Ein Literaturfestival in der Trafohalle Bottmingen

  24.04.2025 Bottmingen

Einst war die Trafohalle ein Ort der Hochspannung. Daran hat sich eigentlich nichts geändert, nur wird die Spannung nun über Kunst, Literatur und Musik vermittelt. Vom 30. April bis 11. Mai findet dort das Literaturfestival statt.

Daniel Krumm, Vizepräsident des Trägervereins LEI-MENTALE und Ressortleiter Literatur, engagiert sich im zweiten Jahr der Zwischennutzung der Trafohalle vor allem für die Autorinnen und Autoren der Region. Er will ihnen die verdiente Bühne geben, die sie in einem Literaturhaus oder bei BuchBasel nicht kriegen. Eng verbunden mit lokal lesen, dem Netzwerk für regionale Autoren und Autorinnen, stellt Krumm zehn abwechslungsreiche Tage für über 40 Literaturschaffende auf die Beine. Mit bekannten Namen wie Peter Stamm, Kathrin Schärer und Lukas Holliger sind zwar auch einige Zugpferde am Start. Doch darf man zurecht gespannt sein auf grossartige Texte, über deren Urheber man nach diesem Festival sicherlich vermehrt berichten wird. Dem Publikum werden Kurzlesungen geboten, ein Kriminalabend, ein Tangoabend mit Crashkurs zum Mitmachen, ein Lyrik- sowie ein Leseabend. Am 3. Mai können Kinder zwischen drei und neun Jahren an einem Nachmittagsprogramm teilnehmen, an dem sie den Vorlesehund Kiyoshi kennenlernen und ihm sogar selbst etwas vorlesen können. Man munkelt nämlich, er sei ein sehr guter Zuhörer. Ausserdem kann man etwas über einen Geisterhund erfahren oder ein fantastisches Nachtmärchen miterleben. Am 10. Mai sind dann die Jugendlichen mit einem Nachmittagsprogramm an der Reihe, wo sie unter anderem an einem Manga-Workshop ihre Zeichenkünste ausprobieren oder verfeinern können. Abends kann am unterhaltsamen Buchhandlungsquartett dem Diskurs über die liebsten Bücher von vier Buchhandlungen gelauscht werden. Am grossen Verlagssonntag vom 4. Mai präsentieren sich regionale Verlage und stellen ihre aktuellen Bücher vor. An diesem Nachmittag ist der Eintritt frei. Der Abschlusstag am 11. Mai gehört von 11 bis 16 Uhr der BiblioSurprise, dem Familientag der Bibliotheken aus dem Leimental. Es ist Muttertag – also, Kinder, schnappt eure jungen oder junggebliebenen Mütter und verbringt ein paar energiegeladene Stunden mit dem Poetomat, dem Gschichtedrämmli und vielen, vielen Büchern! Während der ganzen zehn Tage gibt es nämlich Büchertische mit bis zu 250 Titeln, damit ausgiebig gestöbert werden kann. Bei Hunger und Durst sorgt die auf dem Areal ansässige Buvette Querbeet für Abhilfe. Bei schlechtem Wetter und am Mittwoch schenkt die Trafohalle selbst aus.

Die Entstehung des Literaturfestivals
Krumm kennt die Präsidentin des Trägervereins LEI-MENTALE, Barbara Krause, bereits von früher. Sie hat ihn mit der Halle und der Möglichkeit eines Literaturfestivals vertraut gemacht. Als passionierter Literaturfreund war er sofort begeistert. Lydia Zimmer vom Literaturecho hat ihm dann lokal lesen empfohlen. Ohne sie wäre ein Literaturfestival in dieser Grösse nicht möglich. Die Idee des Verlagssonntags unter Einbezug der regionalen Verlage kam von ihnen, ebenso jene mit den Bibliotheken und dem Buchhandlungsquartett.

Natürlich ist ein zehntägiges Literaturfestival – trotz Eintrittspreisen – ohne Sponsorengelder unmöglich. Als Hauptsponsor konnte die Raiffeisenbank gewonnen werden. Nebst anderen wichtigen Sponsorengeldern ist man aber auch auf Gönnerbeiträge angewiesen.

Trafohalle und Literatur – geht das?
Eine Halle, wo vormals riesige Transformatoren mit viel Lärm Energie produzierten, mag vielleicht nicht als der ideale Ort für Lesungen erscheinen. Und doch herrscht hier eine besondere Akustik. Die zementgebundenen Holzwolleplatten, mit denen die Halle im hinteren Teil ausgekleidet ist, erzielen eine fantastische akustische Wirkung. Deshalb können hier Konzerte und Lesungen stattfinden, und deshalb ist die Halle ideal für ein Literaturfestival. Der ehemalige Tempel des Stroms besitzt beinahe einen Kathedrale-Charakter. Die Halle hat einen rauen Vintage-Look und ist in gewissem Sinne eine Industrieruine. Mit den Betonwänden und dem grauen Boden ergibt sich aber eine höchst interessante Verbindung zwischen Industrie und Kunst. In der Halle finden rund 100 Personen Platz. Dem heute noch nüchtern aussehenden Podest wird anlässlich der Darbietungen eine ansprechende Wohnzimmeratmosphäre verpasst, sodass ein optischer Gegenpol zum Industriegrau entsteht.

Das Areal
Noch bis 2028 dürfen Halle und Umgebung bespielt werden. Verwaltet wird das Areal, welches der primeo energie gehört, durch das auf Zwischennutzungen spezialisierte Basler Unternehmen unterdessen. Mit mehreren Ateliers von Kunstschaffenden wird das Areal rege genutzt. Noch ist im Leimental die Neubelebung der Trafohalle an der Therwilerstrasse 56 nicht überall angekommen. Man weiss aber, dass die Bisherige ausser Betrieb ist und sich offenbar etwas Neues entwickelt. Die Vision des Trägervereins LEIMENTALE ist, dass die Trafohalle als Kulturzentrum bestehen bleibt. Es gibt zwar im Leimental viele kleine Kulturplätze, aber keinen grösseren Raum, und eine Turnhalle hat nun mal nicht das einzigartige Cachet, das diese Halle bietet. Ihr Besuch in der Trafohalle ist für das regionale Kunstschaffen auf jeden Fall ein Lichtblick und sichert die weitere «Elektrifizierung» des Leimentals. Kommen Sie vorbei!

Das breit gefächerte Programm von Frühling bis Herbst finden Sie unter www.trafohalle.ch .Dort finden Sie auch den Vorverkauf.

Franziska Fasolin


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