Herbstgeschichten aus dem Birsigtal
06.11.2025Wenn sich im Herbst die Dunkelheit wieder früher übers Birsigtal legt, beginnt sie, diese ganz besondere Zeit zwischen Melancholie und Magie. Vielleicht liegt es am Nebel, vielleicht am Geruch von Zimt und Kerzen, vielleicht aber auch daran, dass sich das Jahr langsam dem Ende zuneigt und die Menschen wieder etwas näher zusammenrücken.
In Bottmingen wurde der «Herbst-Blues» kurzerhand weggejazzt. Im Burggartenkeller füllte George Ricci mit seinen «Sons of Gumbo» den Raum mit Lebensfreude und Rhythmus. Wer dort sass, konnte kaum stillsitzen, und vielleicht ahnte man, dass Musik manchmal genau das vermag, was Worte nicht können: Sie wärmt, heilt und verbindet.
In Oberwil wiederum geht es um leisere, aber nicht weniger intensive Töne. Im Trauercafé dürfen Menschen trauern, ohne stark sein zu müssen. Dort, wo Kaffee, Kuchen und ehrliche Gespräche aufeinandertreffen, entsteht ein Raum, in dem Schwäche plötzlich eine Stärke ist. Denise Fankhauser und Michael Hofmann schaffen einen Ort, an dem Erinnern erlaubt und Weinen willkommen ist. Und gerade jetzt, wo die Tage kürzer werden, tut ein solcher Ort besonders gut.
Ganz anders klingt es in Therwil: Zehn Jahre Fototreff Leimental, eine Gemeinschaft von Männern, zeigen, dass Kameras mehr verbinden können als Fussballrunden oder Stammtische. Im reformierten Kirchgemeindehaus «Güggel» begegnen sich Musik und Fotografie, Klang und Licht, Auge und Ohr. Eine Ausstellung, die beweist, dass selbst vergängliche Töne Spuren hinterlassen können, auf Bildern, in Köpfen, in Herzen.
Und in Ettingen, tief unten im Bastelkeller von Erich Dietiker, dreht sich alles im wahrsten Sinne. Dort surren Motoren, blinken kleine Glühbirnen, und winzige Karussells erwachen zum Leben. Seine handgefertigten Miniaturen der alten Basler Herbstmesse sind mehr als Modelle, sie sind Erinnerungsmaschinen. Wer sie betrachtet, hört das ferne Rattern der Fahrgeschäfte, riecht gebrannte Mandeln und spürt die Zeit stillstehen.
Vier unterschiedliche Geschichten, aber sie erzählen alle vom Erhalten, Verwandeln, Erinnern. Vom Mut, das Vergangene weiterzutragen, in Musik, Gespräch, Fotografie oder Handarbeit. Sie zeigen, dass Leben nicht nur aus lauten Momenten besteht, sondern aus unzähligen kleinen Bewegungen, die uns berühren. Ob jazziger Abend, stilles Trauercafé, klingende Fotoausstellung oder leuchtende Miniaturbahn, überall in unseren Gemeinden wird gelebt, gelacht, erinnert. Viel Spass beim Lesen.
Stephan Rüdisühli

