Sich als Gastgeber erleben – trotz Einschränkung
30.01.2025 BottmingenDas Beschäftigungs- und Wohnheim «Am Birsig» feierte am vergangenen Freitag mit einem abendfüllenden Geburtstagsfest im Burggartenschulhaus sein 25-Jahr-Jubiläum.
Die Aula des Burggartenschulhauses ist gut gefüllt, kurz vor 17 Uhr trudeln die letzten Gäste ein, die Atmosphäre ist feierlich. Die überall im Raum verteilte und auf der Bühne im Grossformat aufgestellte Zahl 25 machte am vergangenen Freitag unmissverständlich klar, was an diesem Abend im Zentrum stand: ein Geburtstag, nämlich jener des Beschäftigungs- und Wohnheims (BWH) «Am Birsig».
Die Institution sei ein wichtiger Bestandteil in Bottmingen, werde als Ort der Begegnung wahrgenommen, stellte Gemeinderat Philipp Bollinger in seinem Grusswort fest. Der Einsatz des Personals beeindrucke ihn jedes Mal aufs Neue.
Start in den 90er-Jahren
Zur Jubiläumsfeier einer Institution gehört natürlich auch ein kurzer Rückblick in die Vergangenheit. Diese Ehre kam Christian Kirchhofer, Co-Leiter des BWH, als «Urgestein», wie er sagte, zu: «Alles begann in den frühen Neunzigern.» Aus der Schwierigkeit des späteren Ehrenpräsidenten heraus, einen Platz für dessen Tochter zu finden, sei die Initiative entstanden, selbst ein Heim für Cerebralgelähmte zu gründen.
Von der konstituierenden Sitzung der Stiftung 1992 bis zur Eröffnung 2000 vergingen acht Jahre. Kirchhofer startete damals als Pädagogisch-therapeutischer Leiter beim BWH: «Ich erinnere mich noch, wie wir das Haupthaus zu Beginn noch über Holzplanken betraten.» Als Meilensteine in diesen Jahren nannte er die Gründung der Aussenwohngruppen in Muttenz und auf dem Bruderholz, die Jubiläumswoche im Jahr 2010 und die Einweihung eines Waldplatzes in Muttenz. Kurt Müller, Präsident des Stiftungsrats, berichtete anschliessend von einem geplanten Bauprojekt zur räumlichen Erweiterung des Heims.
«Einfache Dinge schätzen»
Eine Talkrunde mit mehreren Gesprächsteilnehmern und moderiert von der Bottmingerin Deborah Rullo gewährte spannende Einblicke in Arbeit und Alltag des BWH. Diana Dambach, im Heim verantwortlich für den Bereich «Unterstützte Kommunikation», und Alessandra Menta, Teamleiterin der Wohngruppe Merlin, berichteten von ihrem Arbeitsalltag. «Mich beeindruckt, wie die Bewohner einfache Dinge schätzen. Ein Kaffee am Morgen ist für manche von ihnen wie für andere Weihnachten und Silvester zusammen», erzählte Menta, Bottmingerin, die bereits im Alter von 16 Jahren als Praktikantin beim BWH angefangen hat.
Rührend waren die Worte von Renate Dolium, deren Tochter seit dem 18. Lebensjahr im BWH wohnt. Der Eintritt sei damals «eine riesige Entlastung» gewesen, beschrieb sie ihre Gefühle. «Wir wussten: Jetzt hat unsere Tochter ein Zuhause.» Besonders in Erinnerung bleibe ihr der Moment, als ihre Tochter am Zirkusfest auf einem Balken gelaufen sei. «Wir waren so stolz, dass sie das machen konnte.»
Zu Wort kamen auch zwei Bewohnerinnen selbst, Stefanie Schetty und Eliane Häussler, letztere zusammen mit ihrer Begleitperson Barbara Sutter von der Tagesgestaltung. Beide Bewohnerinnen sind gern kreativ, etwa in der Holzwerkstatt. Stefanie Schetty kocht zudem gern, während Eliane Häussler ein Flair fürs Kartenspielen hat. Die Gesprächsrunde komplettierten schliesslich Stiftungsrat Adrian Gaugler und Andreas Krapp, Präsident des Fördervereins. Sie berichteten von ihrer Motivation, sich für die Institution auf organisatorischer Ebene zu engagieren.
Geschenke für die Jubilare
Nach der Talkrunde bekamen die Jubilare, die von Anfang an im Heim «Am Birsig» wohnen, ein jeweils zu den eigenen Wünschen passendes Geschenk überreicht – vom Europapark-Besuch bis zum Gutschein für ein neues Sofa war alles dabei. Auch einige Mitarbeiter, die seit 25 Jahren dabei sind, wurden geehrt. Aufgelockert wurden die verschiedenen Programmpunkte durch Musik von den Moody Tunes am Klavier, Saxofon und Schlagzeug.
Veranstaltungen wie diese oder auch der jährliche Adventsmarkt sind nicht nur eine gute Gelegenheit für die Institution, sich zu zeigen, sondern tun offenbar auch den Bewohnern sehr gut. «An solchen Anlässen können sich unsere Bewohnerinnen und Bewohner trotz ihrer Einschränkungen auch einmal als Gastgeber erleben», so Co-Heimleiterin Simone Stigler im anschliessenden Kurzgespräch mit dem BiBo.
Das Fest klang aus mit einem eigens zum Jubiläum produzierten Kurzfilm über das Heim und feinen Apéro-Häppchen. Und passend zu einem Geburtstag durfte natürlich auch ein Geschenk nicht fehlen. Es war ein ganz originelles: Jubiläumssocken für alle, und zwar gleich in zwei verschiedenen Designs.
Nathalie Reichel