«Fotografie hat für mich etwas Mysteriöses»
05.06.2025 OberwilMonika Wertheimer aus Oberwil nimmt als einzige Galeristin der Region an der internationalen Messe Photo Basel vom 17. bis 22. Juni teil. Im Gespräch mit dem BiBo erzählt sie, was sie daran so fasziniert und wie sie als Jugendliche die Fotografie für sich entdeckte.
Paris, London, Miami, Sydney: Zahlreiche Galeristen aus der ganzen Welt nehmen jedes Jahr an der internationalen Messe Photo Basel teil. Unter ihnen, als einzige in der Region: Monika Wertheimer aus Oberwil. Sie macht dieses Jahr bereits zum neunten Mal mit. Die Photo Basel gibt es schon ein Jahr länger.
Nicht von Anfang an dabei gewesen sei Monika Wertheimer «aus eigenem Blödsinn», wie sie lachend erklärt. Lässig habe sie damals zum Initianten der Photo Basel Sven Eisenhut gesagt: «Noch eine Messe neben der Art Basel? Das ist doch nur Beigemüse!» Im Nachhinein habe sie sich «fürchterlich» über ihre Aussage und Nicht-Teilnahme geärgert. Zur Wiedergutmachung schenkte sie Sven Eisenhut und dem Team das Jahr darauf eine Gemüsekiste – und meldete sich natürlich für die nächste Ausstellung an.
Neun Jahre später kommt Monika Wertheimer beim Erzählen über die Photo Basel nicht mehr aus dem Schwärmen heraus. Den Austausch mit anderen Galeristen, das Kennenlernen neuer Menschen und den Kontakt zu internationalem Publikum seien Dinge, die sie immer besonders schätze. An der diesjährigen Ausgabe vom 17. bis 22. Juni im Volkshaus Basel zeigt die Oberwiler Galeristin insgesamt zwölf Werke von Moritz Herzog, Silvio Maraini und Miguel Mas. Was die Wahl der Künstler und Fotos betrifft, entscheidet sie «immer nach Bauchgefühl». Wobei sie sich natürlich schon auch ihre Gedanken macht: «Am Wichtigsten ist, dass das Menschliche zwischen dem Fotografen und mir stimmt», erklärt Wertheimer. Was sie an den Werken am meisten fasziniert, sei jeweils deren Entstehungsprozess.
Das Foto des Grossvaters
Doch wie kam Monika Wertheimer überhaupt zur Fotografie? Ist sie selber Fotografin? Nein. Wenn man sie frage, antworte sie: «Ich kann nur ‹fötele›, nicht fotografieren.» Diesen Unterschied finde sie wichtig. Wertheimers Faszination für Fotografie reicht weit zurück – und ist mit einer rührenden Geschichte verbunden: Als 14-Jährige entdeckte sie ein Foto ihres damals jungen Grossvaters. «Als meine Grossmutter meinen Grossvater kennenlernte, legte sie dieses Foto von ihm auf den Frühstücksteller ihres Vaters, um zu signalisieren, dass sie ihn heiraten wolle. Am nächsten Tag lag das Foto, mit Puderzucker bestreut, auf ihrem eigenen Teller. Bedeutete: Einverstanden», erzählt Wertheimer die Geschichte ihrer Grossmutter nach. Diese habe damals ihre Neugier geweckt: «Seither hat Fotografie für mich etwas Mysteriöses, Geheimnisvolles.»
«Kein Ort der Andacht»
Diesem Foto ist demnach auch die Galerie von Monika Wertheimer zu verdanken. Lange habe sie mit dem Gedanken gespielt, einen Ausstellungsraum zu eröffnen – bis sie dies schliesslich 2001 in den eigenen vier Wänden tat; vier Jahre später zog sie in den heutigen Standort in die Ziegelei an der Hohestrasse 134. Hier hat die Oberwiler Galeristin schon über 100 Ausstellungen realisiert. Dabei sei ihr vor allem eins wichtig, betont sie: «den Leuten die Angst vor Galerien zu nehmen.» Viele Besucher hätten nämlich das Gefühl, sie müssten unbedingt etwas kaufen. Das sieht Monika Wertheimer definitiv anders: «Eine Galerie ist ein Ort der Begegnung und der Gespräche, kein Ort der Andacht und Stille, den man dann auch noch mit einem schlechten Gewissen verlässt.» Um auch die Jungen davon zu überzeugen, bietet sie mit ihrer Galerie eine Plattform für das jährliche Kunstprojekt der FMS Oberwil. Die Initiative kam 2007 von ihrem Sohn, der damals selbst diese Schule besuchte.
An mehreren Orten gelebt
Monika Wertheimer erzählt gern, viel – und meist mit einer guten Prise Humor. Auch über ihre Kindheit: Geboren in Olten, sei sie daraufhin «in gefühlt 150 Orten» aufgewachsen. Ihr Vater sei im Gastgewerbe tätig gewesen, entsprechend sei die Familie viel in der Schweiz herumgereist. Gestört hat das Monika Wertheimer aber nie: «Das macht einen flexibel.»
Ausserdem hat sie «eine grosse Liebe»: Madrid. Mit etwas Glück durfte sie dort in jungen Jahren bei einem Rechtsanwalt arbeiten. Genossen habe sie in der spanischen Hauptstadt dabei vor allem die Mentalität, und dass «die Leute dort wirklich ihr Leben leben». Als gelernte Kauffrau war sie später auch bei der Ciba-Geigy, im Bereich Pharma-Registrierung für Lateinamerika, als Personalberaterin sowie beim Bundesgericht tätig. «Ich bin ein bunter Vogel», lacht Monika Wertheimer. Mittlerweile widmet sie sich ganz ihrer Leidenschaft, dem Ausstellen von Fotografien in der eigenen Galerie – und manchmal eben auch ausserhalb davon.
Nathalie Reichel
Mehr Infos: www.photo-basel.com