Kunst zwischen Klang, Farbe und Raum

  03.07.2025 Oberwil

Eine Kombination aus Musik, sphärischen Klängen und bunten Bildern war bei der Atelier-Performance in Oberwil zu geniessen. In der ehemaligen Ziegelei Oberwil beeindruckte Philipp Rueff mit interdisziplinärem Können und erstaunlicher Vielseitigkeit.

Die Verbindung von Klang und Musik mit Bild und Farbe ist das Kernthema von Philipp Rueffs künstlerischer Arbeit. Dies zeigt sich sofort, wenn man sein Atelier betritt: Das Erste, was auffällt, sind die grossen farbigen Bilder. Ausserdem sticht das Tontechnikequipment mit Synthesizer, Piano, Mischpult und grossem Bildschirm hervor.

Zwischen Ton und Bild
Der Performance-Anlass, der dort jeden ersten Freitagabend im Monat stattfindet, startete mit einem Apéro, bei dem man Philipp Rueffs Räumlichkeiten, seine Werke und die vorhandene Technik begutachten kann. Etwa sechs Interessierte waren am letzten Freitagabend bei dem Event dabei. Sie unterhielten sich angeregt bei Häppchen und Getränken und lauschten der Einführung des Künstlers. Seine aktuelle Performance dauerte rund 33 Minuten und bestand aus elektronischen Klangsequenzen kombiniert mit Bildern auf einem grossen Bildschirm. Rueff möchte, dass sich das, was er auf den Tasten spielt, in seinen Bildern widerspiegelt. Denn es geht ihm um die Transformation von Ton ins Bild, da er die Stimmung der Musik ins Bild transportieren will. Dazu spielte er selbst am Piano, bediente das Mischpult und die Synthesizer und lockte damit atmosphärische elektronische Melodien hervor. Passend dazu erschienen auf dem grossen Bildschirm seine aktuellen Bilder. Diese waren farbenfroh und stellten Landschaften oder geometrische Formen mit viel Licht dar, die stilmässig an den Pointillismus erinnerten. Auch stimmungsvolle Landschaftsaufnahmen, Wolken, bewegtes Wasser, Regentropfen und abstrakte Formen waren zu sehen. Die Zuschauer lauschten aufmerksam den sphärischen und beruhigenden elektronischen Klängen, folgten den Bildern auf dem Monitor und beobachteten den Künstler bei seiner Arbeit. Am Ende waren alle begeistert.

Der monatliche Perfomance-Anlass findet, laut Philipp Rueff, immer statt, unabhängig davon, wie viele sich dafür anmelden. Eine Anmeldung sei allerdings aus Platzgründen wünschenswert. Er sieht den Anlass als «Networking» um sein Atelier für Interessierte zu öffnen. Aber auch den Verkauf seiner Bilder möchte er damit unterstützen.

Farbklänge aus der Ziegelei
Die Transformation von Sound zu Bild ist nicht nur bei der Performance ein Thema, sondern auch beim Malen seiner Bilder. Seine aktuellen Gemälde entstehen, indem er passend zu musikalischen Sequenzen, die er komponiert, die Bilder malt. Manchmal malt er mit Pinseln, aktuell trägt er vor allem mit seinen Fingern die Farbe direkt auf die Leinwand auf, um die entstehende Atmosphäre und das Licht auf dem Bild wiederzugeben. Die dabei entstehenden farbigen Bilder, die Landschaften und geometrische Formen darstellen, halten mit dem punktartigem Farbduktus flüchtige Stimmungen und Lichtverhältnisse fest, ähnlich wie in Werken aus der Epoche des Pointillismus. Sein Ziel ist es, die gespielte musikalische Sequenz und deren Stimmung über die Finger auf das Bild zu übertragen. Denn er möchte seine Musik sichtbar machen – auf der Leinwand.

Philipp Rueff ist ein vielseitiger Künstler. So malt er ganz unterschiedliche Bilder. In seinem Atelier sind auch grossflächige Bilder mit bunten Quadraten zu bewundern, die ebenfalls durch Musik entstanden sind. Rueff arbeitet aber auch mit Fotografie. Unter anderem erstellt er Panoramaaufnahmen von Innenräumen, z. B. für virtuelle Touren. So hat er eine Panoramaaufnahme der Trafohalle in Bottmingen erstellt. Ausserdem kreiert er Live-Installationen und Performances.

Beruflich kommt Rueff aus dem Tonund Soundbereich. So betrieb er in der Vergangenheit ein Tonstudio für Filmmusik. Ausserdem hat er im Bereich «Neue Klänge» gearbeitet und bei vielen Projekten im Bereich Ton, Farbe und Performance mitgewirkt. Sein Atelier betreibt der Künstler seit 26 Jahren auf dem Areal der ehemaligen Ziegelei Oberwil. Das Areal, auf dem bis in die 90er-Jahre Backsteine produziert wurden, ist in den vergangenen Jahren umgenutzt worden. Heute arbeiten diverse Kulturschaffende und Gewerbetreibende auf dem Industriegebiet in Ateliers, Büros und Werkstätten. So finden sich neben dem Atelier von Philipp Rueff ein Architekturbüro oder ein Fengshui Angebot. Spuren der einstigen industriellen Nutzung sind heute noch sichtbar. Im Treppenhaus hängt ein grosser Transporthaken an einer massiven Kette von der Decke und im Hinterhof sind noch Geleise im Boden zu erkennen. Das verleiht dem Areal einen ganz besonderen Charme. Auch ein öffentlicher Kindergarten, die Baselland International School und ein Quartierladen haben Einzug in die historischen Gemäuer gefunden.

Wer die nächste Performance erleben oder einen Blick auf aktuelle Arbeiten werfen möchte, findet Informationen unter www.philipprueff.ch.

Chantal Zoelly


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