Fachsimpeln unter Gleichgesinnten

  11.09.2025 Bottmingen

Das 10. Internationale Oldtimertreffen lockte rund 900 Menschen nach Bottmingen.

Willi Dürring ist ein vielbeschäftigter Mann an diesem sonnigen Sonntagnachmittag. «Keine Zeit», sagt er, als er von der Presse nach einem kurzen Statement gefragt wird. Soeben hat der Mann, der hinter dem Internationalen Oldtimertreffen Bottmingen steht, im Schloss die Preisverleihung moderiert und die drei Pokale übergeben, nun geht es schnellen Schrittes zurück über die Brücke. Die Ausfahrt, die den krönenden Abschluss des Events bildet, steht an. Dutzende von Oldtimern fahren via Therwil, Biel-Benken und Leimen nach Allschwil. In einem von ihnen sitzt auch Dürring als Beifahrer.

Zuvor waren während sieben Stunden lang rund ums Schloss und beim Burggartenschulhaus 160 Oldtimer parkiert und zogen insgesamt knapp 900 Leute an. Es sind keine Rekordzahlen anlässlich der 10. Ausgabe des Events, denn Oldtimertreffen sind in der Region nicht gerade eine Seltenheit. «Kürzlich gab es ähnliche Anlässe in Münchenstein, Füllinsdorf und Langenbruck», weiss Thomas Täschler. Dann verweist der Mann vom organisierenden Oldtimer und Motorsport Club Bottmingen auch noch darauf, dass zeitgleich auch noch ein Treffen in Laufenburg stattfindet.

Diejenigen, die gekommen sind, erleben aber einen schönen Tag. Die in tollem Zustand gehaltenen Fahrzeuge sind ideal, um miteinander ins Gespräch zu kommen – Besitzer und Besucher oder Besitzer untereinander. Ab und zu werden sogar Kaufangebote gemacht. «Es ist ein Fachsimpeln unter Gleichgesinnten», bringt es Täschler auf den Punkt. Man diskutiert über Motoren und Getriebe und die guten alten Zeiten, als Autos gefühlt mit mehr Liebe hergestellt wurden.

Passend gekleidet zur Epoche
Natürlich werden die Oldtimer nicht nur angesehen, sondern dürfen meist auch angefasst und probegesessen werden. Auch der akustische Aspekt darf nicht fehlen. Als der Besitzer den Motor eines über 50 Jahre alten Chevrolet Chevelle aufheulen lässt, meint eine Frau anerkennend: «Das ist Musik für meine Ohren!» Zwar ist das Oldtimertreffen international, doch ist der Grossteil aus der Schweiz nach Bottmingen gefahren. «Neben den beiden Basel kommen die meisten Fahrzeugbesitzer aus Aargau und Solothurn», erklärt Thomas Täschler. Den weitesten Weg legte allerdings ein Ehepaar aus Eschenbach LU zurück, das mit einem Ford Baujahr 1907 107 Kilometer zurücklegen musste. Dafür gab es schliesslich zwei Pokale – einen für das älteste Auto und einen für die weiteste Anreise. Beinahe hätten die zwei aus Eschenbach auch noch den Pokal für das beste Kostüm gewonnen, der Stichentscheid entschied aber zugunsten der Konkurrenz.

Die Fahrzeugbesitzerinnen und -besitzer werden übrigens ermutigt, in Kostümen zu erscheinen, die aus der gleichen Epoche wie ihr Gefährt stammen. Man sieht Tweedanzüge aus den 30ern und Hippie-Outfits aus den späten 60ern. «Auch die Anzahl der Kostümierten war im Vergleich zum Vorjahr rückläufig», bedauert Täschler. Der Oberwiler Rolls-Royce-Fan ist übrigens nicht nur einer von acht freiwilligen Helfenden, sondern mit seiner Firma Pira auch Pokalsponsor.

Nicht alle beteiligen sich an der finalen Ausfahrt, so fahren die zweifachen Kategoriensieger auf direktem Weg nach Eschenbach zurück. Diejenigen, die mitmachen, ernten Applaus und anerkennende Blicke – nicht nur auf dem Schlossund Schulhausgelände. Am Strassenrand winken Neugierige und überraschte Passanten den stolzen Oldtimer-Fahrerinnen und Fahrern zu. Diese bedanken sich, indem sie lächelnd zurückwinken oder auch mal die Hupe demonstrieren. Wenn man diese Oldtimer fahrend auf der Strasse sieht, glaubt man zu verstehen, weshalb viele davon fasziniert sind. Diese Fahrzeuge aus früherer Zeit transportieren nicht nur Menschen, sondern auch ein fast vergessenes Lebensgefühl.

Alan Heckel


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