Einheimische und Gäste schätzen den Bannumgang

  05.06.2025 Bottmingen

Beim Bottminger Bannumgang am Auffahrtstag laufen rüstige Rentner neben Familien mit Kinderwagen und Einheimische neben kanadischen Palästinensern aus der Basler Breite. Die offene Geselligkeit und das schöne Wetter waren auch dieses Jahr Garant für einen gelungenen Anlass.

Die beiden rüstigen Damen wünschen sich, dass der Bottminger Bannumgang «hoffentlich noch lange bleibt». Maia Rieser (74) kam vor 48 Jahren «als Fremde» aus Muttenz nach Bottmingen und hatte es damals schwer, vom Dorf akzeptiert zu werden, wie sie erzählt: «Heute sind die Bottminger offener.» Brigitte Frieden (78) kam 1974 aus dem Bernbiet nach Bottmingen; beide Frauen sind heute natürlich schon lange integriert im Dorf und unter anderem im Turnverein aktiv. Der Bannumgang ist für sie deshalb ein wichtiger Anlass, «an dem man die Leute aus dem Dorf sieht und Kontakte pflegt».

Eine Schätzung der Teilnehmer am traditionellen Bannumgang in Bottmingen am 29. Mai, dem Auffahrtstag, fällt Gemeindepräsident Christian Caderas schwer, da sich die Menge der Banntagswanderer auf der rund vier Kilometer langen Strecke über das Bruderholz schnell auseinanderzieht. Später am Festzelt im Chäppeligraben kann Caderas aber immerhin sagen, dass er und seine Gemeinderatskollegen bereits 400 der 500 Gutscheine für eine Wurst und ein Getränk verteilt haben.

Weg führt übers Bruderholz
Bottmingen konzentriert sich beim Umgang auf den östlichen Teil seines Banns, da der westliche Bann durch dichte Wohnbebauung verläuft. Der Apérohalt ist deshalb auch seit Jahren an der Kreuzung der Talholzstrasse mit dem Seiglerweg. Christine Siegfried schenkt hier mit einer Kollegin vom Musikverein Getränke aus und stellt Knabbergebäck bereit. Neben ihr stehen die Bottmingerin Marlis (66) und ihr Lebenspartner Stephan (64) aus dem Basler Neubad-Quartier.

Stephan ist Liestaler Bürger und war am Montag zuvor bei strömendem Regen am dortigen Banntag. Am Bottminger Bannumgang geniesst er nicht nur das schönere Wetter sondern schätzt es ebenso, dass er viele Bekannte trifft. Nicht zuletzt, ergänzt Marlis für beide, sei der Bannumgang auch wichtig für ihre Fitness. Auch Bruno (67) war am Montag schon in Liestal dabei. Er zog vor wenigen Jahren von Basel nach Bottmingen; sein Wegbegleiter Kurt (73) zog von Gempen nach Bottmingen. Auch für die beiden steht die Geselligkeit an oberster Stelle beim Bannumgang.

Internationale Biografien der Teilnehmenden
Der Bottminger Bannumgang ist so nahe bei der Stadt auch immer ein internationaler Anlass: Die beiden Mütter Mona und Giorgina, die ihr Alter nicht verraten wollen, unterhalten sich auf Englisch miteinander. Während Giorgina aus Luxemburg stammt und seit 15 Jahren in Bottmingen wohnt, ist Monas Herkunft etwas komplizierter: Sie ist eine ursprüngliche Palästinenserin, die aber vor neun Monaten mit ihrer Familie aus Kanada nach Basel zog und im Breite-Quartier wohnt. Jedenfalls finden beide samt ihren Kindern den Bannumgang «eine tolle Idee».

«Der Bottminger Bannumgang hat heute keine politische Bedeutung mehr», erklärt Caderas, «aber eine gesellschaftliche.» Er sei als Anlass «beliebt bei Jung und Alt»; der älteste Teilnehmer dürfte mit 96 Jahren Altgemeindepräsident Ernst Peterli gewesen sein. «Das Format ist gut gewählt und stark im Dorf verankert», ergänzt Caderas. Das schöne Wetter tue sein Übriges.

Bottminger wirten für Binninger mit
Das Besondere am Bottminger Bannumgang ist nicht nur, dass er erst um zwei Uhr nachmittags beginnt und sich am Festzelt offiziell bis 21 Uhr hinzieht, sondern auch, dass die Bottminger für die Binninger mitwirten. Die kommen nämlich gegen Mittag in den Chäppeligraben, obwohl der südlich der Batteriestrasse weit auf Bottminger Bann liegt. Rund 200 Banntägler aus der Nachbargemeinde seien am Mittag dagewesen, berichtet Ursula Gardelli, Co-Präsidentin des Musikvereins.

Der Musikverein wechselt sich in der Bewirtung jährlich mit dem Turnverein ab. 30 Vereinsmitglieder und ein Dutzend Angehörige sind auf den Beinen, braten die Würste, schenken die Getränke aus und bedienen am Tisch. Hinzu kommen die beiden Konzerte am Start des Banntags am Schulhaus Hämisgarten und später im Festzelt. Für Gardelli ist der Bannumgang ein grosser Arbeitsaufwand, aber auch ein geselliger Anlass und «der lukrativste Dorfanlass von allen».

Vereine sind wichtige Stütze
Caderas würdigt dieses Engagement. Welch wichtige Stütze die Vereine in der Gemeinde seien, zeige die Bundesfeier, die Bottmingen nun dieses Jahr absagen musste, weil sich kein Verein für die Bewirtung fand. Am Bannumgang übernimmt die Gemeinde eine Defizitgarantie für die wirtenden Vereine. Gardelli blickt auf das volle Festzelt und das schöne Wetter draussen und lacht fröhlich: «Die werden wir dieses Jahr nicht brauchen.»

Boris Burkhardt


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