Erinnerungen für die Welt von morgen

  06.02.2025

Liebe Leserinnen und Leser

Mit Erinnerungen ist es ja so eine Sache: Meistens erinnert man sich an das, was man will – und umgekehrt. Zum Selbstschutz biegt man sich seine Erinnerungen manchmal auch ein wenig zurecht. Manche basteln sich so ihre eigenen Wahrheiten.

Praktischerweise gibt es verschiedene Areale im Gehirn, und jedes ist für eine andere Art der Erinnerung zuständig. So gibt es das Faktengedächtnis, mit dem man sich zum Beispiel Telefonnummern merken kann. Allerdings gehe ich davon aus, dass dieses in Zeiten des Smartphones verkümmert ist.

Dann gibt es noch das prozedurale Gedächtnis, das einem hilft, auch nach zehn Jahren ohne Badeferien noch schwimmen zu können. Und schliesslich gibt es das, was den Menschen ausmacht: das autobiografische Gedächtnis. Dort ist alles abgespeichert, was unsere Identität ausmacht – die Summe allen Guten und Schlechten, das uns prägt. Vom ersten Kuss bis zur allfälligen Tracht Prügel danach. Dieses Gedächtnis muss aber dringend mit Emotionen verbunden sein, sonst geht da nichts.

Erinnerungen können aber auch kollektiv sein und unser Bewusstsein prägen. Letzte Woche war der 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz. Noch gibt es Zeitzeugen, aber es werden immer weniger. Trotzdem ist die Geschichte vom Tiefpunkt der Menschheit tief im kollektiven gesellschaftlichen Gedächtnis verankert. Die Erinnerungen der Alten leben im Wissen der Jungen weiter. Zumindest könnte man das meinen. Die Wahrheit sieht allerdings ein wenig anders aus: Verschiedene Umfragen zum Thema brachten ans Licht, dass ein beträchtlicher Teil der Jugend wenig bis nichts über den Holocaust weiss. Rund zehn Prozent kannten den Begriff und die zugehörige Geschichte gar nicht.

Nun, zwar ist das Recht auf Vergessen universell, aber trotzdem: Eine Welt für morgen zu gestalten, ohne das Wissen von gestern zu haben, dürfte nicht ganz einfach werden. Aber natürlich gehen auch hier die Meinungen auseinander. Ich muss es ja nicht verstehen!

Mit einem Bekanntheitsgrad von rund 95 Prozent steht übrigens Lego bei Umfragen ganz vorne. Das macht die totale Geschichtsvergessenheit zwar nicht besser, aber immerhin zeigen die Umfragewerte, dass die dänische Firma mit dem kleinen Plastikstein etwas Zeitloses geschaffen hat, an das man sich gerne erinnert. Grund genug für uns, in Bottmingen einen Lego-Trickfilmworkshop zu besuchen. Den Beitrag finden Sie auf den Bottminger Seiten. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.

Stefan Fehlmann


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