GEDANKEN AUS THERWIL
Hochdeutsch – Mundart – Dialekt
28.08.2025
Regio
Der schnurrbärtiger Schnurri-Moderator einer beliebten Sendung im ZDF überfällt gelegentlich seine Gäste nach einer ersten Vorstellung mit der Frage: «Was reden Sie denn für einen Dialekt?»
Dabei hat die Person höchstens eine mundartliche Färbung in ihrem vielleicht etwas mühsamen Hochdeutsch. Da klingt also Bayrisch, Schwäbisch, Sächsisch, Berlinerisch oder gar Schweizerdeutsch durch, ich würde sagen ein Akzent.
Wenn ich die Frage des Moderators höre, denke ich: «Da weiss einer nicht, was ein Dialekt ist!». Allerdings komme ich mir dabei etwas besserwisserisch vor.
Das alles hat mich neugierig gemacht und im Netz nachlesen lassen. Dabei bin ich auf Folgendes gestossen.
Zuerst der Unterschied Mundart – Dialekt!
Die meisten Fachleute sagen, das seien zwei Bezeichnungen für ein und dieselbe Sache. Andere meinen, Dialekt könne man in all seinen Ausformungen aufschreiben, Mundart sei einfach die Art und Weise, wie Wörter ausgesprochen würden. Die erste Erklärung gefällt mir besser.
Dann stiess ich auf das Wort Hochdeutsch. Gemäss Fachliteratur meint dieser Ausdruck nicht das, was wir allgemein eben als Hochdeutsch («Bitte, sprich Hochdeutsch!») oder in der Schweiz (von anderen belächelt) auch als Schriftdeutsch bezeichnen. Hochdeutsch bedeutet in der Sprachforschung eine Gruppe von Mundarten oder Dialekten – einfach als Gegensatz zu Niederdeutsch oder Plattdeutsch. Dabei wird betont, dass die Wortteile hoch und tief nicht als Qualitätsmerkmale zu verstehen seien. Sie beziehen sich nur auf die tiefer oder höher gelegenen Regionen, in denen die Dialekte gesprochen werden, also von der Nordund Ostsee bis in die Alpen.
Und was ist jetzt mit unserem Hochdeutsch? Das heisst im Fachjargon Standarddeutsch. Dabei betonen die Quellen, dass es im deutschsprachigen Raum keine allzu festen Regeln gibt, was nun wirklich richtige Standardsprache ist. Dies betrifft sowohl den Wortschatz als auch die Aussprache. Zum Glück ist eine gewisse regionale Vielfalt anerkannt und nicht wie in Frankreich von einer Académie française quasi ausgelöscht.
Ich persönlich bedaure es, dass vor allem in Deutschland lange Jahre eine Bewertung gemacht wurde, also: Standarddeutsch hochstehend, Mundart/Dialekt minderwertig – wenn möglich zu ersetzen! Das zeigt sich ja im nahen deutschen Grenzgebiet, wo die Schulen es geschafft haben, die Kinder soweit zu bringen, dass diese ihren alemannisch redenden Eltern nur noch auf Hochdeutsch antworten.
Da lob ich mir den Friedrich Dürrenmatt. Er soll in Deutschland eine Rede in seiner Art Schriftdeutsch gehalten haben. Bald tönte es aus dem Publikum: «Bitte Hochdeutsch!» Seine Antwort lautete: «Höcher kchann ich nicht!»
Hansjörg Hänggi, freischaffender
Autor in Therwil, bekannt durch seine Lieder- und Geschichten-Abende.