegeistert
Die Hobbybäckerin ging in der Freizeit aber weiterhin ihrer Leidenschaft nach. Immer wenn sie irgendwo eingeladen war, brachte sie ein Dessert mit. «Das rundet einen Anlass ab. Wenn das Dessert gut war, ist auch der letzte Eindruck ein guter.»
Jacqueline Schweizer-Heer spielt Klavier und Geige und ist sportbegeistert. Auch Beachvolleyball und Tennis spielt sie regelmässig. Fernsehen dagegen gehört nicht zu ihren Hobbys. «Meistens bin ich in der Küche und höre, was mein Mann so schaut», sagt die zweifache Mutter. «Das grosse Backen» war ihr dennoch ein Begriff. Und als im Januar 2024 Kandidaten für die nächste Staffel der beliebten Show gesucht wurden, bewarb sie sich.
Die Bewerbung hatte sie praktisch vergessen, als sich der Sender Ende Jahr meldete. Es folgten mehrere Casting-Runden und ein Telefoninterview, dann folgte die Aufforderung, etwas Selbstgemachtes ins Studio mitzubringen. Jacqueline Schweizer-Heer entschied sich für eine Quallentorte, die mehrere Torten in einer vereinigte. 30 Stunden arbeitete sie an ihrem Magnum Opus, dann ging es mit dem Auto nach München. «Die Frage war, ob die Torte während der Fahrt die Form und den Geschmack behält …» Beides wurde mit «Ja» beantwortet, die Jury war begeistert und die Schweizerin schaffte es unter die letzten 60 Bewerber.
Kein Problem mit Druck
Die letzte Hürde war ein «Zoom»-Backen, als sie – von ihrem Mann Basil gefilmt – Brandteigschwäne mit Füllung zubereiten musste. Auch dieses Vorhaben gelang. «Als Kindergärtnerin kann ich mit Druck und stressigen Situationen gut umgehen – wenn 20 Kids gleichzeitig etwas von dir wollen, bringt einen nichts so schnell aus der Ruhe.»
Die besten zwölf Kandidaten kamen im Mai dieses Jahres nach München, hatten diverse Aufgaben und Prüfungen zu bewältigen und alle drei Tage schied jemand aus. Jacqueline Schweizer-Heer, die unbezahlten Urlaub genommen hatte, blieb bis zum 7. Juni in der süddeutschen Metropole, denn sie schaffte es bis ins Finale, das gestern ausgestrahlt wurde, und krönte sich schliesslich zur Siegerin.
«Es war eng, Kleinigkeiten haben entschieden», erklärt die glückliche Gewinnerin und findet, dass ihr grösstes Plus die Tatsache war, «dass ich jedes Mal gut vorbereitet war». Als Siegerin darf sie nun ihr eigenes Backbuch unter dem Titel «Heerliche Kuchen» rausbringen. Die offizielle Präsentation findet am nächsten Mittwoch, 22. Oktober, um 19.30 Uhr in der Basler Buchhandlung Orell Füssli statt.
Beim Wandern erkannt
Schon bevor ihr Sieg der breiten Öffentlichkeit bekannt geworden ist, stieg der Bekanntheitsgrad der in Binningen wohnhaften Bottmingerin stark an. Via Instagram (heerliche_kuchen_dgb2025) erhielt sie Aufträge aus dem Berner Oberland und aus dem Tessin. «Meistens wollen die Leute etwas, das sie in der Show gesehen haben.» Dazu wird Jacqueline Schweizer-Heer immer wieder auf der Strasse erkannt. «Neulich hat mich sogar jemand beim Wandern auf der Wasserfalle angesprochen!»
Den Schwung durch die Fernsehsendung versucht die Baselbieterin mitzunehmen. Vom 3. bis 9. November wird sie mit einer Pop-Up-Box in der Markthalle sein. Auch ein eigenes «Lädeli» ist eine Option. Bleibt eigentlich nur noch die Frage, welche Leckerei die beste aus ihrem stets grösser werdenden Repertoire ist? «Für meine Zitronen-Cupcakes habe ich immer viel Lob erhalten – die sind sehr zitronig und saftig!»
Alan Heckel