«Im Krimi kann ich meine Fantasien ausleben»
16.01.2025 OberwilOffiziell lebt Herbert Rehbein in Oberwil und ist TCM Therapeut. Doch in Wirklichkeit ist er ein wahrer Ausbund an Kreativität. Nun hat er mit «Sils-Maria oder die heile Welt und das Geld» seinen ersten Krimi geschrieben.
Absehbar war es nun nicht wirklich, dass Herbert Rehbein Schriftsteller wird. Oder vielleicht doch? «Ich habe schon immer gerne geschrieben», sagt der 65-Jährige, der eigentlich locker als Endvierziger durchgehen würde. «Meistens waren das kürzere Geschichten, und die waren dann auch ziemlich kafkaesk. Aber irgendwie sind die immer liegen geblieben.» Das ist nicht sonderlich erstaunlich, denn das Leben rief stets. Da Herbert Rehbein ein Ausbund an Kreativität ist, gab es immer genug anderes zu tun. Was nicht sonderlich erstaunlich ist: Die Kreativität wurde ihm in die Wiege gelegt. Sein gleichnamiger Vater war ein bekannter deutscher Violinist und schrieb so ganz nebenbei Welthits, unter anderem für Frank Sinatra.
Immer schon ein Freigeist
Allerdings hatte der Vater wohl eine andere Vorstellung vom Leben als sein Sohn, wie Herbert Rehbein sagt: «Nach der Matura hatte ich überhaupt keine Lust, ein geregeltes Studienleben zu beginnen. Stattdessen zog es mich hinaus in die Welt.» Also jobte der junge Mann und liess dabei kaum einen Beruf aus, bei dem er sich nicht irgendwie versuchte. Schliesslich «war es in den Siebzigern sehr einfach, sich mit temporären Jobs durchzuschlagen. Das kam mir entgegen, ich war immer ein Freigeist und habe auch nie Vollzeit gearbeitet.» Dafür hatte er Zeit für viele Projekte und sah auch etwas von der Welt. So verbrachte er längere Zeit im Ausland, etwa in Spanien oder Südamerika, während er in der Schweiz mit seiner Partnerin Renate begeistert Flohmärkte durchstöberte und auch selbst dort verkaufte. «Uns gefiel diese unkonventionelle Welt. Es gibt kaum etwas, bei dem man mehr verschiedene Menschen trifft als auf dem Flohmarkt. Das ist ein richtig spannendes Multikulti», erklärt er.
So ganz nebenbei widmete er sich seinen kreativen Projekten, produzierte Musik und fotografierte viel, wobei ihn stets der etwas andere Blick auf die Dinge interessierte. Ein Beispiel hierfür ist ein von ihm gestalteter Architektur-Fotoband, bei dem er sich ausschliesslich auf spannende Details und Blickwinkel der von ihm abgelichteten Gebäude konzentrierte und dabei neue Perspektiven erschuf.
Gelernt hat er dieses Handwerk allerdings nicht. «Ich hatte immer den Drang, Eigenes zu tun, das zu machen, was mich interessiert», erklärt er. «Freiheit war mir immer wichtig.» Da passte es gut, dass sich Herbert Rehbein irgendwann zum TCM Therapeut ausbilden liess und sich so eine Existenz aufbaute, die ihn nicht nur befriedigte, «weil ich einfach nur gute und nette Kunden habe», wie er sagt, sondern auch, weil die Arbeit ihm Raum für weitere Projekte liess. Etwa das Schreiben. Dies umso mehr, als ihm das Schreiben deutlich mehr liegt als etwa das Lesen, wie er erklärt: «Ich war eben auch schon immer ein wenig ein ‹Schnurri›.» Doch so richtig gepackt hat es ihn erst, als er einmal ein Buch über seinen Vater übersetzte. «Da merkte ich plötzlich, dass es mit den modernen technischen Hilfsmitteln viel einfacher ist, zu recherchieren. Mir hat die Arbeit Spass gemacht.» Damit war der Weg vom Übersetzen zum eigenen Werk nicht wirklich weit. Und als kreativer Freigeist sowieso nicht.
Dass es dann aber ein Krimi wurde, der erst noch in Sils-Maria spielt, mag dann doch erstaunen. Wenn auch nur auf den ersten Blick. Denn zusammen mit seiner Partnerin Renate hat er vor vielen Jahren bereits Sils-Maria und damit das Oberengadin entdeckt. «Wir sind seit fünfzehn Jahren nicht mehr in ein Flugzeug gestiegen. Aber nicht etwa aus Umweltschutzgründen», wie er lachend erklärt, «sondern weil wir bemerkt haben, dass diese Gegend uns alles bietet, was wir uns wünschen. Es ist quasi die ganze Welt in einem kleinen Mikrokosmos zusammengefasst.» Nichts gäbe es dort, was es nicht gibt, und immer wieder würden sie neue Dinge entdecken und sich von der Natur beeindrucken lassen.
Sils-Maria als Inspiration
Kein Wunder also, dass Herbert Rehbein seine Geschichte in Sils-Maria ansiedelt. «Es ist auch eine Hommage an den Ort», sagt er. Allerdings schwebte ihm eine zeitgenössische Geschichte vor, am besten eine, die seiner Fantasie freien Lauf lässt. «So eine Italienreise à la Goethe wollte ich keinesfalls schreiben», erklärt er. Also ist es schlicht und einfach ein Krimi geworden. «Ich liebe Krimis, da kann ich all meine Fantasien ausleben, auch wenn ich die Kriminalität verachte.» Dafür fand er im beschaulichen Sils-Maria ein wahres Panoptikum an Figuren und Orten, die ihm als Inspiration für seine Geschichte dienten. «Ich mag es, verschiedene Stränge und Personen zusammen zu verweben. So ein Krimi gibt einem eine grosse Freiheit», erläutert er. Und weiter: «Mir hat auch die Recherche dazu viel Spass gemacht. Das ist heute, dank der Digitalisierung, natürlich viel einfacher und auch spannender.» Entsprechend hat er das Buch auch gleich im Eigenverlag herausgebracht, was zu seinem Freigeist gut passt, wie er sagt: «Ich weiss gar nicht, ob so ein Buch je fertig sein kann. Es gibt ja immer wieder neuen Input.» Gut möglich also, dass sich das Buch «Sils-Maria oder die heile Welt und das Geld» mit jedem Nachdruck ein wenig ändern wird.
Stefan Fehlmann
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