«Hier sind die Voraussetzungen am besten»

  03.07.2025 Therwil

Expertinnen und Experten informierten über neue Ergebnisse eines Langzeitexperiments.

Es ist zwar nicht «Donnschtig-Jass», aber wenn ein über ein Dutzend Journalistinnen und Journalisten, darunter auch ein Team vom nationalen Fernsehen, nach Therwil kommt, ist das schon eine grosse Sache. Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) und die im gleichen Sektor tätige Firma Agroscope haben auf den Birsmattehof geladen, um workshopmässig über die neusten Ergebnisse des DOK-Versuchs zu orientieren.

Der DOK ist ein weltweit einzigartiger Freilandversuch, der seit 1978 die Anbausysteme biologisch-dynamisch (D), biologisch-organisch (O) und konventionell (K) miteinander vergleicht – und das ausgerechnet in Therwil. «Hier sind die Voraussetzungen am besten», hält Jochen Mayer (Agroscope), seit 2007 DOK-Co-Leiter, fest. «Normalerweise ist der Boden zehn Meter weiter komplett anders, doch auf dem Birsmattehof ist er überall gleich.» Ein weiteres Plus ist die Tatsache, dass es sich um einen Lössboden handelt, der kaum Steine enthält.

Nahe an der Praxis
Mayer ist einer von mehreren FiBL- und Agroscope-Expertinnen und -Experten, die gekommen sind, um weitere Antworten auf die vor fast 50 Jahren gestellte Frage, ob biologische Landwirtschaft funktionieren kann, zu liefern. Für die Begrüssung sind Else Bünemann (FiBL) und Frank Liebisch (Agroscope) zuständig, die nochmals auf die Einzigartigkeit des ersten weltweiten Systemvergleichs hinweisen und die Genauigkeit der Daten, die hier gewonnen werden, preisen. Der DOK-Versuch in Therwil sei «ein Paradebeispiel für den partizipativen Ansatz», hält Bünemann fest. «Der Austausch mit den Landwirten ist nahe an der Praxis.»

Um Ertragspotenziale und Nährstoffdynamik geht es anschliessend bei Jochen Mayer, der auf die Zielkonflikte zwischen Ertrag, Klimawandel und Biodiversität/Bodengesundheit hinweist. «Man kann nicht das eine verbessern, ohne dass es Einfluss auf das andere hat!» Es folgen diverse Details zu Dünger, Pflanzenschutz, Schädlingen und Besonderheiten beim dynamischen, organischen und konventionellen Anbausystem. «Wir versuchen, so gut wie möglich die Schweizer Praxis abzubilden», berichtet Mayer.

Stickstoff als Haupttreiber
Über Bodengesundheit und Klimawirkung orientiert Hans-Martin Krause (FiBL). «Der Bodenkohlenstoff ist der bestimmende Parameter für Bodenqualität», weiss Krause, der auch auf die Qualität von Düngern hinweist. «Stickstoff ist nicht nur der Haupttreiber für Erträge, sondern auch für den Klimawandel!»

Marc Cotter (FiBL) erzählt derweil von weiteren DOK-Versuchen in den Tropen, in Bolivien, Kenia und Indien. Die Frage, ob sich Bio-Anbau lohnt, hat dort eine grössere Bedeutung, da die Länder an der Armutsschwelle stehen. In Indien werden Baumwolle, Weizen, Kichererbsen und Soja angebaut. Dort sind die Bauern für die Bio-Variante sehr empfänglich, «weil sie ihrem traditionellen Ackerbau sehr nahe kommt». In Kenia versucht man es mit Gemüse, Mais und Kartoffeln, die für kleine und regionale Märkte gedacht sind, während der Kakao aus Bolivien über die Landesgrenzen hinaus exportiert wird.

Zum Abschluss folgt eine Führung übers Gelände, wo man alles noch etwas genauer in Augenschein nehmen kann. Unter dem Strich bleibt die Erkenntnis, dass Biosysteme zwar effizient, aber grösseren Schwankungen als konventionelle Systeme unterworfen sind. Das ist ein wichtiger Punkt, wenn es um Ernährungssicherheit geht. Zudem sind die Ertragsunterschiede zwischen den Kulturen beträchtlich. Während Soja in allen drei Systemen gleich hohe Erträge liefert, sind bei Kleegras und Silomais geringe Unterschiede messbar. Am grössten sind die Unterschiede bei Weizen und Kartoffeln, also ausgerechnet bei Kulturen für die menschliche Ernährung.

Alan Heckel


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