Gerichte werden auch individuell zubereitet

  19.06.2025 Oberwil

Sohn Francesco und Vater Roberto Sebastio haben im März das Restaurant «Lettenstübli» übernommen. Als Italiener legen sie Wert auf selbst gemachte Pasta, saisonale Zutaten und Empfehlungen aus der Küche. Das Restaurant ist neu ganzjährig geöffnet.

Sophia Loren hängt bereits an der Wand, Fernandel als Don Camillo und der Schauspieler Alonso Sordi, alle in Schwarz-Weiss, jeweils gross gerahmt und beim Essen einer riesigen Portion Spaghetti. «Totò kommt noch», sagt Francesco Sebastio über Italiens berühmtesten Komiker der Fünfzigerjahre. Es war nicht schwierig, den kleinen Gastraum des Oberwiler Restaurants «Lettenstübli» in den Familiengärten Lettenmatt auf dem Bruderholz in die Atmosphäre einer Trattoria zu verwandeln. Besonders stolz ist Roberto Sebastio auf die Fünf-Liter-Grappa-Flasche, die mit einem Zapfhahn auf einem Tischchen an der Seite steht.

Der 41-jährige Gastronom Franceso Sebastio übernahm das «Lettenstübli» als Pächter des Familiengärtnervereins (FGV) Lettenmatt im März nach der Renovierung der Räumlichkeiten. Die Wand im Eingangsbereich wurde entfernt, der Boden neu gelegt, die Fassade gestrichen, Elektronik und Lichtanlage neu eingebaut. Die Tische kaufte der Verein; den Weinhalter aus Holz hat Vater Roberto (60) selbst gebaut. Im Aussenbereich gibt es schattige Plätze; ein Grill ist vorhanden, ausserdem eine Boule-Bahn (Roberto benutzt das französische Wort, weil die Regeln eben doch ein wenige anders sind als beim italienischen Boccia) und der frisch renovierte Kinderspielplatz.

Vater und Sohn sind Gastronomen
Francesco wuchs mit seiner Mutter in Basel auf, wohnte zwischenzeitlich in Ettingen und heute in Bottmingen. Ausbildung und Beruf führten ihn weit in der Region herum; unter anderem arbeitete er als Koch und später Küchenchef im «Adler» in Magden, im «Reinacher Hof» in Reinach, im «Talhaus» in Bubendorf, in Basel im «Bella Italia» im Rümelinbachweg, im «Ramazzotti» in der Hutgasse, im ehemaligen «Picobello» am Blumenrain (heute «Fiorentina») sowie zuletzt in der «Sonne» in der Rheingasse. Roberto Sebastio machte eine Ausbildung zum Maître d‘Hôtel und arbeitete 44 Jahre ebenfalls in der Gastronomie, zuletzt in einem Ristorante-Bar in Lazise am Lago di Garda. Er kam vergangenen Sommer erstmals in die Schweiz, um das «Lettenstübli» zusammen mit seinem Sohn zu führen, fungiert dort als Gastgeber und bedient die Gäste. «Ich will die letzten Jahre bei meiner Familie leben», erklärt Roberto Sebastio bereits in gutem Deutsch den Wechsel des Lebensmittelpunkts. Neben seiner Enkelin, Francescos Tochter, wohnen ein weiterer Sohn und eine Tochter in der Nordwestschweiz.

Im Winter gibts italienisches Fondue
Wie man das nördlich der Alpen von der italienischen Küche erwartet, stellt Francesco Sebastio die Pasta selbst in der Küche her. Im Keller habe das «Lettenstübli» genug Kühlraum zur Lagerung, sagt er. Auch die Saucen sowie das Gebäck und die Kuchen für das Dessert macht Sebastio selbst. Bei den restlichen Zutaten legt er Wert auf saisonale Zutaten wie Trüffel und andere Pilze, Erdbeeren, Spargel und Wild. Das Speiseangebot ist hauptsächlich italienisch, etwa Rinderrippe mit Polenta, Tagliatelle ai funghi oder Pilzbruschetta. «Aber einen Wurstsalat bekommt man von mir auch», sagt Sebastio und lacht. Für den Winter kündigt er Fondue mit italienischem Käse, Trüffel und Steinpilzen an.

Ausserdem legen Vater und Sohn Wert auf die italienische Küchenkultur der Empfehlungen. Die Speisekarte, die ohnehin alle drei Monate erneuert wird, soll dabei nur ein Leitfaden sein. Tagesaktuelle Gerichte werden mit Kreide an der Tafel angekündigt oder komplett auf Wunsch des Kunden zusammengestellt. «Wir haben immer Schwarze Trüffeln, Crevetten, Entrecôte und frische Pilze im Haus», sagt Francesco. In einem Clubrestaurant setzten die beiden auf günstige Preise, versprechen sie. Ausserdem kann man die Gerichte des «Lettenstübli» in Oberwil, Bottmingen und Therwil mit den Lieferdiensten Uber Eats und Just Eat nach Hause bestellen.

Catering und Kochkurse
Bereits 15 Jahre führte Francesco Sebastio in seiner Freizeit neben seiner Anstellung das Caterer-Unternehmen «Live Cooking». Seit dem 1. März kümmert er sich auch um dieses Standbein hauptberuflich; die Administration und Organisation übernimmt er von seinem Zuhause in Bottmingen. Ausserdem bietet er Kochkurse in der Markthalle in Basel an. Seine Kunden seien aufgrund seiner Tätigkeit im Novartis-Restaurant «Osteria Dodici» vor allem Gruppen aus der Pharmaindustrie, erklärt er. Mit der Neueröffnung in Oberwil wolle er aber an den Ruhetagen des Restaurants montags und dienstags auch Kochkurse im «Lettenstübli» anbieten. Das Clubrestaurant ist im Gegensatz zu früher nun ganzjährig mittwochs bis sonntags geöffnet. Dies ist durch einen Deal der Gemeindeverwaltung möglich: Da das «Lettenstübli» nur eine Saisonbewilligung hat, ist die Bewirtung der Öffentlichkeit im Winter grundsätzlich nicht erlaubt. Die auswärtigen Gäste müssen deshalb pro Gruppe in der Zeit von November bis Februar eine Passivmitgliedschaft beim FGV für fünf Franken beantragen. Das «Lettenstübli» kann jederzeit für Familienfeiern gemietet werden. Aus diesem Anlass ist das Restaurant auch ganz aktuell am Samstag, 21. Juni, geschlossen.

Boris Burkhardt


Öffnungszeiten

Mittwoch und Donnerstag 11–21 Uhr
Freitag und Samstag 11–22 Uhr
Sonntag 11–20 Uhr

Von 14–17 Uhr gibt es eine kleine «Wanderkarte» mit kalten Gerichten.
Kontakt im Restaurant: 078 837 38 44
Infos über Catering und Kochkurse:
www.livecooking.ch

 


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