Rückblick auf 125 Jahre Spitex Bottmingen Oberwil

  19.06.2025 Bottmingen

Das 125-Jahre-Jubiläum der Spitex Bottmingen Oberwil bietet die Gelegenheit, einen Blick in die Geschichtsbücher zu werfen.

Fünfzehn Frauen des Oberwiler Frauenvereins gründeten 1900 den Oberwiler Krankenpflegeverein: Krankenpflege, Hauswirtschaft und eine Kleinkinderschule standen im Mittelpunkt der Aktivitäten. Ausgegangen war die Initiative zur Gründung von Nationalrat Stephan Gschwind – den Ausschlag hatte «der durch mangelhafte Pflege verursachte Tod einer Wöchnerin» gegeben, wie den Archiven zu entnehmen ist. Stephan Gschwind (1854–1904) war Unternehmer, Wohltäter und Politiker (BAB/SP). Er gründete u. a. auch die Elektra Birseck und Baselland, die Ziegelei und die Schaufelfabrik – sowie die «Pro duktions- und Konsumgenossenschaft Oberwil», die schliesslich in Coop aufging.

Deutsche Ordensschwestern
1901 übernahmen deutsche Ordensschwestern das Angebot für die Krankenpflege, das hauswirtschaftliche Bildungswesen und die Kleinkinderschule. Im Ersten Weltkrieg kam es nach 1914 zu Zwangspausen, der beschränkte vorhandene Raum für Hauswirtschaftskurse und die Kleinkinderschule wurde von der Armee belegt. «Viele Mitglieder des Frauenvereins haben sich engagiert für Dienstleistungen zu Gunsten der Soldaten (Stricken, Wäscheservice usw.)», berichten die Archive des Frauenvereins.

Hauspflegedienst
Im November 1935 wurde beschlossen, einen Hauspflegedienst einzurichten. Es dauerte ein halbes Jahr, bis an der GV 1936 er mit grossem Mehr gutgeheissen wurde. Präsidentin Ida Degen-Krähenbühl setzte das Traktandum gegen Einwände durch. «Es ist erstaunlich, wie die Tatkraft, die Entschlossenheit, die Entscheidungsfreudigkeit, aber auch überlegtes Vorgehen aus den Akten zu lesen ist», berichtet das Archiv. Aufgaben und Ziele des Hauspflegediensts waren die Sicherstellung der Haushaltsführung bei Unfällen, Krankheit oder Wochenbett. Für vier Franken pro Tag hielt der Haushaltspflegedienst die Haushalte also auch bei einem «Ausfall» der Hausfrauen am Laufen.

Umzug an die Mühlegasse
Ein weiterer Meilenstein war 1941 der Kauf der Liegenschaft an der Mühlegasse 1. Ein Grund für den Kauf waren die Schlafstörungen der im Frauenverein aktiven Ordensschwestern: Weil ihr altes Zuhause an der Hauptstrasse lag, fanden die Schwestern nach einem strengen Arbeitstag keine Ruhe. Schliesslich bot die Basellandschaftliche Kantonalbank dem Frauenverein die Liegenschaft an der Mühlegasse 1 zum Kauf an. Die Möblierung der Wohnung wurde mit Spenden aus dem örtlichen Gewerbe, aber auch von Ciba und Sandoz möglich.

Ideenreichtum und Fleiss
Im Jahr 1962 wurde die erste diplomierte vollamtliche Hauspflegerin eingestellt. Im selben Jahr verlegte die Gemeinde die Kanalisation in der Mühlegasse, was für den Frauenverein zu unerwarteten Mehrkosten führte. «Ideenreichtum, Fleiss, Tatkraft halfen gleichermassen, Probleme solcherart zu lösen!», berichten die Quellen. 1981 wurden mit Wiltrudis und Hagwidis die letzten zwei langjährigen Ordensschwestern verabschiedet.

Umbenennung in «Spitex-Dienste»
1995 wurden die bisher karitativ geführten Dienste zu einer wirtschaftlich geführten Non-Profit-Organisation. Im Zuge dieser Anpassungen wurde die Organisation in «Spitex-Dienste» umbenannt, das Personal wurde ausgebaut und EDV eingeführt. Dies erforderte neue Büroräume, denn die dezentralen Arbeitsplätze in Privatwohnungen der Ressortleiterinnen «erschwerten ausserordentlich die enge Zusammenarbeit, den steten Kontakt zwischen Krankenpflege, Hauspflege, Betagtenhilfe, Lohnbuchhaltung usw.» – Die Lösung war ein Umbau an der Mühlegasse 1.

Mehr als 30 Mitarbeitende
2009 wurde die Spitex Bottmingen übernommen. Die Organisation hiess zunächst «Spitex Oberwilplus», bevor sie 2021 in «Spitex Bottmingen Oberwil» umbenannt wurde. Ihr 125-Jahr-Jubiläum feiert die Organisation mit mehr als 30 Mitarbeitenden. Gemeinsam unterstützen sie Menschen «aller Altersgruppen mit akuten oder chronischen Erkrankungen nach dem Spitalaustritt, nach Unfällen, Mutterschaft, während der Rekonvaleszenz, in sozialen Krisensituationen, bei zunehmender Einschränkung durch das Alter und in der letzten Lebensphase.» Ob in den Bereichen Grundpflege, Behandlungspflege, Hauswirtschaft oder Betreuung – die Spitex Bottmingen Oberwil ist auch die nächsten 125 Jahre für alle Menschen da, die ihre Hilfe und Pflege nötig haben.

Gregor Szyndler


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