Glückliche Hunde für glückliche Stunden
16.01.2025 BottmingenClaudia Lang hat ein grosses Herz für Hunde. Mit ihrem Engagement sorgt sie dafür, dass Hunde und Menschen, die gut zusammenpassen, auch zusammenfinden. Dafür investiert sie viel Zeit und Herz.
«Mein Zuhause waren immer die Menschen, nicht der Ort», sagt Claudia Lang. Kein Wunder, denn die Mutter einer siebenjährigen Tochter hat neben dem Schweizer Pass auch den brasilianischen und den deutschen. Entsprechend war die Kauffrau, die auch als Fotografin arbeitete und ein therapeutisches Malatelier betrieb, immer an vielen Orten dieser Welt zu Hause. «Wegen der Berufstätigkeit meiner Eltern sind wir oft umgezogen», erzählt sie. «Deshalb habe ich mich immer mehr auf Menschen als auf Orte fixiert.» Und auf Tiere, vor allem Hunde, fügt sie mit einem Lächeln hinzu.
Ein eigener Hund war für die junge Claudia Lang aufgrund der ständigen Umzüge zunächst nicht möglich. «Aber ich wusste mir zu helfen», sagt sie. «Mit Anfang 20 habe ich in Frankfurt, wo wir damals lebten, begonnen, Hunde aus dem Tierheim auszuführen.» Doch damit nicht genug: «In meiner Mittagspause fragte ich die Besitzerin eines Hundes, ob ich ihn ab und zu ausführen dürfe. Der Hund wartete brav in einer Ecke, während sie im Restaurant arbeitete. Bald jaulte er vor Freude, wenn ich kam.»
Diese Idee funktionierte und als ihr damaliger Partner einmal ein paar Tage auf Geschäftsreise war, beschloss Claudia, einen Schäferhund aus dem Tierheim zu holen. «Aber dann verzögerte sich seine Rückkehr, und ich behielt den Hund eben ein paar Tage länger», erinnert sie sich lachend. «Und wie es kommen musste, konnte ich ihn nach seiner Rückkehr nicht mehr abgeben – das hätte mir das Herz gebrochen.»
Diese Zeit markierte auch den Moment, als ihre Eltern beruflich nach Brasilien zogen, während sie selbst mitsamt Hund, aber ohne ihren Partner, nach Basel übersiedelte. «Meine jüngere Schwester studierte hier, und auch meine Cousine lebte in Basel», erklärt sie. Allerdings musste sie in Basel viel arbeiten und war darauf angewiesen, dass sich jemand um ihren Hund kümmerte. «Zum Glück stellte sich die Tochter meines Chefs gerne dafür zur Verfügung, und auch meine Nachbarin, deren eigener Hund kurz zuvor gestorben war, übernahm oft die Betreuung.» Ihre Hündin hatte viele Freunde. Nach Hündin Ninas Tod beschloss Claudia Lang, einen kleinen Hund zu kaufen. Doch sie fiel auf einen Hund aus einer dubiosen Zucht im Ausland herein. «Ich habe ihn aus einer ‹Zucht› im Schwarzwald gekauft, aber in Wirklichkeit kam er aus Ungarn und war gesundheitlich in einem sehr schlechten Zustand», erzählt sie. Es folgten viele teure Tierarztbesuche, bis der Hund wieder fit war. Dann zog sie erneut um, diesmal nach Brasilien, wo ihre Eltern lebten, und wohin sie ihren Zwergpinscher selbstverständlich mitnahm.
«In Brasilien lebte ich alleine mit meinem kleinen Neo in einem Haus und merkte schnell, dass ich dringend einen grösseren Hund brauchte», erzählt sie. «Die Sicherheitslage in Brasilien ist manchmal problematisch, und es war mir wichtig, mindestens einen grösseren Hund zur Unterstützung und als Gesellschaft für Neo zu haben.» So kamen die Mischlinge Thor, Max und zuletzt Tigrão dazu, alle aus einem örtlichen Tierheim. Claudia Lang legte grossen Wert darauf, dass die Hunde zusammen harmonieren und sich gegenseitig akzeptieren. «Ich nahm mir Monate Zeit und setzte mich intensiv mit verschiedenen Hunden aus den Tierheimen auseinander, bis ich die Tiere fand, die sich gut ergänzten.»
Charaktertest für Hund und Besitzer
In dieser Zeit engagierte sie sich auch stark für Strassenhunde und Hunde in brasilianischen Tierheimen. «Trotz der Tierliebe der Brasilianer ist es dort natürlich eine andere Welt als hier in der Schweiz», erklärt sie. Nach zweieinhalb Jahren Brasilien zog es Claudia Lang jedoch zurück in die Schweiz, zusammen mit ihren Hunden. Ihr Engagement für Tiere blieb jedoch unverändert.
Deshalb entwickelte sie in Zusammenarbeit mit Fachleuten der Universität Basel einen Charaktertest für Hunde und ihre zukünftigen Besitzer. Dieser Test hilft, sicherzustellen, dass Hunde in die richtigen Hände kommen, was Fehlplatzierungen minimieren kann. Ihr Wunsch ist es, dass dieser Test Mischlingen und älteren Tierheimhunden künftig hilft, leichter ein passendes Zuhause zu finden, indem er ihren Charakter sichtbar macht und mit Menschen abgleicht. «Ein solches Mensch-Hund-Matching gab es bislang nicht», erklärt sie. «Es ist für beide einfacher, wenn Hund und Besitzer charakterlich zusammenpassen.» Bis heute wurden 2800 dieser Tests durchgeführt – und das kostenlos.
In der Schweiz übersteigt die Nachfrage nach Hunden das Angebot deutlich. Viele Menschen, vor allem auch ältere, fühlen sich einsam. Um Hundehalter zu unterstützen, hatte Claudia Lang die Idee, ein Dogsharing-Modell zu entwickeln, um tierliebe Menschen miteinander zu vernetzen, um gemeinsam für ein Tier zu sorgen. Ein Zuhause, Liebe und Futter reichen für eine artgerechte Hundehaltung nicht aus. «Hunde sind soziale Wesen. Sie müssen drei- bis viermal täglich raus und brauchen viel Bewegung, Gesellschaft, Ruhe und passende Beschäftigung», erklärt sie. «Nicht jeder kann das leisten. Gerade ältere Menschen sind vielleicht nicht mehr so gut zu Fuss, und junge, berufstätige Menschen haben oft nicht die Zeit. Zusammen könnten sie die Bedürfnisse für einen Hund decken.» So gründete sie zusammen mit ihrem Mann und Unterstützung von externen Spezialisten die Online-Plattform «Fair-Dogs». Hier können Menschen charakterlich passende Teilzeithunde finden, um sich um sie zu kümmern – ohne selbst einen besitzen zu müssen.
Zusammen gehts besser
«Fair-Dogs ist aber kein Hundesitting-Dienst», betont sie, «sondern eine Plattform, die auf gute Mensch-Hund-Beziehungen und langfristige gemeinsame Betreuungslösungen setzt.» Die Plattform ist nicht auf Profit ausgerichtet, und die Anmeldung kostet nur einen kleinen Betrag. «Ziel ist es, durch Vernetzung nachhaltige Lösungen für Hunde, Halter und Interessenten zu finden und dabei das Tierwohl lokal zu fördern», räumt sie ein. Ohne ihr unermüdliches Engagement wäre das Projekt nicht möglich.
Langfristig hat sie auch die Vision, neben Teilzeithunden auch Hunde von Tierheimen in ihr Konzept einzubeziehen. Obwohl aktuell über 500 Hunde auf der Plattform Gassigänger suchen, sieht sie noch viel Potenzial für die Zukunft. «Gut Ding braucht eben Weile», sagt sie, «sowohl für das Wohl der Hunde als auch der Menschen.»
Stefan Fehlmann
Mehr Infos unter: www.fair-dogs.com