Von invasiven Neophyten und akkubetriebenen Handwinden

  28.08.2025 Ettingen

Der Behördenwaldgang wurde ein letztes Mal von Förster Christoph Sütterlin geleitet.

Die Sonne scheint, brennt aber nicht. Die Temperaturen liegen knapp über 20 Grad. Beste Voraussetzungen für einen Waldspaziergang also. Und eigentlich ist ein Behördenwaldgang nichts anderes, entsprechend gut ist die Laune bei den fünf Dutzend Frauen und Männern, die sich am frühen Samstagnachmittag beim Forstwerkhof in Ettingen eingefunden haben.

Begrüsst werden die diversen Gemeindepräsidentinnen und -präsidenten, Bürgerrätinnen und -räte und weitere Behördenmitglieder der Gemeinden Bättwil, Ettingen, Hofstetten-Flüh, Metzerlen-Mariastein, Witterswil und Rodersdorf von Emilio Stöcklin. Der Präsident der Betriebskommission der Forst Betriebs-Gemeinschaft (FBG) am Blauen, welche die Bewaldungen der sechs Gemeinden bewirtschaftet, gibt dann das Wort an Christoph Sütterlin. «Wir wollen euch anhand der Waldbegehung unsere Anliegen näher bringen», erklärt der Revierförster, der natürlich weiss, dass das Geld in diesen Tagen nicht locker sitzt. «Ihr seid am Sparen, wir am Ausgeben …» Dennoch hofft er, dass die finanzielle Unterstützung aus den Gemeinden «auf diesem Niveau» gehalten werden kann. «Dann können wir die nächsten drei bis vier Jahre so weitermachen.»

Förster schauen nach oben
Bevor sich alle auf den Weg machen, holt Sütterlin einen jungen Mann, der ebenfalls ein «FBG am Blauen»-Cap aufhat, zu sich und stellt ihn vor. «Das ist mein Nachfolger, Tim Oberkirch», sagt der Förster, der auf Ende Jahr pensioniert wird. «Wir sind froh, dass wir ihn haben – er passt super zu uns», betont Sütterlin und fügt augenzwinkernd hinzu: «In Zukunft muss Tim all meine Fehler ausbügeln ...»

Schon beim ersten Halt macht Christoph Sütterlin klar, was der Unterschied zwischen Spaziergängern oder Bikern und Förstern ist, wenn sie im Wald sind. «Ihr schaut geradeaus, wir schauen nach oben!» Anhand der Farbe, den Ästen und der Beschaffenheit des Stamms erkennen die Fachleute, ob ein Baum gefällt werden muss. Wann und wie oft das geschieht, können auch die Experten nicht voraussagen. «Wir können das Wetter nicht beeinflussen.»

Nicht nur Sütterlin, sondern auch Oberkirch, die Forstwarte Joel Kamber und Gian-Marco Manser und Vorarbeiterin Tanja Karcher richten an den diversen Posten erklärende Worte an die Teilnehmenden des Behördenwaldgangs. Von Kamber gibt es einen Crash-Kurs über die Funktionen des Waldes, während Manser die Leute über Neophyten aufklärt. «Das sind Pflanzen, die nicht von hier sind.» Um sie zu entfernen, greift der Forstwart zu einer sogenannten Strauchzange und demonstriert mithilfe eines Freiwilligen unter Applaus, wie man einen invasiven Neophyten aus dem Boden holt.

Auch Luzius Fischer, Kreisförster BL und Teil der Gruppe der Waldbesucher, ergreift kurz das Wort und klärt die Interessierten über die Folgen der Klimaerwärmung auf. «Die Temperaturen gingen in den letzten 150 Jahren steil nach oben. Die Bäume konnten sich daran nicht anpassen.»

Highlight zum Abschluss
Die zweieinhalb Stunden im Wald vergehen wie im Flug. Man erfährt Fakten über den Waldrand, Feuerstellen, Hiebsreife und die Wichtigkeit des Nebenbestandes. Das Highlight haben sich Sütterlin und sein Team für den Schluss aufgespart: Ein Baum soll mittels eines Fällkeils gefällt werden. Das Vorhaben gelingt zunächst, doch die Äste der nebenstehenden Bäume verhindern, dass der Baum zu Boden fällt. Die Forstwarte müssen kreativ werden. Schliesslich ist es die akkubetriebene Handwinde (Sütterlin: «Plan C!»), welche die Sache unter Applaus zu Ende bringt.

Danach geht es zurück zum Forstwerkhof, wo Fleisch und Wurst vom Grill auf die hungrigen Waldbesucherinnen und -besucher warten. Bevor sie aber zum kulinarischen Teil übergehen, folgen noch ein paar kurze Reden. Tanja Steiger, die Gemeindepräsidentin von Hofstetten-Flüh, bedankt sich für den interessanten Rundgang und verspricht, sich dafür stark zu machen, wenn es darum geht, finanzielle Mittel zur Bekämpfung von Neophyten zu bewilligen. Alle bedanken sich ausserdem bei Christoph Sütterlin für das Geleistete in den vergangenen 35 Jahren.

Der abtretende Revierförster gibt den Dank zurück, beispielsweise an die Waldbesitzer. «Sie hatten für meine Anliegen immer ein offenes Ohr.» Zwar habe man ab und zu «mit roten Köpfen diskutiert», doch die Ziele seien immer erreicht worden. Diese gute Art der Zusammenarbeit wünscht er sich auch in Zukunft für seinen Nachfolger. «Der Wald braucht euch, Tim braucht euch!»

Alan Heckel


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