Naturprojekt in den Ettinger Reben
27.11.2025 EttingenDer Weinbauverein Ettingen (WBV) und der Naturschutzverein Ettingen (NSVE) werten eine Böschung im Rebberg naturnah auf. Peter Brodmann vom NSVE berichtet im Interview.
Um was ging es bei der Pflanzung vom 15.November?
Peter Brodmann: Wir setzten in einer Böschung am Rebberg neue Büsche und Wildstauden. Ausserdem schufen wir drei Strukturen aus altem Rebholz und Laub – Unterschlupf für Igel, Hermelin, Blindschleichen und andere Tiere. Für die Neupflanzungen nehmen wir sonnenliebende, blütenreiche Stauden, für sie ist die Lage am Weinberg ideal. Sie ziehen künftig Insekten wie Schmetterlinge, Hummeln und Bienen an. So schaffen wir einen kleinen, aber reichhaltigen Lebensraum.
Wie wählten Sie die zu pflanzenden Stauden und Büsche aus?
(Lacht) Das ist ein wichtiger Punkt. Man kann nicht in irgendeine Gärtnerei gehen und sich mit irgendwelchen Pflanzen eindecken. Sonst holt man allenfalls Exoten, auf die weder unsere Flora noch die Fauna eingestellt sind. Es müssen einheimische Pflanzen sein. Wir kauften die Stauden in einer spezialisierten Bio-Gärtnerei, die sogar die Provenienz der Pflanzensamen kennt. In unserem Fall ist es die Reinacher Heide und die Klus von Aesch. Die Büsche wurden zusammen mit dem Forstwerkhof bei der Emme-Forstbaumschule bestellt.
Welche Arbeitsschritte standen vor der Pflanzung?
Zuerst mussten die Brombeeren entfernt und die Mulden ausgehoben werden. Diese Arbeiten hat WBV-Präsident Heinz Ruchti mit dem Kleinbagger erledigt.
Was ist Ihre Rolle bei dem Projekt?
Ich bin im Vorstand des NSVE, der mit dem WBV Ettingen hinter dem Projekt steht. Der NSVE wurde von den Weinbauverein-Vorständen Ambros Thüring und Heinz Ruchti gefragt, ob wir mithelfen wollen, einen naturnahen Bereich des Rebbergs zu gestalten. Wir waren sofort dabei! Bei dieser Umgestaltung können wir auf die Erfahrung von anderen Projekten zurückgreifen, bei denen wir in und um Ettingen Naturschutzgebiete geschaffen haben.
Wem gehört das Land,auf dem die Pflanzung gemacht wird?
Einer Erbengemeinschaft. Sie begrüssen das Projekt, was für uns ein Glücksfall ist. Eine Mitbesitzerin spendierte sogar zusammen mit Ambros Thüring den Apero, den wir am 15. November für die beteiligten Freiwilligen beider Vereine ausrichteten. Es ist schön, dass auch seitens der Besitzerinnen grosses Interesse an dieser Bepflanzung besteht.
Welche Rolle spielt die Gemeinde?
Gar keine, das Projekt beruht auf reiner Privatinitiative. Das Finanzielle, etwa den Kauf der Pflanzen, übernimmt der Weinbauverein.
Wie schwer oder einfach war es,die Freiwilligen zu finden?
Bei uns macht der ganze Vorstand mit, so waren wir auf einen Schlag fünf Freiwillige. Da mussten wir nicht extra einen Aufruf starten, so viele Leute braucht es gar nicht für eine solche Pflanzung. Der Weinbauverein hat einen Aufruf an seine Mitglieder gestartet.
Wie ist der weitere Fahrplan des Projekts?
Das Wichtigste bei solchen Projekten sind die künftige Pflege und der Unterhalt nach der Pflanzung. Macht man nichts, kommt die Brombeere bald zurück und die neuen Stauden werden überwuchert von Kraut und Gras. Also muss man schon im Vorfeld die langfristige Pflege sicherstellen.
Welche weiteren Naturschutzprojekte hat der NSVE bereits realisiert?
Beispielsweise 2018 die Weiheranlage Toggessenmatten. Das ist unser bisher grösstes Naturschutzprojekt, es sind vier Weiher und eine Blumenwiese, die direkt gegenüber vom Fussballplatz liegen. Bei den Weihern laden jetzt vier Bänke zum Verweilen ein, es sind bei gutem Wetter eigentlich immer Leute dort – genauso wie zahlreiche Amphibien und Wasservögel. Dieses Projekt hat der NSVE allein realisiert und auch die Finanzierung ausschliesslich durch Stiftungen organisiert. Gepflegt wird es vom NSVE und vom Werkhof. Das Land liegt direkt am Marbach und konnte glücklicherweise von der Gemeinde erworben werden. Damit ist die Teichanlage in den Besitz der Gemeinde gelangt. Die Auflage vom Kanton war, dort ein Naturschutzprojekt zu verwirklichen.
Wenn Sie einen Zauberknopf hätten, den Sie drücken und sich ein beliebiges Naturschutzgebiet in Ettingen wünschen könnten – was wäre es?
Eine richtig schöne, grosse Blumenmatte mit Hochstammobstbäumen. Eine Wiese voller Insekten und Blumen, weder gedüngt noch beweidet, wie sie einst zur Zeit meiner Kindheit zu unserer Feldflur gehörten. Das fände ich sehr schön. Gregor Szyndler


