Mangas zeichnen in der Gemeindebibliothek
22.05.2025 TherwilIllustratorin und Manga-Künstlerin Simone Xie gibt in der Gemeindebibliothek Therwil wieder ihren beliebten Manga-Workshop. Der BiBo zeichnete mit und stellte ihr ein paar Fragen.
Knapp 15 Kinder und Jugendliche füllen den Nebenraum der Gemeindebibliothek Therwil und freuen sich auf den Manga-Workshop mit Simone Xie. Einige haben schon einmal einen ihrer Kurse besucht. Simone bereitet eine Flipchart und Filzstifte vor und wartet, während die letzten Jugendlichen sich an die vorbereiteten Tische setzen. Als alle parat sind, stellt sie ein paar Fragen, etwa nach den Lieblingsmangas. Es folgen für Nichteingeweihte rätselhafte Namen: «Naruto» (weltweit 200 Millionen Mal verkaufte Manga-Reihe), «One Piece» (500 Millionen Mal verkauft) oder «Blue Exorcist» (25 Millionen Mal verkauft). – «Und was findet ihr beim Zeichnen am schwierigsten?», will Simone Xie als Nächstes wissen. Auf die Antwort «Augen, Haare und Hände» hin nickt sie und sagt: «Ja, stimmt, das ist alles schwierig.» Nachher dreht sich an diesem Abend alles ums Zeichnen von Gesichtern, Emotionen, Körpern und Bewegungen.
Geschichten, die in den Bann ziehen
Aber was sind Mangas eigentlich? «In Japan bezeichnet ‹Manga› ganz allgemein Comics», erklärt Simone. «Und zwar unabhängig davon, ob sie aus Japan, Europa oder den USA stammen.» – Im Westen hat sich «Manga» als Bezeichnung für Comics aus Japan etabliert, die durch ihre besondere Ästhetik, Leserichtung (von rechts nach links) und Erzählweise auffallen. Mangas leben von ausdrucksstarken Figuren, einer klaren Bildsprache, Sprechblasen und «Soundwords», die die Stimmung einer Szene betonen. «Das macht den Zugang zur Geschichte besonders einfach», sagt Simone. Mangas decken eine Vielfalt an Genres ab und sprechen alle Altersgruppen an. «Richtig gepackt hat es mich mit etwa zehn Jahren, als ‹Sailor Moon› und ‹Dragon Ball› im Fernsehen liefen», berichtet sie. «In meiner Jugend verbrachte ich viel Zeit in Bibliotheken, habe mich durch die Manga-Regale gelesen und später meine eigene kleine Sammlung aufgebaut.»
Alles beginnt mit einem Oval
Simone beginnt den Kurs mit einem grossen Oval, das sie mit einem Kreuz unterteilt: Die Jugendlichen schnappen sich das auf den Tischen bereitliegende Papier und einen Bleistift und tun es ihr gleich. Es herrscht konzentrierte Stille, unterbrochen immer mal wieder von «Oh, oh», «Wo ist der Radiergummi» oder «Oh, mein Gott, du zeichnest ja wie Leonardo da Vinci.» Nachdem die Grundlinien gezeichnet sind, trägt Simone Xie verschiedene Hilfslinien in dem Oval ein: «Das wird euch helfen, Nase und Augen zu zeichnen.» – Zwei beste Freundinnen, die gemeinsam im Kurs sind und mit dem BiBo am Tisch sitzen, lachen über ihre Zeichnungen: «Das sieht aus ein Giraffenhals mit Elefantenohren.» Später dreht sich alles um die mangatypischen Kulleraugen, deren Ausdrucksmöglichkeiten und Gestaltung Simone Xie auf einem neuen Flipchart vorzeichnet. Nach der Pause, in der sich einige Jugendliche in Simone Xies mitgebrachte Skizzenmappe und ihren Manga-Reisebericht aus Japan vertiefen, geht es um die Grundlagen fürs Zeichnen von Körpern und Bewegungen.
Auf Augenhöhe ins Gespräch kommen
Zwischen ihren am Flipchart vorgezeichneten Ausführungen geht Simone an den Tischen vorbei und schaut sich an, was die Jugendlichen zeichnen. Sie gibt Anmerkungen, zeichnet Korrekturen auf die Blätter, damit die Weiterarbeit einfacher wird. Simone Xie studierte Medienwissenschaften und Kunstgeschichte. Ihren ersten Manga-Kurs gab sie 2007, seit 2019 ist sie selbstständige Manga-Künstlerin und Illustratorin und gibt Manga-Zeichenkurse in Schulen, Bibliotheken und an Messen. «Mir ist es wichtig, mit den Teilnehmenden auf Augenhöhe ins Gespräch zu kommen und ihre Freude am Zeichnen zu fördern», erklärt sie. Nach ihrem persönlichen Manga-Liebling gefragt, antwortet sie: «Ich mag Edward Elric aus ‹Fullmetal Alchemist› sehr. Er ist brillant, impulsiv und stur und hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn.» – Wer jetzt neugierig geworden ist, wer dieser Elric ist und was er tut, kann sich in der Manga-Abteilung in der Bibliothek schlau machen. Für den morgen Freitag, 23. Mai stattfindenden zweiten Manga-Kurs gibt es übrigens noch freie Plätze. Schliesslich kann, wer will, Simone Xie auch an ihrem eigenen Stand an der Fantasy Basel erleben (Messe Basel, 29.–31. Mai; Halle 2.1, Standnummer 572). Gregor Szyndler