VERANSTALTUNGEN
Was hat es mit dem Maibaum eigentlich auf sich?
17.04.2025
Oberwil
Ab Ende April sind sie wieder auf vielen Dorfplätzen und Häusern zu sehen: hohe, bis auf die Krone entastete Bäume, oben mit einigen Bänder geschmückt, am Stamm mit einer Tafel versehen, auf der vielleicht ein Mädchenname zu lesen ist. Der Brauch, solche Maibäume zu errichten, ist in ganz Westeuropa seit dem 13. Jahrhundert bekannt – und auch in vielen Baselbieter Gemeinden noch lebendig. So auch in Oberwil.
Ursprünglich wurde als Maibaum nur die Birke ausgewählt, weil sie als Erste aus der Winterstarre erwacht. Sie gilt als Symbol für Anmut und Kraft, Lebenswillen und Heiterkeit. Auch die Fichte oder eine Tanne wird als Maibaum verwendet. Maibäume wurden früher in der Walpurgisnacht geschlagen, in der Nacht vor dem 1. Mai, in der nach altem Volksglauben die Hexen auf dem Brocken im Harz zusammenkamen. Die Bäume mussten so gefällt werden, dass die Spitze unbeschädigt blieb. Auf geschmückten Pferde-Vierspännern wurde der Baum ins Dorf gebracht. Auf dem Dorfplatz richtete man ihn auf und steckte ihn in ein in den Gemeindefarben bemaltes Rohr. Sobald der Maibaum von den Ästen befreit und ins Dorf gebracht war, begann das Schmücken. Dafür waren die Frauen und Mädchen des Dorfes zuständig. Der Stamm des Baumes wurde mit Rindenschnitzereien, Girlanden und Kränzen geschmückt. Dann wurde der Baum aufgerichtet und im Aufstellschacht fest verkeilt. Am ersten Mai sangen und tanzten die Dorfbewohner*innen um den Maibaum, der den ganzen Sommer über in der Mitte des Dorfes stehen blieb.
Ein gerader, aufgestellter Maibaum symbolisiert übrigens das wieder erwachte Wachstum im Frühling, die Ankunft des Lichts, der Wärme und der Fruchtbarkeit. In einigen Dörfern gehört das Stehlen des Maibaums heute noch oder wieder zum festen Brauchbestand. Ein gestohlener Maibaum muss durch eine gehörige Menge Bier und Essen ausgelöst werden – schlimmer aber ist der Spott, den ein gestohlener Maibaum mit sich bringt. Das Maibaumstehlen ist mitunter sogar genau geregelt. So besagt das Maibaum-«Gesetz» unter anderem, dass keine Gewalt angewendet und der Baum nicht beschädigt werden darf. In manchen Gegenden ist auch das «Maibaum stecken» nach wie vor Tradition. Dabei wird in der Nacht zum 1. Mai der Angebeteten ein Maibaum in den Garten gesteckt. Dieser kann gar nicht gross und hoch genug sein. Damit drückt der Junge die Verbundenheit zum auserwählten Mädchen aus. Diese kleineren Maibäume sind meist Birken oder Fichten, die bunt geschmückt sind. Dieser spezielle Maibaum muss einen Monat lang stehen bleiben. Wird er früher entfernt, bedeutet das, dass die Auserwählte kein Interesse an dem jungen Mann hat.
Traditionen sind etwas Wunderbares und sollten wann immer möglich beibehalten werden. Heuer wird der Oberwiler Maibaum, eine 14 Meter hohe Tanne, vom Werkhof liebevoll geschmückt und danach – ganz modern – mit dem Lastwagen auf den Gemeindehausplatz transportiert und aufgerichtet, um dann im Rahmen der
traditionellen Maibaumfeier am Samstag, 26. April 2025, um 16 Uhr, feierlich eingeweiht zu werden.