Konzentrierte Stille beim Lego-Filmdreh
06.02.2025 BottmingenBeim Lego-Stop-Motion-Kurs der Elternbildung Leimental ist das Fallen von Legosteinen auf den Boden das lauteste Geräusch. Und das, obwohl 15 Kinder im Alter von 8 bis 12 Jahren da sind.
Sofort, nachdem der einleitende Film zu Ende ist, stürzen die 15 Kinder rüber zu der riesigen Legoauswahl. Auf dem Boden sieht es aus wie in einem länger nicht mehr aufgeräumten Kinderzimmer. Sofort weg ist die Star-Wars-Figur. Ebenfalls beliebt sind die Polizeiautos sowie die Harry-Potter-Figuren. «Das ist keine Harry-Potter-Figur», korrigiert ein Kind den BiBo. «Das ist ein Ninja!», versetzt sein Gspändli, bevor sich die zwei wieder ihrer Filmidee widmen. Es gibt aber auch Plastilin, mit dem Elemente für den Film geknetet werden können, etwa eine Strassenlaterne, die von einem Legotöff umgefahren wurde, wie sich der BiBo erklären lässt. Oder Watte, für Wölkchen oder kleine Explosionen, erklärt der Kursleiter Finn. Für Stop-Motion braucht es 5 Fotos pro Sekunde Film, die dann in der Software zu einem Film zusammengefügt werden.
Auffallende Stille
Viele Fotos, viel Lego! Was auffällt: Stille. Obwohl es 15 Kinder sind, hört man den Aufprall einzelner Legosteine auf dem Boden. Hoch konzentriert werden Figuren aufgebaut, bewegt und fotografiert. Entsprechend schwer ist es für den Berichterstatter, mehr als «Ja» und «Nein» aus den Kindern rauszukriegen. «Gefällt euch das Lego besser oder das Fotografieren?» – Wie aus der Lego-Seeräuber-Kanone geschossen sagt ein Kind «Lego» und das andere «Fotografieren». Da bleiben keine weiteren Fragen offen, zumal die nächste Kameraeinstellung fällig ist.
Comicartige Marslandschaft
Ein anderer Junge spielt so konzentriert und vertieft mit Lego-Autos, dass er fast das Fotografieren vergisst. Noch ein anderes Kind schnappt sich den Star-Wars-Roboter und stellt ihn vor einen «Bluescreen».
Auf die Frage, was er mit dem Bluescreen machen könne, zeigt er zuerst mit dem Finger auf eine Figur, die vor seinem Tablett steht. Dann drückt er den Auslöser und nur wenige Augenblicke später zeigt er auf die gleiche Figur, die nun auf dem iPad in einer Comiclandschaft zu sehen ist.
Viel aus Software rausholen
Diese Kurse gibt es seit acht Jahren, schätzt Kursleiterin Rahel Dähler. Die Idee ist aus ihrem Interesse für Computer und für die Software «Stop Motion Studio» gekommen: «Die Software ist super, da kann man viel rausholen. Ich brauche sie persönlich nicht für Lego-Filme, sondern auch für kleine Erklärvideos.» Auf die Frage nach den Rückmeldungen der Kinder antwortet sie: «Wir bekommen tolle Rückmeldungen. Nur selten ist ein Kind etwas enttäuscht, weil es hierherkommt, aber dann keine Idee hat und darum etwas traurig wird.» Heute haben gleich mehrere Kinder das Passwort der iPads vergessen. «Das kommt sonst so gut wie nie vor», sagt Rahel Dähler.
Aktive, kreative Handynutzung
Auf den Einwand, dass die Kinder dank diesen Kursen mehr Zeit an den Bildschirmen verbringen, sagt Rahel Dähler: «Ja, aber der Unterschied ist, dass sie aktiv und kreativ etwas planen und umsetzen. Also nicht nur konsumieren.» Die Lego-Kurse finden zweimal pro Jahr statt. Kursleiter Finn, der Sohn von Rahel Dähler, nimmt sich für alle Fragen der Kinder geduldig Zeit. Er erläutert, wie wichtig es ist, den Film genau zu planen und das Geplante umzusetzen, statt einfach nur ganz schnell ganz viele Fotos zu machen. Zusammen mit einem der Kinder überlegt er sich eine Verfolgungsjagd zwischen einem Ruderboot und einem Luftkissenboot. Wenig später baumelt ein Leogoauto an einem unsichtbaren Faden vor einem Bluescreen. Soeben ist es mit Vollgas über ein aufgeklapptes Harry-Potter-Buch gesprungen, jetzt fliegt es durch die Luft. Wenig später landet es auf einem Frachtschiff. Bei der abschliessenden Filmvorführung wird es Action geben.
Seit 1972 für Familien da
Die Elternbildung Leimental wurde 1972 gegründet und bietet u. a. Kurse für Kinder und Jugendliche an. Dazu gehören auch Kurse für Erwachsene, sei es Babymassage, Erste Hilfe oder Brotbacken. Ziel ist es, Eltern bei der Erziehung zu unterstützen und ihnen zu helfen. «Dies können manchmal kleine Inputs oder Informationen über die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen sein, die sehr hilfreich sind und dazu führen ein angenehmes Familienklima zu schaffen», erfährt man auf der Homepage. Momentan sucht die Elternbildung Leimental Freiwillige für den Vorstand, damit auch künftig ein spannendes, vielseitiges Kursprogramm angeboten werden kann.
Gregor Szyndler