Erinnerung als künstlerische Inspiration

  10.04.2025 Oberwil

Elf Schülerinnen und Schüler der FMS Oberwil durften letzte Woche in der Galerie Wertheimer ihre Abschlussarbeiten ausstellen. Gearbeitet wurde mit den verschiedensten Materialien – sogar mit Knochen.

Hier eine Schallplatte, dort ein Schlüsselanhänger, weiter drüben ein Familienbild: Die Objekte im Ausstellungsraum der Galerie Monika Wertheimer könnten kaum unterschiedlicher sein. Und doch haben sie alle etwas gemeinsam: Sie setzen sich mit Erinnerungen auseinander.

Unter dem Titel «Souvenir» stellten Ende März und Anfang April elf Schülerinnen und Schüler, die an der 3. FMS Oberwil das Berufsfeld Kunst gewählt haben, ihre Abschlussarbeiten aus dem Fach «Kunstprojekt» aus. Die Schau endete am Mittwoch vergangener Woche mit der öffentlichen Präsentation der Arbeiten in Anwesenheit der zuständigen Lehrpersonen Caroline Erdmann und Judith Sauter sowie der Galeristin Monika Wertheimer; auch einige externe Besuchende fanden an jenem Nachmittag den Weg in die Galerie.

Hohe Anforderungen an sich selbst
Während das Thema Erinnerungen vorgegeben war, hatten die Schülerinnen und Schüler in Form und Technik freie Hand. Diesbezüglich waren die eigenen Anforderungen meist recht hoch, wie in den Präsentationen klar wurde. Einfach machten es sich die Schüler jedenfalls nicht. Tim Böhm zum Beispiel wollte zunächst mit flüssigem Plastik arbeiten, «was aber nicht gut funktionierte und zudem teuer war», wie er in der Präsentation erklärte. Als Alternative nahm er schliesslich Eis. Kazimierz Jenner versuchte seine Traumbilder auf Papier festzuhalten. Auch das war offenbar nicht ganz ohne: «Es ist schwer, Bilder völlig aus dem Kopf zu zeichnen», räumte er ein.

Viel Zeit und einen starken Magen erforderte die Arbeit von Lorenzo Russo. Er kreierte eine Konstellation aus Knochen, die er vom Metzger holte, selber reinigte, abkochte und entfettete. Was hat das mit Erinnerung zu tun? Viel. «Wenn wir sterben, lassen wir Knochen zurück, aber auch mehr als das: Fotos oder Briefe zum Beispiel», erklärte der Schüler. Erinnerungen also. Die kreisförmige Anordnung der Rippenknochen symbolisiere dabei den Zyklus des Lebens, so Russo. Damit wird auch ganz generell das Tabuthema Tod thematisiert: «Ich möchte damit zeigen, dass man davor keine Angst haben soll.»

Originell war auch die Botschaft von Diego Bruderer, der Erinnerungsgegenstände von acht Personen präsentierte und damit zeigen wollte, dass Erinnerungen unterschiedlich gewichtet werden: Für den einen ist ein Schlüsselanhänger, für den anderen eine Münze von Bedeutung. Die Gegenstände waren jeweils in kleinen Gipsblöcken fixiert: «Die Objekte hinterlassen im Gips einen Abdruck, und das tun auch Erinnerungen in unserer Seele», erklärte Bruderer den Gedanken dahinter.

Um die ganz eigenen Erinnerungen ging es bei Finn Alabor, der eine Schallplatte als Grundlage nahm und diese mit Acrylfarben bemalte. «Während der Pandemie habe ich mit meinem Vater in Delémont Bienen gezüchtet und dabei Schallplatten gehört. Diese Erinnerung wollte ich künstlerisch festhalten.» Beeindruckend waren schliesslich auch die restlichen Arbeiten, in denen etwa mit Video, analoger Fotografie und Holz gearbeitet wurde.

«Seriöser» dank Galerie
Dass ein Schulprojekt ausserhalb der Schule gezeigt werden darf, ist nicht selbstverständlich und in erster Linie Galerie-Inhaberin Monika Wertheimer zu verdanken. Dies wird von den Schülern auch entsprechend wertgeschätzt: «In einer Galerie auszustellen, die auch für externe Besucher offen ist, verleiht den Werken einen seriöseren Effekt. Und das hat mir nochmal eine ganz andere Art von Motivation gegeben», meinte Lorenzo Russo im Kurzgespräch mit dem BiBo.

Für Monika Wertheimer, die die Galerie seit 24 Jahren führt, ist das Projekt in Zusammenarbeit mit der FMS Oberwil jedes Jahr fester Bestandteil im Ausstellungsprogramm. «Es ist eine Bereicherung für mich», sagte sie. Den jungen Menschen nicht nur eine Plattform zu geben, sondern ihnen zu zeigen, dass eine Galerie ein Ort der Begegnung und des Gesprächs sei – das sei ihr Ziel.

Seit 2007 stellt sie der Schule einmal jährlich ihre Räumlichkeiten zur Verfügung; die Zusammenarbeit eingefädelt hat ihr Sohn, der damals selbst noch die FMS Oberwil besuchte. «Seither ist es toll, zu sehen, was die Schülerinnen und Schüler Jahr für Jahr auf die Beine stellen», freute sich die Galeristin.
Nathalie Reichel


Nächste Ausstellung
«Double», 26. April bis 24. Mai

Galerie Monika Wertheimer, Hohestrasse 134, Oberwil


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