Geben ist seliger als Nehmen
31.10.2024 SchuleDie Tage werden kürzer, und am Horizont winkt schon das Christkind, um uns auf Weihnachten einzustimmen. Und falls Sie es nicht so sehr mit dem Christkind haben, können Sie auch einen Blick in die Auslagen der Grossverteiler werfen und feststellen: Weihnachten naht, und der Überfluss beginnt sich in den Läden bereits zu stapeln. Dabei ist das ja erst der Anfang. Da kann einem ganz schön schwindelig werden. Doch die Erlösung für das schlechte Gewissen naht: Der Briefkasten quillt über mit Spendenaufrufen, und ich übe mich im Slalomlauf, wenn ich die Freie Strasse in Basel hinunterlaufe. Was allerdings nicht am Alkohol liegt, sondern an den ganzen Spendeneintreibern, die mein Geld wollen. Und ich will das nicht! Ich mag mich den Diskussionen mit den Spendeneintreibern einfach nicht mehr stellen.
Klar, es gibt unzählige Baustellen auf der Welt, die dringend Hilfe benötigen. Und natürlich sind mir hungernde Kinder nicht egal, und von mir aus soll auch Zwergpudeln geholfen werden, die unter Hatespeech leiden. Aber ich kann nicht das ganze Leid der Welt auf meinen Schultern tragen. Das hat vor rund zweitausend Jahren schon einmal einer gemacht – der Menschheit geht es leider immer noch nicht besser. Hinzu kommt, dass ich das Glück – oder je nach Sichtweise das Pech – hatte, mehrere Hilfsinitiativen in Ländern der Dritten Welt zu besuchen und darüber zu berichten. Meine Erkenntnis: alles gut, richtig und wichtig. Aber spricht man mit den Verantwortlichen vor Ort, merkt man schnell, dass diese oft eine ganz andere Sichtweise haben als jene, die von hier aus ihre gut gemeinten Projekte vorstellen und dafür Spenden sammeln. Für mich war das eine ziemlich ernüchternde Erfahrung.
Damit kein Missverständnis entsteht: Auch ich spende! Aber nicht getrieben von einem schlechten Gewissen und mit der Giesskanne, sondern gezielt an eine Institution, von deren Richtigkeit und Wichtigkeit ich überzeugt bin.
Für mich machen daher auch kleinere und lokale Initiativen Sinn. Ich denke dabei etwa an die Nahrungsmittelspenden des Vereins Phari in Therwil, die Menschen helfen, bei denen es am Ende des Monats finanziell nicht mehr reicht. Oder an die Aktion Weihnachtspäckli, die bedürftigen Menschen in Osteuropa eine kleine Weihnachtsfreude schenkt. Freiwillige wie Daniela Süess aus Bottmingen beteiligen sich seit Jahren an dieser schönen Aktion. Die ganze Geschichte dazu finden Sie auf den Bottminger Seiten. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.
Stefan Fehlmann