Lieder über das Leben – und für einen guten Zweck
10.04.2025 TherwilMarius Sinniger überzeugte letzte Woche in Therwil mit zwei persönlichen, authentischen Benefizkonzerten; der gespendete Betrag kommt vollumfänglich dem Oberwiler Verein Elpida zugute.
Er nahm kein Blatt vor den Mund, sang über Sucht, Verlust, Krieg, Tod. Über das Leben eben, wie es ist – auch mit seinen schlechten Seiten. «Broken-hearted people dying everyday… How’d this happen, what went wrong?», so etwa die erschütternden Worte im Lied «In The News» von Kris Kristofferson.
Ein nicht ganz so hartes, aber doch sehr schwieriges Schicksal haben die Kinder der SOS-Kinderdörfer in Griechenland, die der Oberwiler Verein Elpida seit rund zwölf Jahren unterstützt und für die letzten Freitag und Sonntag in Therwil zwei Benefizkonzerte mit Marius Sinniger über die Bühne gingen; er ist selber langjähriges Mitglied von Elpida und hat auch schon in der Vergangenheit für den Verein gesungen.
Passende Lieder
Sinniger sang, sich meist an der Gitarre, manchmal auch an der Mundharmonika begleitend, zunächst über düstere Themen. Das mag am Anfang zwar hart gewesen sein, doch es passte, um dafür zu sensibilisieren, dass auf der Welt längst nicht alles rund läuft. Mit dem amerikanischen Volkslied «Pay me my money down» erinnerte er augenzwinkernd an das Ziel des Benefizkonzerts – wobei von «my money» keineswegs die Rede sein konnte, zumal der Musiker auf eine Gage verzichtete. Gut ausgewählt und absolut passend waren die Stücke über Familie und Kinder, so zum Beispiel «Für meine Tochter», das von liebevollen Worten einer Mutter an ihr Kind handelte. Der Songtext stammte von Pfarrerin Lea Meier, die Melodie von Marius Sinniger.
Natürlich gehören auch schöne Momente zum Leben. Neugier zum Beispiel, die Schönheit der Natur oder – wiederum zum Verein passend – Hoffnung, was auf Griechisch «Elpida» bedeutet. Dabei kann aus negativen Ereignissen durchaus Gutes entstehen: aus dem Tod einer geliebten Person etwa das Ziel, bewusst im Hier und Jetzt zu leben, aus den Kriegen auf der Welt die Einsicht, mehr Mitgefühl zu entwickeln. «Vielleicht haben wir das im Laufe unseres Lebens ein wenig verlernt», sinnierte der Sänger, ehe er das Lied «Nette Marionette» aus der eigenen Feder zum Besten gab. Entstanden sei dieses aus dem Gefühl der Ohnmacht heraus, als 1993 der Nahostkonflikt ausbrach.
Überzeugen konnte der Sänger ohnehin mit viel Persönlichem. Weitere seiner eigenen Lieder erzählten von seiner Kindheit und Schulzeit, in anderen erinnerte er sich an seine Eltern oder an seinen Aufenthalt in den Staaten. Rührend war insbesondere die Ballade «Meine Flucht»; dort erzählte er die Geschichte einer geflüchteten Person, die er als Schulsozialund Jugendarbeiter früher einmal selber begleiten durfte. «Warum wir? Und wohin?», so die eindringlichen Fragen, die im Lied immer wieder vorkamen. Die persönlichen Erlebnisse vermischten sich oft mit Kritik, nicht selten auch mit einem Hauch von Nostalgie – so etwa bei «Viertel vor sieben» von Reinhard Mey.
Publikum machte gut mit
Zwischen zwei Stücken richtete auch die in Oberwil wohnhafte Vereinspräsidentin Eva Küry ein paar Worte an die Zuschauer und berichtete von den Kindern in Griechenland, die sie regelmässig besucht; die Spenden aus den Benefizkonzerten kämen vollumfänglich den Kinderdörfern zugute, versicherte sie. Und auch Marius Sinniger freute sich: «Nebst dem fünfmonatigen Gehirntraining zum Auswendiglernen der Lieder ist es mein grösster Lohn, euch hier zu sehen.» Das Publikum gab tatsächlich viel zurück, klatschte oft im Takt oder sang mit. Ein trotz des einen oder anderen Versprechers oder Textaussetzers sehr gelungenes, authentisches Konzert. Oder in den Worten von Marius Sinniger: «Nicht ganz perfekt, aber sicher ganz persönlich.»
Nathalie Reichel