«Ich liebe die Freiheit auf den Wellen»

  21.11.2024 Bottmingen

Die ambitionierte Surferin Ella Aebi aus Bottmingen hat es innerhalb von weniger als zwei Jahren an die Spitze geschafft. Gerade einmal 13-jährig, schafft sie es auch, Schule und Leistungssport unter einen Hut zu bekommen.

Alles begann mit einem Weihnachtsgeschenk. Im Dezember 2022 bekam Ella Aebi von ihrer Gotte einen Gutschein für einen Surfer-Einsteigerkurs im Wellenpark «Alaïa Bay» in Sion. Keine zwei Jahre später ist die heute 13-Jährige Schweizermeisterin in der Kategorie U14. In der Kategorie U16 ist sie Zweite, bei den Frauen Vierte.

«Ich habe wirklich viel trainiert, auch im Meer. Und hatte super Coaches», antwortet Ella Aebi auf die Frage, was denn ihr Geheimnis sei. Doch ob das allein reicht? Die 13-Jährige aus Bottmingen scheint eine besondere Begabung zu haben. «Viele sagen, ich hätte in diesen Jahren eine grosse Entwicklung gemacht», meint sie bescheiden, aber nicht ganz ohne Stolz.

Mit Skifahren angefangen
Aebis Begeisterung für Sport kommt nicht von ungefähr. Bereits als Zweijährige stand sie auf den Ski und nahm kurz daraufhin auch an Wettkämpfen teil. Als Fünfjährige begann sie mit Kunstturnen auf Hochleistungsniveau. Mit beiden Sportarten hat Aebi inzwischen jedoch wieder aufgehört. Mit dem Skifahren, weil die wöchentlichen Trainings in den Bergen mit viel Aufwand verbunden waren, mit dem Kunstturnen, weil sie der zu hohe Leistungsdruck mit der Zeit demotivierte.

«Ich brauchte eine Sportart, die mir wirklich Spass macht», erinnert sich Aebi. Der Surf-Gutschein an Weihnachten kam damals genau richtig. Inzwischen macht die Bottmingerin immer noch leichtes Kunstturnen, um ihre Beweglichkeit zu erhalten, und spielt auch Tennis. Doch ihre grosse Leidenschaft ist das Surfen: «Ich liebe die Freiheit auf den Wellen.»

Allerdings ist Surfen nicht gerade dafür bekannt, dass es hier um die Ecke trainiert werden kann. Tatsächlich nimmt Ella Aebi, meist begleitet von ihrer Mutter Eugénie, fürs Training lange Wege auf sich. Im Frühling und Sommer fährt sie, wenn möglich, jedes Wochenende zum Wellenpark im Wallis, wo sie übrigens mütterlicherseits ihre Wurzeln hat. Dort kann sie auf künstlichen Wellen wetterunabhängig an ihrer Technik arbeiten. Auch in Luzern, Zürich und Thun gibt es entsprechende, jedoch kleinere Anlagen. Und die Ferien werden meist ohnehin in Frankreich am Meer verbracht; dort darf Ella Aebi in einer Surfgruppe mitmachen.

Trotz allem schafft sie es, auch hier in der Region zu trainieren: Im Rhein optimiert sie, wann immer sie Zeit hat, ihr Paddling – so wie an jenem Mittwochmorgen während des Interviewtermins.

Lernen als Ausgleich
Mittwochmorgen? Hat eine 13-Jährige dann eigentlich nicht Schule? Und ob sie das hat! Ella Aebi ist in der zweiten Sekundarstufe des Freien Gymnasiums auf der Leistungsstufe P. Ihre Mitschülerinnen und Mitschüler haben gerade eine Doppelstunde Sport, von der Aebi dispensiert ist. An sportlicher Aktivität fehlt es ihr ja bekanntlich nicht, ausserdem nutzt sie diese Stunden gern, um zu trainieren oder um in den Stoff der Schule nachzuholen, den sie während ihrer Wettkämpfe verpasst. Noch vor dem Interview habe sie am Frühstückstisch Mathematik repetiert, sagt Mutter Eugénie, die am Pressetermin ebenfalls anwesend ist. Direkt anschliessend steht nämlich eine Prüfung an. Ob das Ella Aebi auch einmal zu viel wird? «Ich denke, ich habe alles unter Kontrolle», sagt die junge Bottmingerin wiederum sehr bescheiden. Lernen sei für sie auch ein Ausgleich. Nach der Sekundarschule möchte Aebi aufs Gymnasium und auch in puncto Ausbildung hat sie schon ganz konkrete Vorstellungen: «Am liebsten würde ich in Amerika Marketing und Business mit Fokus Fashion studieren.»

Schon bald ist Ella Aebi wieder unterwegs. Vom 4. bis zum 8. Dezember stehen die Eurokids-Wettkämpfe in Teneriffa mit vorherigen Trainingstagen auf dem Programm. «Ich darf fürs Schweizer Team fahren», meint die junge Surferin stolz. Es sei ganz anders, im Meer zu surfen. Man sei abhängig von der Natur und damit von der Welle, so, wie sie kommt. Man müsse flexibel sein. Und sich seinen Platz im Meer neben den anderen Surfern erkämpfen.

Nebst vom Erfolg auf der spanischen Insel träumt Ella Aebi auch von einer Teilnahme an der Junior-Weltmeisterschaft im Jahr 2025. Und wer weiss, vielleicht darf sie irgendwann auch an den Olympischen Spielen teilnehmen. Bis jetzt hat es noch niemand aus der Schweiz geschafft.

Nathalie Reichel


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