Infoveranstaltung «mögliche Sparmassnahmen»
03.07.2025 EttingenDer Gemeinderat präsentierte den Einwohnenden mögliche Sparmassnahmen.
Eine Woche nach der Gemeindeversammlung fand sich der Gemeinderat erneut in der Aula des Schulhauses «Hintere Matten» ein. Grund war eine Veranstaltung, die vor Wochenfrist bereits an gleicher Stelle angeteasert worden war: «Mögliche Spar- und Ertragsmassnahmen der Gemeinde Ettingen», so der offizielle Titel.
«Aufgrund der finanziellen Situation besteht dringender Handlungsbedarf», erklärte Sibylle Muntwiler, nachdem sie die rund sechs Dutzend Anwesenden begrüsst hatte. Die Gemeindepräsidentin nannte zu Beginn auch ein paar Massnahmen, die bereits getroffen oder umgesetzt wurden. Von der Apéro-Streichung an Gemeindeversammlungen über die Vermeidung der Bildung einer weiteren Kleinklasse bis hin zur Reduktion des Strassenunterhalts – das Spektrum war ebenso breit wie die Beträge, die eingespart werden konnten respektive können.
177 Ideen
Dann übergab Muntwiler das Wort an Thomas Aegerter. Der für die Finanzen zuständige Gemeinderat erklärte kurz, dass das bei der Aufgabenüberprüfung Sache der Gemeinde ist, Effizienz, Notwendigkeit und Wirtschaftlichkeit der Aufgabenbereiche zu analysieren und gegebenenfalls anzupassen. Das Projekt, bei dem das Potenzial von Einsparungen und zusätzlicher Einnahmen eruiert wird, trägt den Namen «Zukunft Plus». «Zukunft, weil es um die Zukunft Ettingens geht, und Plus, weil die Rechnung mit einem Plus abschliessen soll», erklärte Aegerter.
Die Ursprünge gehen auf die Gemeindeversammlung im Dezember des letzten Jahres zurück, in der sich der Gemeinderat verpflichtet hatte, bis Ende 2025 Massnahmen zur Beseitigung des strukturellen Defizits festzulegen. Nach der Benennung dieser Massnahmen sind deren Umsetzbarkeit und Priorisierung die nächsten Schritte.
Den ersten Teil erledigten die Mitarbeitenden der Gemeinde, die gefragt wurden, wo sie Sparpotenzial sehen. «Wir dachten, wir kriegen 10 bis 15 Rückmeldungen», blickte Aegerter zurück und war genauso überrascht wie erfreut, als 177 Ideen eingingen. «Auch wenn viele Mehrfachnennungen darunter waren, ist das eine sensationelle Zahl!» Aufgrund der grossen Anzahl der Rückmeldungen reicht das Sparpotenzial je nach Vorschlag «von 300 Franken bis hin zu sechsstelligen Beträgen», so Aegerter.
Der Gemeinderat priorisierte insgesamt 60 Vorschläge, die im Rahmen dieser Veranstaltung vorgestellt wurden. Im Rahmen eines «Postenlaufs» wurden den Leuten drei Factsheets präsentiert, bei denen nicht nur die Massnahmen vorgestellt, sondern auch Transparenz geschaffen, Verständnis gefördert, Dialog ermöglicht und Vertrauen gestärkt werden sollte. Beim Posten «Verwaltung» stand Sibylle Muntwiler Rede und Antwort, für den Posten «Bau» waren Ruben Kiefer und Georg Brodmann zuständig, während der Posten «Übrige Themen» Christian Lischer und Thomas Aegerter zufiel.
Kein Preisschild
Und so verteilten sich die Leute auf die drei Posten, stellten Fragen zu den einzelnen Punkten und machten selbst Vorschläge, wo man denn noch etwas einsparen könnte. Was auffiel, war, dass bei keiner Massnahme ein «Preisschild» stand, was der eine oder andere bemängelte. Überall wurde rege gefragt und diskutiert. «Wie viel Papier wird auf der Gemeinde verbraucht?», wollte eine Frau wissen, «Wie hoch sind die Portokosten pro Jahr?», erkundigte sich derweil ein Mann.
Für Verwunderung sorgte unter anderem die Massnahme, dass Gemeindemitarbeitende künftig nach zehn und nicht wie bisher nach fünf Jahren für ihr Dienstjubiläum belohnt werden sollten. «Bei euch gilt man schon nach fünf Jahren als langjähriger Mitarbeiter?», staunte ein Mann. «Böse Zungen behaupten, fünf Jahre bei der Gemeinde Ettingen sind eine grosse Leistung», witzelte die Gemeindepräsidentin, die kompetent und schlagfertig jede Frage beantworte. Für Lacher sorgte sie, als man auf den Vorschlag zu sprechen kam, Anlässe nicht mehr auf der Hauptstrasse, sondern auf Gemeindeplätzen oder im Werkhof durchzuführen, um Kosten für Feuerwehr und Strassensperrung zu sparen. «Vielleicht machen wir die Fasnacht ja künftig auf dem Gemeindeparkplatz ...».
Auf die Frage, was denn die am häufigsten genannte Sparmassnahme war, lautete die Antwort: die Abschaffung des Personalausflugs. «Das hat mich erstaunt, denn ich dachte, das sei etwas Tolles», gestand Sibylle Muntwiler, die der Sache auf den Grund gehen will.
Im Laufe des Abends wurden die Halbkreise vor den Factsheets der drei Posten immer kleiner und nach rund zwei Stunden hatten die meisten die Veranstaltung verlassen. Für den Gemeinderat gilt es nun, aus 60 Ideen 25 zu machen, die nach und nach detailliert ausgearbeitet werden sollen. Die ersten von ihnen dürften bei der Gemeindeversammlung im Dezember präsentiert werden. «Es ist ein rollender Prozess, der uns bis ans Ende der Legislaturperiode begleiten wird», erklärte Thomas Aegerter.
Alan Heckel