Jeden Tag eine gute Tat
27.03.2025 BottmingenDie Pfadi Sunnebärg hat am Samstag einen Schnuppertag für Biber und Wölfli organisiert. Der BiBo war auch da und hat sich alles zeigen und erklären lassen.
Vor dem Schloss in Bottmingen herrscht ein fröhliches Treiben. Gegen 30 Kinder, manche mit und andere (noch?) ohne gelb-schwarze Pfadi-Krawatte, flitzen über den Rasen, spielen Fangen und klettern der Umfassungsmauer entlang. Einer der Wölfli-Venner hat sich mit schwarzem Hut, Umhang und einem Plastikdegen als Pirat verkleidet. Er tollt und albert mit den Kindern herum – und spielt später eine zentrale Rolle in der heutigen Biber-Übung.
Grösste schweizerische Jugendorganisation
Nach dem Antreten werden die Kinder in zwei Gruppen eingeteilt: Biber (4,5–6 Jahre) und Wölfli (7–11 Jahre). «Etwa fünf Kinder sind heute zum ersten Mal da», schätzt Pfadi-Venner Akku. «Am wichtigsten ist es uns, dass Kinder kommen, die Spass und Freude haben – und hoffentlich lange bleiben werden», erklärt er. Akku nimmt sich Zeit, um den BiBo zu den Übungsorten der Biber und Wölflis zu führen und Fragen zu beantworten. Die Pfadi ist die grösste schweizerische Jugendorganisation. Sie bietet Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, bei Wind und Wetter in der Natur zu sein und Gemeinschaftserlebnisse zu machen. Schon von klein auf werden die Kinder eingebunden und haben die Möglichkeit, sich aktiv ins Pfadi-Leben einzubringen. «Bei uns lernen sie, verantwortlich zu handeln und kreativ zu sein», erklärt Akku.
Pirat braucht Hilfe
Die Biber gehen zum Primarschulhaus. Auf dem Spielplatz bittet der Pirat sie um Hilfe. Ein anderer, böser Pirat hat ihm den Schatz gestohlen, jetzt sollen die Kinder ihm helfen, diesen wiederzufinden. «Uns geht es darum», erklärt Akku, «dass die Kinder in Übungen spielerisch lernen, anderen zu helfen und gemeinsam Aufgaben zu lösen.» Das «Jeden Tag eine gute Tat» wird spielerisch umgesetzt und eingeübt. Manchmal basteln die Biber auch zusammen etwas. «Und natürlich darf das gemeinsame Zvieri nie fehlen», so Akku.
Hard und soft skills
Die Gruppen der Pfadi Sunnebärg sind bunt durchmischt, Buben und Mädchen sind in gemeinsamen Gruppen unterwegs. So lernen die Kinder andere Gleichaltrige kennen, mit denen sie nicht zur Schule gehen. Im Idealfall entstehen auf diese Weise tolle, langjährige Freundschaften. Aber nicht nur die soft skills werden trainiert: «Auch in Sachen hard skills lernen wir in der Pfadi sehr viel.» Das gilt besonders für die Vennerinnen und Venner. «Wir lernen etwa, ein zweiwöchiges Lager zu organisieren – mit Unterkünften, Bewilligungen und der Organisation von Lagerplätzen oder Absprachen mit Landwirten, um auf ihrem Land Übungen machen zu dürfen.»
Wiese + Ball = toller Nachmittag
Die Wölfli spielen auf einer Wiese Prellball und haben sichtlich Spass dabei. Wichtig sei es laut Akku, dass die Kinder lernen, wie wenig es für einen tollen Nachmittag brauche: eine Wiese und einen Ball. Das fördert die Fantasie und Kreativität. Nach dem Ballspiel fangen die Wölflis an, «Rüebli zu ziehen». Dazu legen sich die Kinder in einem Kreis auf den Boden und halten sich gegenseitig mit ineinander verhakten Armen fest. Die Gärtner versuchen jetzt, einzelne Kinder an den Beinen aus dem Kreis zu ziehen. Noch so ein Spiel, bei dem mit wenig Aufwand extra viel Spass rauskommt. Genau darauf kommt es laut Akku auch an: Mit Leidenschaft und wenig Mitteln viel erreichen, tolle Erlebnisse und Zusammensein ermöglichen.
Zusammensein als prägende Erfahrung
Gefragt, warum er die Pfadi auch als Venner immer noch so toll finde, muss Akku nicht lange überlegen: «Das Zusammensein mit so verschiedenen Leuten! Zusammen etwas machen. Das habe ich schon als Wölfli toll gefunden.» Nun als Venner findet er es ausserdem super, diese prägenden Erfahrungen, die er als Kind in der Pfadi machen konnte, an andere Kinder weitergeben zu können. «Für viele unserer Biber und Wölfli ist die Zeit bei uns die erste ohne Lehrer oder Eltern. Sie kriegen ihren eigenen Namen und können hier gemeinsam mit den anderen ihr eigenes Ding machen.» Sie machen hier Erfahrungen, die ihre Eltern nicht kennen. So entstehen Unabhängigkeit und die Möglichkeit, nicht immer nur mit Gleichaltrigen zu tun zu haben, sondern auch mit schon etwas Älteren, beispielsweise den Vennerinnen und Vennern. Nächster Höhepunkt im Pfadi-Sunnebärg-Kalender ist das Wölfli-März-Lager. «Die Lager bleiben das Grösste an der Pfadi», lacht Akku, bevor er ein Rüebli pflücken geht.
Gregor Szyndler