«Wenn man zusammenspielt, ist man weniger nervös!»
20.02.2025 BottmingenDas Burggartenschulhaus war Schauplatz einer weiteren Jazz-Session der Musikschulen Baselland.
Die Flure sind leer, es ist ruhig an diesem Samstagvormittag im Burggartenschulhaus. Doch ganz leise sind jazzige Klänge aus einem Zimmer zu hören. Folgt man seinen Ohren, landet man vor und schliesslich im Mehrzweckraum. Und tatsächlich: Acht Jugendliche und drei Erwachsene spielen, proben und diskutieren. Es ist die zweite Jazz-Session der Musikschulen Baselland, zu der die Musikschule Binningen-Bottmingen, die Regionale Musikschule Liestal und die Musikschule Laufental-Thierstein gehören, in diesem Jahr, die erste in Bottmingen.
Zu hören ist «Sunny», der Klassiker von Bobby Hebb. Das E-Piano groovt, die beiden Drums klingen satt und die Sängerin ist textsicher. Doch wenn sich etwas für den Laien gut anhört, gilt das nicht unbedingt für den Experten. «Das sind zwar wahnsinnige Soli, aber es muss verständlich, also im Rhythmus, sein», unterbricht Johannes Gutfleisch. Der Lehrer von der MS Laufental-Thierstein ist für Drums und Percussion zuständig und gibt dem Schüler auch phonetisch mit, was er meint: «Baff, baff, bububu!»
Der Spass steht im Vordergrund
Die anderen beiden Erwachsenen sind Florian Döling (MS Binningen-Bottmingen, Kontrabass und E-Bass) und Roland Köppel (RML Liestal, Klavier und Keyboard). Die Wahl ihrer Instrumente ist nicht zufällig, denn sie können notfalls einspringen, wenn ein Instrument «fehlt». «Letztes Mal hatten wir zwei Saxofone hier», verrät Döling.
Nun sind es gleich vier Schlagzeugerinnen und Schlagzeuger, dazu zwei Bassisten, ein Keyboarder und eine klavierspielende Sängerin, die gekommen sind. Sie sind zwischen 10 und 18 Jahre alt und kommen aus Liestal, dem Laufental und natürlich auch aus dem Leimental. Zwar wissen die drei Musiklehrer im Voraus nie, was für Instrumentalisten auftauchen, doch für die Session existiert ein Grundbestand aus 17 Liedern, sieben davon stehen in der engeren Auswahl, etwas mehr als die Hälfte wird gemeinsam in der Session erarbeitet. Weil die Songs online gelistet sind, haben alle die Möglichkeit, schon im Vorfeld zu proben. «Die Schnittmenge der geprobten Stücke ist hoch», weiss Köppel.
Nach dem Ende der Session werden die Tracks gemeinsam vor Publikum – in der Regel die Eltern der teilnehmenden Kinder – aufgeführt. Bange wird deswegen dem Musiknachwuchs nicht. Sie geniessen es, das Gelernte zu demonstrieren und im Kreise von Gleichgesinnten zu improvisieren.
Auch wenn es nicht hörbar ist, die meisten Teilnehmenden sehen sich an diesem Tag zum ersten Mal. So auch Tina aus Laufen und Lena aus Liestal. Die 17-jährige Laufentalerin spielt Schlagzeug und findet es «toll, mit anderen Leuten zusammenzuspielen und andere Schlagzeuger um sich zu haben». Mit Fremden ein Stück zu erarbeiten, findet sie nicht so schwierig. «Man muss sich einfach konzentrieren und zuhören.»
Für die 18-jährige Liestalerin ist es derweil «mega cool, als Band zusammenzuspielen. Ich geniesse das Bandfeeling an diesen Sessions.» Auch wenn sie das erste Mal mit den anderen musiziert, spürt sie keinen Druck. «Der Spass steht im Vordergrund.» Das gilt auch für den gemeinsamen Auftritt später. Zwar gestehen Tina und Lena, vor Auftritten stets nervös zu sein, «aber wenn man zusammenspielt, ist man weniger nervös», sagten beide unisono.
Funkiges zum Abschluss
Dann ist die kurze Pause vorbei, die Probe geht weiter. «Ich möchte etwas Funkiges spielen», wünscht sich Lio, ebenfalls Schlagzeuger. Die Wahl fällt auf Herbie Hancocks «Watermelon Man», Johannes Gutfleisch mahnt aber die enthusiastischen Drummer: «Ihr dürft nur so laut spielen, dass ihr die anderen noch hört!»
Mit einer Mischung aus Spielfreude und Konzentration erarbeitet sich die Gruppe das nächste Stück. Der Auftritt kann kommen. Die nächste Jazz-Session (am 6. April in Liestal) eigentlich auch. «Alle sind willkommen, auch Lehrpersonen», so Florian Döling.
Alan Heckel