Sie reisen für Oberwil an den «Donnschtig-Jass»
15.05.2025 OberwilDie fünf Oberwiler Teilnehmenden der «Donnschtig-Jass»-Sendung vom 7. August stehen fest. Gewinner des Qualifikationsturniers vom Samstag ist Alfred Lauber mit 89 Differenzpunkten. Auch Hans Zwahlen, Claude Kissling, Devyn Wobmann und Corinne Eugster werden für die Sendung nach Eglisau oder Hüntwangen reisen.
Was muss man tun, um ins Fernsehen zu kommen? Zumindest bei der SRF-Sendung «Donnschtig-Jass» vor allem eins: gut jassen können. 32 Jasserinnen und Jasser aus Oberwil, von der Jugendlichen bis zum 98-Jährigen, stellten am Samstag im Restaurant Rössli ihr Können unter Beweis und rangen um die Qualifikation für die Teilnahme an der «Donnschtig-Jass»-Sendung vom 7. August in Eglisau oder Hüntwangen (ZH). An jenem Tag wird Oberwil gegen Binningen antreten. Sollte Oberwil gewinnen, findet die nächste Sendung am 14. August im Schnäggedorf auf dem Eisweiher statt – sonst in Binningen.
«Heute gilts ernst», unterstrich André Schmassmann, OK-Chef und Leiter der Gemeindeverwaltung Oberwil, am Samstag. Fünf Jasserinnen und Jasser waren gesucht – darunter mindestens eine jugendliche Person und eine Frau. So wollen es die Sendungsvorschriften.
«Persönliche Buchhaltung»
Bevor es richtig losgeht, erklärt Reto Müller vom Eidgenössischen Differenzlerjass-Verband die Turnierregeln. Es werden vier Spiele à vier Passen gespielt. «Vor euch liegt ein oranger Zettel – das ist eure persönliche Buchhaltung.» Dort können die Teilnehmenden ihre Punkte eintragen. Ziel ist es beim Differenzlerjassen, die Differenz zwischen geschätzten und tatsächlich erzielten Punkten möglichst klein zu halten.
Per Zufallsprinzip setzen sich die Jasserinnen und Jasser an die verschiedenen Tische, dann wird es allmählich still. Die Punkte werden geschätzt und nach jeder Passe zusammengerechnet; die Schreiberin oder der Schreiber des Tisches nimmt die Punkte jeweils entgegen und trägt alles zusammen. Das Ganze wiederholt sich viermal, dann wechseln die Spieler den Tisch.
Wie ist die erste Runde gelaufen? «Durchzogen», meint jemand beim Vorbeilaufen knapp. Aber es kann sich ja noch alles ändern. Meinungen werden ausgetauscht, Getränke werden nachgefüllt. Es herrscht eine gemütliche, lockere Atmosphäre – auch wenn natürlich alle gegeneinander spielen. Zweite Runde: Stille, Konzentration, Kopfrechnen. «Am anderen Tisch ist es definitiv besser gelaufen», ist nach einer Weile aus dem anderen Saal zu hören. Die Frau nimmt die Situation gelassen.
Eine kleine Sensation
Aber recht hat sie schon: Denn in der ersten Runde ist ihr eine kleine Sensation gelungen, nämlich die höchstmögliche Punktzahl anzusagen und auch zu erspielen. «Das ist extrem selten», ordnet Reto Müller ein. Er wird an jenem Nachmittag nicht nur als «Schiedsrichter» und «Lexikon» bezeichnet, sondern ist auch der perfekte Motivationscoach: «Weiter so, locker bleiben», ermutigt er die Jassenden immer wieder.
Am späteren Nachmittag, nach einer grösseren Verpflegungspause, folgt die vierte Runde – das «Penaltyschiessen», wie Müller sagt. Und schliesslich der grosse Moment: die Rangverkündigung. Mit Abstand am besten abgeschnitten hat Alfred Lauber mit 89 Differenzpunkten; er ist somit der Telefonjasser. Auf den zweiten Platz schaffte es mit 102 Differenzpunkten Jürg Räschle, der allerdings zugunsten des 98-jährigen Hans Zwahlen (4. Rang, 106 Differenzpunkte) auf seine Teilnahme verzichtet. Ebenfalls 106 Punkte erzielt hat Claude Kissling; er springt bei Bedarf als Ersatzjasser ein. Die Jugend vertritt Devyn Wobmann mit 120 Differenzpunkten und als beste Frau qualifiziert hat sich Corinne Eugster mit 122 Differenzpunkten.
«Jassen ist Lebensqualität»
Nicht nur die Freude, auch die Überraschung ist bei den Qualifizierten gross: «Ich habe nicht damit gerechnet», so die ersten Worte von Alfred Lauber, gebürtiger Liestaler, der seit 23 Jahren in Oberwil lebt. Alle Gewinner sind sich einig, dass beim Jassen das Gemeinschaftliche im Vordergrund steht. «Beim Jassen kann man viel lachen», betont Hans Zwahlen im Kurzgespräch mit dem BiBo. Bereits als Siebenjähriger habe er Jassen gelernt, seither begleite es ihn sein ganzes Leben lang: «Jassen ist für mich Lebensqualität.»
Im Gegensatz zu Hans Zwahlen hat Claude Kissling das Jassen erst durch das Qualifikationsturnier wieder für sich entdeckt. Davor habe er seit rund 20 Jahren nicht mehr gejasst. Dafür aber umso mehr früher, während des Studiums: «Wenn wir keine Lust mehr auf Vorlesungen hatten, haben wir einfach gejasst», schmunzelt er. Die meisten haben das Kartenspiel im Elternhaus gelernt, so auch Corinne Eugster und der 16-jährige Gymnasiast Devyn Wobmann. Und nun heisst es also: fleissig weiterjassen, mit einem Ziel: Die beliebte Fernsehsendung im August nach Oberwil zu holen.
Nathalie Reichel