EJCF: Musikalische Landschaften in Therwil

  05.06.2025 Therwil

Die Konzertreihe St. Stephan und die Einwohnergemeinde Therwil organisierten im Rahmen des Europäischen Jugendchor Festivals (EJCF) das Konzert «Landscape of Music». Es gab gleich drei stilistisch unterschiedliche Chöre zu entdecken.

Früh ist an diesem Freitagabend klar: Die etwas mehr als 300 Plätze in der Kirche St. Stephan werden restlos besetzt sein. Schon als das Europäische Jugendchor Festival zum letzten Mal hier gastierte, waren alle Plätze besetzt. Das Konzert beginnt mit einem Grusswort von Barbara Walsoe, ehemalige Therwiler Gemeinderätin und Mitglied der EJCF-Konzertorganisation Region Basel. Sie heisst die Anwesenden im Namen der Konzertkommission St. Stephan willkommen und dankt allen für ihr Engagement. Ausserdem weist sie darauf hin, dass am Ende des Konzerts ein Lied aufs Publikum wartet, bei dem alle eingeladen sind, mit den drei Chören mitzusingen: «Singen tut gut, egal, wie gut man singt», sagt Walsoe. Gleich drei «Landscapes of Music», also Landschaften aus Musik, gibt es an diesem Abend zu entdecken: die Hügel Tschechiens, die Fjorde Islands und die Berge der Schweiz. «Die Reise dieses Konzertes führt durch die musikalisch nachgebildeten Landschaften, Sitten und Bräuche des Nordens, des europäischen Ostens und der Schweiz», informiert der Konzertflyer.

Zwischen Klassik und Volksmusik
Der schweizerische Jugendchor «Jutz.ch» bewegt sich unter der Leitung von Timo Waldmeier und Anna Kölbener zwischen klassischer Musik und Volksmusik. Die Mitglieder des Chors kommen aus 14 verschiedenen Kantonen. «Ihre gemeinsame Faszination für das traditionelle Liedgut und die Freude am Singen sind dafür verantwortlich, dass der ursprünglich als Projektchor im Hinblick auf das Europäische Jugendchor Festival im Jahr 2016 gegründete Klangkörper bereits zum dritten Mal am EJCF dabei ist», berichtet der Flyer. In Erinnerungen bleibt hier besonders die Zeile: «Zum Singe ghört au s Fäscht dezue», die als Motto fürs ganze Europäische Jugendchor Festival passt. Der Auftritt von «Jutz.ch» endet mit «Dr Chuädräckler», dem einzigen Muotathaler Jüüzli mit Text: «Nümmä Gegl, nurnu Sänn, jo-uh-jo-hojo ...» – Eine herrliche, rhythmisch verzahnte Nummer, die zu begeistertem Applaus führt.

Heimweh nach den Fjorden
Der isländische Kammerchor Huldur unter der Leitung von Hreiðar Ingi Þorsteinsson ist nach einer Sagenfigur benannt, der mit seinem Gesang das Meer kontrolliert. Der Chor wurde 2021 gegründet und hat sich mittlerweile fest in Reykjavíks Chorszene etabliert. 2023 wurde der Chor als das isländische Musikereignis des Jahres ausgezeichnet. «Die 34 Sänger:innen im Alter zwischen 18 und 24 Jahren sind grösstenteils Studenten des Hamrahlíð College, das als sprudelnde Quelle musikalischer Talente bekannt ist», ist über diesen Chor zu erfahren. – Das Besondere: Bei «Huldur» singen Komponierende mit, die Material für den Chor schreiben. Zum Repertoire gehören isländische Volkslieder oder geistliche bzw. profane Chorwerke. Auch wenn man kein Wort versteht und noch nie dort war, bekommt man Heimweh nach den Fjorden und Fernweh nach dem Frühling aus Island. Das Repertoire ist modern, beruht aber auch auf alten Sagen und arbeitet mit Effekten, etwa, wenn der Wind nachgeahmt wird. Zwischendurch wirkten die Gesänge fast ein wenig wie Filmmusik, mit sphärischen Klangteppichen, sehr geheimnisvoll und modern.

Gesang mit viel Herz
Der tschechische Kinderchor Severácˇek unter der Leitung von Silvie Langrová wurde 1958 gegründet. Er singt gregorianische Gesänge, Volkslieder und Chorkompositionen der Gegenwart, mit Fokus auf tschechischen Werken. «Bedeutend ist Severácˇeks Zusammenarbeit mit tschechischen Orchestern und Opernhäusern und seine Partnerschaft für Produktionen des Theaters in Liberec», informiert der Flyer. Chorleiterin Silvie Langrová wurde 2016 mit dem František-Lýsek-Preis ausgezeichnet. Sie ist Mitglied tschechischer und internationaler Wettbewerbsjurys und organisiert Chorworkshops und Seminare. Besonders gut gefällt die «Probe für das Konzert», ein Stück von Mozart-Sohn Carl Mozart, in dem die Kinder Orchesterinstrumente gestisch markieren. Doch auch, als sich der Chor an den Rändern der Kirche verteilt oder «Vo Luzärn uf Weggis zue» singt, zeigt es sich, mit wie viel Freude, Können und Herz hier gesungen wird. Besonders witzig und rührend, wie die Kinder mit verschränkten Armen: «Hansli trink mier nid zu viel» singen. Es ist ein Abend, der das Publikum begeistert und zu langem Applaus führt.

 Gregor Szyndler


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